Ravanas Rueckkehr
wahrscheinlich den ganzen Tag zu tun haben. Okay, das passt mir gut. Danke. Und sag mir Bescheid, wenn du noch etwas von dieser Verrückten mit ihren scheußlichen indischen Kunstgegenständen hörst. Bye-bye.« Sie legte das Telefon auf der Arbeitsplatte ab und sagte: »Gut, lass mich nur schnell meine Schlüssel holen.«
Buffy hatte bereits ein paar Mal von ihren Teigtaschen abgebissen und kaute herzhaft.
Sie schmeckten köstlich, was ihr bewusst machte, wie hungrig sie trotz der gewaltigen Mahlzeit, die sie in den frühen Morgenstunden gegessen hatte, immer noch war.
Plötzlich hörte sie auf zu kauen und starrte sengenden Blickes ins Leere.
Was hatte ihre Mutter am Telefon gesagt? Irgendetwas über indische Kunst? Oder indianische? Bestimmt war es indianische Kunst. Ja, das hatte sie sicher gemeint.
Buffy hatte einige indianische Kunstgegenstände gesehen, als sie das letzte Mal in der Galerie gewesen war.
»Bist du fertig?«, fragte Joyce, während sie mit den Schlüsseln klimperte.
Buffy wollte etwas sagen, aber sie hatte den Mund voll. Sie kaute schnell und würgte den Bissen hinunter. »Hast du am Telefon etwas über hässliche indische Kunst gesagt?«, fragte sie.
»Ja.«
»Indische oder indianische?«
»Nein, indische Kunst. Ich dachte, du wolltest erst im Wagen essen?«
Buffy ließ die angebissenen Teigtaschen auf den Teller fallen und stellte ihn auf dem Tisch ab. »Welche Art indischer Kunst?«
Joyce bedachte Buffy mit einem tadelnden Blick. »Buffy, ich stehe direkt neben dir.
Es ist nicht nötig, mich anzubrüllen.«
»Welche - Art - indischer - Kunst?«
»Phyllis Lovecrafts Sammlung indischer Kunst. Zumindest behauptet sie, es wäre indische Kunst. Aber das Zeug ist so hässlich, dass ich nicht weiß, ob ...«
»Ihre Sammlung? Du hast mir nie erzählt, dass es um indische Kunst ging!« Wieder war Buffys Stimme lauter geworden, und ihre Augen glühten förmlich.
»Ich ... ich wusste nicht, dass das irgendwas ausmacht, und ... und ... du hast mich nicht danach gefragt.«
»Welche Art von Kunst?«
»Indische ... na ja, Elefanten und Hindugötter und ...«
»Wie sehen sie aus?«
»Warum ist das so wichtig für dich, Buffy?«
»Es ist einfach wichtig, Mom, und jetzt sag mir bitte, wie sie aussehen.«
»Ich weiß es nicht genau. Sie hatte verschiedene Stücke» Ich dachte, du hättest es eilig, zur Schule zu kommen.«
»Bitte, Mom. Du musst dich erinnern ... war da auch eine kleine Statue von einem Ding mit zehn Köpfen und zwanzig Armen?«
Völlig verwirrt sah sich Joyce seufzend in der Küche um.» Sie hat mir ein paar Fotos gegeben, aber ich kann mich nicht erinnern, wo ...«
»Du hast Fotos?« fragte Buffy, wobei sie ihre Mutter unsanft an den Oberarmen packte.
»Buffy, würdest du dich bitte beruhigen? Du machst mir Angst!«
»Hör zu, Mom, bitte hör mir zu. Diese Statuette, von der ich dir bei Denny 's erzählt habe, erinnerst du dich? Sie ist sehr alt und sie ist indisch und sie muss irgendwo hier in Sunnydale sein. Wir müssen sie finden, sonst werden noch mehr Leute umgebracht und gegessen. Also, Mom, bitte, sag mir...«
»Gegessen?«
»Die Fotos, Mom. Hast du die Fotos noch?«
»Die Fotos«, murmelte Joyce, während sie zu der Schublade mit allerlei Plunder auf der anderen Seite der Küche ging, sie öffnete und ihren Inhalt durchwühlte. »Ich habe sie hier reingelegt, aber das war, bevor ich aufgeräumt habe, und ... ich kann mich nicht erinnern, sie gesehen zu haben, als ...«
»Er hat sie doch nicht mitgenommen, oder?«, fragte Buffy. Spannung machte sich in ihrem Brustkorb breit.
»Hier sind sie!«, rief Joyce plötzlich und zog einen voll gestopften Umschlag aus dem Durcheinander in der Schublade. Ehe ihr Zeit blieb, den Umschlag an Buffy weiterzureichen, war jene schon herbeigesprungen und riss Joyce die Fotos aus der Hand.
Buffy zog die Bilder so hastig aus dem Umschlag, dass sie sie beinahe fallen gelassen hätte. Das erste zeigte eine vielarmige Frauenstatue. Buffy schob es unter den Stapel.
Ebenso verfuhr sie mit den nächsten paar Bildern. Elefanten, andere fremde Götter, eine Art in Stein geschlagener Palast.
Dann hielt sie plötzlich keuchend inne und starrte aus weit aufgerissenen Augen vor sich hin.
»Oh mein Gott«, hauchte sie.
Auf dem Foto in ihrer Hand blickte ihr die Ravanastatuette samt den sechs kleinen Rakshasa-Figuren aus unzähligen Augen finster entgegen.
»Sie hat sie«, murmelte Buffy mit zitternder Stimme.
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