Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
bald beginnen, ihre Macht zu festigen.« Das Sprechen bereitete ihm jetzt sichtlich Schwierigkeiten.
    »Und warum erzählst du mir das alles?«, fragte Jeff leise, obwohl er die Antwort bereits zu wissen glaubte.
    Barlaam lachte humorlos. »Warum, Jeff Target? Weil ... weil ich betrogen wurde. Sie versprachen mir, mich zum vollgültigen Thul Saduum zu machen, wenn ich sie befreite, aber sie ... sie ließen mich im Stich. Sie verschwanden, kaum, dass das Siegel erloschen war. Sie haben mich verraten, und jetzt ...« Er lachte leise. »Jetzt verrate ich sie. Und jetzt geh, Jeff Target. Geh! Lass mich alleine sterben!«
    Jeff zögerte einen Moment, dann stand er auf und ging langsam zum Waldrand. Card und seine Männer folgten ihm.
    Weder Jeff noch Card noch einer der Polizisten sagte ein einziges Wort, während sie nach Karghill zurückfuhren. Jeder saß in Gedanken versunken da und versuchte auf seine Art, mit dem Erlebten fertig zu werden.
    Card stellte den Wagen vor der Wache ab, stieg aus und ging mit müden Schritten die wenigen Stufen zum Eingang hinauf. Der inzwischen bewusstlose Raven wurde von zwei kräftigen Polizisten hinter ihm her in den Flur getragen und dort vorsichtig niedergelegt. Man hatte schon per Funk während der Rückfahrt eine Ambulanz aus dem nächst größeren Ort herbeibeordert, die jeden Augenblick eintreffen musste.
    Jeff warf dem besinnungslosen Privatdetektiv einen letzten Blick zu und folgte dann Card die Treppe hinauf zu Mortensons Büro.
    »Es ist also noch nicht vorbei«, murmelte der Inspektor, als er die Tür aufschloss, den Raum betrat und mit tastendem Griff den Lichtschalter anknipste. »Oder wie sehen Sie die Sache, Target?«
    Jeff seufzte. »Ich fürchte, was wir erlebt haben, war gerade erst der Anfang«, sagte er matt. »Und wenn Barlaam uns nicht gewarnt hätte, wüssten wir nicht einmal, in was für einer Gefahr wir schweben.«
    Card zögerte. »Glauben ...«, sagte er dann stockend. »Glauben Sie, dass diese Monster wirklich frei sind?«
    »Ich will es nicht glauben«, antwortete Jeff. »Aber ich fürchte, ich muss.«
    »Vielleicht hat Barlaam Sie belogen«, sagte Card leise. Aber der Klang seiner Stimme verriet, wie wenig er selbst an seine eigenen Worte glaubte. Es war nur der Versuch, sich an einen letzten Strohhalm zu klammern. »Vielleicht war dies seine Rache dafür, dass Sie ihn besiegt haben.«
    Target schüttelte den Kopf. »Er hat die Wahrheit gesprochen«, sagte er überzeugt. »Die Thul Saduum haben ihn betrogen, und er hat dies kurz vor seinem Tod erkannt. Deshalb hat er uns nicht umgebracht, als wir in Stonehenge in seiner Gewalt waren. Nur deshalb. Er wollte uns etwas mitteilen, und aus diesem Grund hat er in dem Landhaus auf uns gewartet. Vielleicht«, fügte er zögernd hinzu, »hätten wir nicht einmal mit ihm kämpfen müssen. Nein, Inspektor - die Thul Saduum leben, und sie sind frei.«
    »Der wirkliche Kampf«, sagte Card düster, »beginnt also erst. Und ich befürchte, wir werden zu jenen gehören, die ihn ausfechten müssen. Ich wage gar nicht, daran zu denken, was für eine Verantwortung da auf unseren Schultern lastet.«
    Jeff Target antwortete ihm nicht. Er trat ans Fenster, zog den Vorhang beiseite und blickte gegen das Licht der aufgehenden Sonne auf die Straße hinunter. Unten fuhr gerade der Krankenwagen vor, der Raven abtransportieren sollte.
    In diesem Augenblick beneidete er den Privatdetektiv beinahe.
    Denn der ahnte von allem nichts. Noch nicht ...

Fünfter Teil
    DIE
SPINNEN-SEUCHE

 
    D ie schwarze Silhouette von Stonehenge zeichnete sich düster gegen den grauen, wolkenverhangenen Vorfrühlingshimmel ab.
    Brian McDermott erschauerte. Mit einer heftigen Bewegung zog er seinen Trenchcoat enger um sich zusammen und stellte den Mantelkragen auf, beinahe so, als könne er sich durch diese Geste nicht nur vor der äußeren, sondern auch vor der inneren Kälte schützen, die ihn seit dem Betreten der Anlage befallen hatte.
    Seine Augen schweiften unruhig über das U-förmige Kernstück Stonehenges, in dem riesige, paarweise angeordnete Steinquader ein fünffaches Tor bildeten, jedes mächtig genug, um drei Männer nebeneinander hindurchzulassen. Um dieses U herum zog sich, jetzt nur noch in Bruchstücken erhalten, ein Ring aus niedrigen, sorgsam bearbeiteten Steinsäulen.
    Angesichts dieser gewaltigen, bedrohlich düsteren Steine wirkten die Menschen, die trotz des schlechten Wetters und der kalten Jahreszeit wie ein Bienenschwarm in

Weitere Kostenlose Bücher