Ravanas Rueckkehr
Er musste nach Hause und dringend anfangen, seine Bücher auf weitere Informationen hin zu durchforsten.
Giles ließ den Kaffee und seine anderen Einkäufe auf einer Auslage mit Salzbrezeln zurück und eilte zur Tür hinaus.
»Willow, was machst du denn so spät noch hier?«, fragte Mila. Zwischen zwei Türketten blickte sie durch den geöffneten Spalt ihrer Wohnungstür. Sie musste laut sprechen, um den Regen zu übertönen, der seit einigen Minuten in Strömen herabprasselte.
»So spät ist es doch noch gar nicht«, sagte Willow leise.» Oder?« Sie war vom Scheitel bis zur Sohle patschnass. Der Schirm, den sie bei sich hatte, hatte ihr zuerst noch ein wenig Schutz geboten, als aber ein kräftiger Wind aufgekommen war, hatte er den peitschenden Regen nicht mehr abhalten können.
»Ich sehe mir gerade eine Mitternachtsshow im Fernsehen an, und für einen Schultag ist das spät.« Mila schloss kurz die Tür, um die Ketten innen zu lösen, und öffnete dann ganz. »Komm rein.« Als sie die Tür dann hinter Willow verriegelte, fragte sie: »
Stimmt
irgendwas nicht?« Sie nahm Willow den Schirm ab und lehnte ihn neben der Tür an die Wand.
»Ich wollte nur... tut mir Leid, dass ich so spät noch störe, aber ich ... ich musste einfach mit jemandem reden. Nein, mit Ihnen.«
»Komm, setz dich.« Mila führte sie durch das kleine Wohnzimmer zu einem Sofa. »
Ich habe mir gerade Tee gemacht. Möchtest du auch einen?«
»Oh, ja, bitte.«
»Bist du zu Fuß hergekommen? Du bist ganz nass.«
»Von zu Hause ist es nicht weit hierher, wirklich, und es hat nur genieselt, als ich losgegangen bin. Aber vor ein paar Minuten sind die Wolken aufgeplatzt, und es hat angefangen zu schütten.«
» Geh ins Bad und hol dir ein Handtuch, damit du dich abtrocknen kannst. Die erste Tür auf der linken Seite.«
Die Wohnung war klein, aber trotz ihrer geringen Abmessungen wirkte sie geräumig.
Ein Tresen trennte die Küche vom Wohnzimmer, und als Mila um ihn herumging, um den Tee zu holen, deutete sie auf die linke Seite des Flurs.
Im Badezimmerschrank fand Willow schnell ein Handtuch, mit dem sie ihre Haare trocken reiben konnte. Danach trocknete sie Hals und Arme ab und versuchte vergeblich, die Nässe von ihren Kleidern zu tupfen. Mit dem Handtuch in der Hand verließ sie das Badezimmer... und erstarrte.
Auf der anderen Seite des Flurs stand die Tür weit offen, und neben einem französischen Bett konnte Willow in der Zimmerecke eine Statue von mindestens 1,20 Meter Höhe sehen. Sie stand auf einem Sockel, der sie noch größer wirken ließ.
Da sie sie nicht genau erkennen konnte, trat Willow in den Türrahmen, um sie näher in Augenschein zu nehmen. Weil die brennende Nachttischlampe aber nicht viel Licht spendete, trat Willow schließlich ganz ins Schlafzimmer. Die Statue schien eine Art Baum darzustellen, dessen Zweige sonderbar platziert waren und sich in alle Richtungen wandten. Irgendetwas an der Spitze der Statue irritierte sie. Sie ging näher heran und kniff in dem Bemühen, mehr zu erkennen, die Augen zusammen.
Stolpernd blieb sie stehen, als sie ein Gesicht erkannte. Dann keuchte sie auf. Da war noch ein Gesicht... und noch eines ...
Willow musste die Gesichter nicht zählen, um zu wissen, wie viele es waren. Das war kein Baum, und die Auswüchse waren keine Äste.
Hinter ihr ertönte ein Klicken, und plötzlich war der ganze Raum samt der zehnköpfigen Kreatur vor ihr in Licht gebadet. Das Gesicht, das mit gebleckten nadelspitzen Fängen direkt in ihre Richtung blickte, schien sich ihr regelrecht entgegenzurecken, als wollte es ihr ein Stück Fleisch aus dem Leib reißen.
Angesicht in Angesicht mit der Statue Ravanas schrie Willow auf und wirbelte fluchtbereit herum.
»Was ist los, Willow?«, fragte Mila in einem Ton, in dem Verblüffung, Sorge und ein wenig Furcht anklangen.
Willow fühlte sich, als hätte ihr jemand einen Kübel voll Eiswasser in den Bauch gepumpt. Kälte breitete sich über ihren Körper aus. Die Statue hatte nichts zu bedeuten, rein gar nichts, und trotzdem wollte Willow am liebsten aus dem Fenster springen.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Mila, als sie auf Willow zustürzte und versuchte, ihr beruhigend die Hand auf die Schulter zu legen.
Willow zuckte zurück. »Fassen Sie mich nicht an«, keuchte sie, selbst überrascht, diese Worte laut ausgesprochen zu haben, aber sie war so erschrocken, dass sie den Gedanken einfach nicht hatte für sich behalten können.
Mila sah sehr
Weitere Kostenlose Bücher