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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dagegen reagierte ganz anders. Für eine halbe Sekunde stand er starr vor Schrecken da, dann brüllte er zornig auf, duckte sich und rannte auf die mehr als doppelt so große Kreatur zu.
    Selbst das Monster schien über den Mut des Jungen erstaunt zu sein. Es verharrte mitten im Schritt, legte den Kopf auf die Seite und blickte seinem heranstürmenden Gegner aus seinem riesigen, bluttriefenden Auge entgegen. Einer der Krakenarme zuckte vor, verfehlte Marcs Kopf um Millimeter und schlug eine tiefe Beule ins Blech des Wagens.
    Marc stieß einen gellenden, spitzen Karate-Schrei aus, sprang mit unglaublicher Kraft in die Höhe und federte auf das Monstrum zu. Sein Körper drehte sich in der Luft, lag dann fast waagerecht und krümmte sich im Sprung zusammen. Sein rechter Fuß stieß mit der Gewalt eines Vorschlaghammers zu, traf die Bestie dicht über dem hässlichen Papageienschnabel und ließ sie meterweit zurücktaumeln.
    Marc stürzte zu Boden, vollführte eine elegante Rolle und setzte zu einem weiteren Karate-Sprung an.
    Aber er führte die Bewegung nie zu Ende.
    Ein greller Feuerstrahl zuckte aus dem Auge des Wesens, hüllte seinen Körper ein und verwandelte ihn in eine lodernde Fackel. Ein hässliches Knistern und Brodeln erfüllte die Luft.
    Das Monster richtete sich zu seiner vollen Größe von mehr als drei Metern auf, stieß ein markerschütterndes Brüllen aus und bewegte sich dann mit wiegenden Schritten auf das hilflose Mädchen zu, das immer noch dort am Boden hockte, wo es über die Wurzel gestolpert war.
    Sue begann zu schreien.
    Vor der Polizeiwache von Karghill war ein ganzer Wagenpark abgestellt, als Jeff Target die Ortschaft erreichte. Er stellte den Maserati verbotswidrig zehn Meter weiter auf dem Bürgersteig ab, stieg aus und eilte auf die Wache zu. Die Wagenansammlung überraschte ihn. Wenn ihn nicht alles täuschte, handelte es sich um zivile Dienstfahrzeuge der Polizei; etwas weiter ab stand auch ein richtiger Mannschaftswagen, in dem mehrere uniformierte Beamte saßen und auf etwas zu warten schienen. Das Geräusch ihrer Stimmen drang durch ein heruntergekurbeltes Fenster bis zu Jeff. Offensichtlich spielten die Männer Karten, was wahrscheinlich nicht ganz vorschriftsgemäß war, ihnen aber immerhin half, sich die Zeit zu vertreiben.
    Irgendetwas, das begriff Jeff Target, war hier vorgefallen - etwas, von dem er noch keine Ahnung hatte und das vielleicht auf die eine oder andere Weise mit den Vorgängen um Bettys Tod und um Barlaam zu tun hatte.
    Umsonst entsandte Scotland Yard schließlich keine mittlere Streitmacht in ein so entlegenes Kaff wie Karghill!
    Jeff war so in seine Gedanken versunken, dass er beinahe einen Bobby umgerannt hätte, der vor der Tür der Wache stand und mit seinem Körper den Eingang versperrte. Als er aufblickte, schüttelte der Beamte missbilligend den Kopf und deutete auf den Maserati.
    »Ist das Ihr Wagen, Sir?«, erkundigte er sich steif.
    »Nein, meiner«, ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund.
    Jeff und der uniformierte Beamte wandten sich um und erspähten Raven, der mit dem missmutigsten Gesicht der Welt quer über die Straße auf sie zustapfte. »Und ich würde liebend gerne wissen, was, zum Teufel, Sie damit gemacht haben«, fuhr der Privatdetektiv fort, als er sie erreichte. »Hatten Sie einen Unfall?«
    Jeff blickte unwillkürlich zum Wagen.
    Der Maserati sah reichlich mitgenommen aus. Außer der zertrümmerten Windschutzscheibe waren auch noch beide Kotflügel eingedrückt und eine Lampe zerbrochen. Die Beifahrertür schien jeden Moment aus den Angeln fallen zu wollen, und aus dem Motor tropfte eine dunkle, ölig schimmernde Flüssigkeit. Insgesamt bot der Wagen ein rechtes Bild des Jammers.
    »Nicht gerade einen Unfall«, knurrte Jeff und hob beschwichtigend die Hand. »Aber damit ich die Geschichte nicht zwei Mal erzählen muss, gehen wir am besten jetzt zusammen rauf zu Mortenson. Der wird sich nämlich auch dafür interessieren, wie das da zustande gekommen ist!«
    »Oh, das wird leider nicht möglich sein, Sir«, warf der Polizist ein.
    Jeff begann allmählich zu kochen. Die stoische Ruhe des uniformierten Beamten brachte ihn schier zur Raserei. »Und warum nicht?«, fragte er mit mühsam beherrschter Stimme.
    »Nun«, antwortete der Bobby, den Jeffs Aufregung nicht im Geringsten berührte. Er hatte schließlich seine Vorschriften. »Erstens stehen Sie im Halteverbot. Im absoluten Halteverbot.« Er hob den Zeigefinger. »Zweitens befindet sich

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