Ravanas Rueckkehr
ihr argen Kummer. Wenn sie nur lange genug darüber nachdachte, wollte sie am liebsten aus der Haut fahren. Doch so beängstigend die Sache war, sie hatte auch etwas Gutes zutage gefördert. Sie musste sich nicht länger fragen, was mit der Freundschaft zwischen ihr und Buffy geschehen war. Die Tatsache, dass es nichts war, was sie getan hatte - oder nicht getan hatte -, stellte für Willow eine enorme Erleichterung dar; sie fühlte sich, als hätte sie über Nacht fünfundzwanzig Pfund an hässlichem Übergewicht verloren.
Ehe sie letzte Nacht aus Giles’ Wagen ausgestiegen war, hatte Willow Buffy gefragt:
»Dann ist zwischen uns alles okay?«
Buffy hatte gegrinst und sie fest in die Arme geschlossen.
Das Grinsen war ansteckend gewesen, und Willow hatte es gern mit nach Hause getragen. Unterwegs hatte sie leise vor sich hin gesungen: »Endlich alles okay, endlich alles okay.«
Unter Willows rechtem Auge hatte sich ein Bluterguss gebildet, den sie größtenteils mit etwas Make-up verbergen konnte. Ihre Unterlippe war immer noch geschwollen, aber der Riss sah bei weitem nicht so schlimm aus, wie sie befürchtet hatte. Obwohl sie sich bereits eine Ausrede ausgedacht hatte - sie würde jedem erzählen, sie wäre vor eine Tür gelaufen -, war sie nicht gerade erpicht darauf, den ganzen Tag deswegen angesprochen zu werden. Immerhin spendete ihr die Tatsache, dass sie zur Schule laufen konnte, ein wenig Trost. Buffy hätte sie innerhalb von Sekunden krankenhausreif schlagen können.
Auf den Korridoren des Schulgebäudes war es still; es war noch zu früh am Morgen.
In der Bibliothek brannte noch kein Licht, und die Tür zu Giles’ Büro war geschlossen, weshalb Willow annahm, dass er noch nicht eingetroffen war.
Sie setzte sich vor ihren gewohnten Computer und bootete ihn hoch.
Irgendwo in der Bibliothek erklang ein Geräusch, so leise, dass sie es nicht gleich identifizieren konnte - irgendwie feucht... etwas wie zermatschen? Saugen?
Langsam stand Willow auf, verließ ihren Computer und schlich sich in die Richtung des Geräusches. Es kam von der anderen Seite des Bücherregals, vor dem sie stand.
Angestrengt auf das seltsame Geräusch lauschend, ging sie langsam an den Büchern vorbei, um das Regal herum ... und verdrehte die Augen.
»Ich habe noch nie gehört, dass irgendjemand dabei so einen Lärm veranstaltet wie ihr
«, stellte Willow gleich darauf trocken fest.
Xander und Cordelia sprangen augenblicklich vom Sofa auf, darauf bedacht, möglichst schnell Abstand zwischen sich zu bringen, und richteten peinlich berührt ihre Kleider und Haare. Beinahe gleichzeitig wirbelten sie dann herum und starrten Willow an.
»Machst du denn gar keine Geräusche, wenn du einen Raum betrittst?«, fragte Xander.
Willow lachte. »Bei dem Krach? Ihr habt euch angehört wie ein paar Nilpferde, die sich im Schlamm wälzen.« Zufrieden grinsend machte sie kehrt und ging zurück zu ihrem Computer.
Xander und Cordelia folgten ihr.
»Hey, äh, hast du von den Morden gehört?«
»Yep. Frischfutter für die Rakshasa.«
»Hast du Giles gesehen?«, fragte Xander.
»Noch nicht.«
»Und wie steht's mit Buffy?«
»Auch nicht. Aber es ist noch früh, und sie hatte gestern Nacht zu Hause unerfreulichen Rakshasa-Besuch. Ich bin nur früher gekommen, um im Netz nach Informationen zu suchen. Aber ich weiß nicht, was ihr beide hier macht.« Breit grinsend setzte sie sich wieder vor den Computer.
Xander ignorierte die Bemerkung und stellte sich neben sie. »Und, was denkst du?«
»Was denke ich worüber?«
»Über das Schauerspiel, mit dem wir es gerade zu tun haben«, erklärte er beinahe flüsternd.
Willow blickte zu ihm auf und stutzte, als sie seinen todernsten Gesichtsausdruck bemerkte. Xander setzte nur selten eine solche Miene auf, und der Anblick erschreckte Willow ein bisschen.
»Na ja, ich habe noch nicht lange genug darüber nachgedacht, mir eine Meinung zu bilden. Ich war zu sehr damit beschäftigt, Mila zu verteidigen und nach Informationen über...«
»Ich finde das ziemlich gruselig. Und gefährlich.«
Willow schob ihren Stuhl zurück und drehte sich ganz zu ihm um.
»Weißt du«, fuhr Xander fort, »ich bin der Erste, der zugibt, etwa so mutig wie ein Truthahn beim Erntedankfest zu sein. Das ist der Grund, warum ich meistens tiefstapele. Ich hasse Schmerzen und ich mag keine Spannung... besonders, wenn die spannende Frage lautet, ob ich leben oder sterben werde. Aber diese Geschichte ...« Er schüttelte
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