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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bis du mich gefunden hättest, nicht wahr?«
    Barlaam nickte; eine Geste, die seine titanische Gestalt auf bedrückende Weise menschenähnlich erscheinen ließ. »Ja. Ich hätte dich gejagt bis ans Ende der Welt. Aber du hast Angst, ich würde weitere Unschuldige töten, um dich zu fassen, ist es nicht so?«
    Jeff nickte und nahm eine weitere Stufe. Er hatte jetzt etwa die Hälfte der Treppe überwunden. Wenn es ihm gelang, den Dämon lange genug hinzuhalten, konnte sein verzweifelter Plan aufgehen.
    Barlaam lachte hart. »Ihr Menschen seid Narren! Du opferst dich, um andere zu retten - andere, die du vielleicht nicht einmal kennst. Die dich betrügen würden, so wie ich betrogen wurde. Du und ich, wir werden immer die Betrogenen sein, Jeff Target. Wir sind nichts als Figuren in einem Spiel, Steine, die man wegwirft, wenn sie ihren Dienst getan haben.«
    »Ich ... verstehe dich nicht«, sagte Jeff hastig. Er hatte die oberste Stufe erreicht. Sein Gesicht befand sich nun auf gleicher Höhe mit dem des Dämonen.
    »Du verstehst mich nicht?«, kreischte Barlaam. »Du verstehst mich nicht? Narr! Verdammter Narr! Du bist bereit, dich für die Mitglieder deiner Rasse zu opfern, obwohl du sie nicht einmal kennst. Ich war genauso bereit dazu wie du, Jeff, und als Dank wurde ich fallen gelassen, weggeworfen wie ein Werkzeug, das man nicht mehr braucht! Ich ...«
    »Jetzt!«, schrie Jeff. »Card!«
    Obwohl sie sich nicht verabredet hatten, reagierte der Inspektor genau so, wie Jeff es erhofft hatte. Seine untersetzte Gestalt erschien für Sekunden unter der Tür. Er riss die Maschinenpistole hoch, die ihm einer seiner Männer zugeworfen hatte, zog den Stecher durch und ging sofort wieder in Deckung.
    Die Garbe traf den titanischen Dämonen in den Rücken. Barlaam schrie auf, wankte nach vorne und fuhr mit einem gewaltigen Brüllen herum. Sein Kopf ruckte hoch.
    Jeff ließ sich im gleichen Augenblick zur Seite fallen, in dem sich das riesige blutrote Auge des Ungeheuers auf ihn richtete. Ein greller Feuerschein zuckte an ihm vorbei, traf den Spiegel und wurde von dem quecksilberbedampften Glas zurückgeworfen.
    Für eine endlose, quälende Sekunde schien die Zeit still zu stehen. Das Haus verwandelte sich in ein grelles, flammendes Inferno, als der Spiegel das Höllenfeuer brach und auf den Dämon zurückschleuderte.
    Barlaam kreischte. Sein Körper verwandelte sich in eine gigantische, weiß glühende Fackel. Hitze schlug über Jeff zusammen, brachte die Treppe vor ihm zum Schwelen und setzte die vertrockneten Tapeten in Sekundenbruchteilen in Brand. Unerträglich helles Licht flutete durch die Diele. Das Haus bebte, schien sich unter der Gewalt des Feuers zu krümmen.
    Barlaam schrie, wankte vor und zurück und schlug um sich. Sein Körper brannte lichterloh, entflammt von der gleichen Glut, die er bisher auf seine Opfer geschleudert hatte. Er wankte mit einem schwerfälligen Schritt auf die Treppe zu, griff mit einer letzten, kraftlosen Bewegung nach oben und brach dann zusammen. Die Treppe zerfiel unter dem Gewicht seines Körpers.
    Jetzt ist Betty also gerächt, dachte Jeff Target benommen, aber seltsamerweise erfüllte ihn der Gedanke nicht mit Befriedigung. Keuchend und hustend wich er zurück. Rings um ihn waren Flammen, nichts als prasselnde Flammen und grelle Glut. Die Hitze war unerträglich. Er hustete, taumelte zur Seite und schrie vor Schmerz, als er den Spiegel berührte. Das Glas glühte.
    Verzweifelt sah er sich nach einem Ausweg um. Das ganze Treppenhaus stand in Flammen, und auch der Boden unter seinen Füßen begann bereits zu schwelen. In wenigen Augenblicken würde das ganze Haus wie ein riesiger Scheiterhaufen brennen!
    Am Ende des kurzen Flurs befand sich eine Tür. Er hetzte darauf zu und rüttelte an der Klinke. Sie war verschlossen. Jeff warf einen gehetzten Blick zurück auf die näher kriechende Flammenwand, nahm einen halben Schritt Anlauf und warf sich dann mit aller Kraft gegen das Türblatt. Ein stechender Schmerz zuckte durch seine Schulter, aber das altersschwache Holz gab nach, und er torkelte in einer Wolke von Kalk und Holzsplittern in eine winzige Dachkammer.
    Es gab ein Fenster, rund und scheinbar viel zu klein, ihn durchzulassen. Er versuchte es trotzdem, aber das einzige Ergebnis war, dass er sich verkeilte und sekundenlang verzweifelt darum kämpfte, wieder freizukommen. Gehetzt blickte er zur Tür. Die Flammen begannen bereits am Rahmen zu lecken. Kleine, feurige Schlangen liefen

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