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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte, es habe etwas mit den Thul Saduum zu tun, aber mit mehr wollte sie erst einmal nicht herausrücken.«
    Draußen veränderte sich der Summton des Lifts ganz allmählich. »Du, da ist eine Klientin auf dem Weg nach oben«, sagte Janice. »Wir müssen's also kurz machen. Was hat das Gespräch mit Sir Anthony ergeben?«
    »Eine Klientin - um diese Zeit?« Ravens Stimme klang verwundert. »Na, das muss ja ein dringender Fall sein. Was Sir Anthony angeht: Es ist mir gelungen, ihn zu überzeugen. Er hat sich bereit erklärt, seine Verbindungen spielen zu lassen und ein Dämonen-Frühwarnnetz aufzubauen.« Er lachte angesichts des merkwürdigen Begriffs, den er eben gebraucht hatte, aber diesmal war sein Lachen eher düster. »Ich erzähle dir morgen mehr darüber. Du solltest unsere Klientin nicht warten lassen. Du weißt ja, wie nötig wir das Geld brauchen.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Janice, ein wenig ernüchtert. Der Lift hielt gerade in diesem Augenblick an. »Sie ist da«, fügte sie hastig hinzu. »Ich mach jetzt Schluss. Und - viel Erfolg.«
    »Ebenso«, entgegnete Raven. Dann verriet ein fernes Klicken, dass er aufgelegt hatte. Janice tat es ihm gleich und wandte ihre Aufmerksamkeit der Frau zu, die gerade aus dem Lift getreten war und jetzt durch die offene Apartmenttür in das Büro gestakst kam. Ein anderer Ausdruck fiel Janice Land dafür nicht ein.
    Die Frau bewegte sich so steif wie eine Marionette. Vielleicht, überlegte Janice, litt sie an einer Rückgratsversteifung oder trug aus orthopädischen Gründen ein Stützkorsett. Oder aber ...
    Dann sah Janice die unnatürlich geweiteten Augen der Frau, und das änderte die Richtung ihrer Schlussfolgerungen vollständig. Mit einem Mal war sie sich sicher, dass diese Frau Angst hatte - panische Angst.
    Bei Menschen, die sich vor etwas fürchten, verkrampft sich unwillkürlich die gesamte Muskulatur in einem unterdrückten Fluchtreflex. Sie beginnen, steif und verkrampft zu gehen, wie um nicht im nächsten Augenblick in wilder Flucht davonzustieben. Seit Janice Ravens Assistentin war, hatte sie gelernt, auf solche körpersprachlichen Anzeichen zu achten, um die psychische Verfassung und ihr eigenes Handeln danach ausrichten zu können. Manchmal, so hatte sie erfahren müssen, war das richtige Lesen der Körpersprache eines anderen eine Frage von Leben und Tod.
    Diese Frau aber stellte offensichtlich keine Gefahr dar. Sie war nicht bewaffnet, soweit eine oberflächliche Musterung ihres eng anliegenden Kostüms Janice darüber Aufschluss zu geben vermochte. Sie trug auch keine Handtasche, in der sie eine Pistole oder etwas ähnliches hätte verborgen haben können.
    Mit einem routinierten Lächeln kam Janice um den Schreibtisch herum und ging auf die Frau zu. »Hallo«, sagte sie freundlich und streckte ihr die Hand entgegen. »Mein Name ist Janice Land. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Die nächtliche Besucherin übersah die ausgestreckte Hand und starrte Janice mit einem seltsam verständnislosen Blick entgegen. Sie mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein, wirkte wie eine durchschnittliche britische Hausfrau aus dem unteren Mittelstand und trug mehr als nur eine Spur zu viel Make-up. Darunter war ihr Gesicht totenbleich, beinahe, als sei sie erst kürzlich von einer langen, schweren Krankheit genesen. Aber vielleicht war diese unnatürliche Blässe auch nur auf Übermüdung zurückzuführen. »Oh«, sagte sie mit irritierend übertriebener Lippenstellung. »Ist ... Mr. Raven ... nicht zu Hause?«
    Janice runzelte die Stirn. Die Worte der jungen Frau kamen so tonlos und mit so vielen Pausen dazwischen heraus, dass sie sich zu fragen begann, ob sie möglicherweise unter Alkohol oder Drogen stand. Den Bruchteil einer Sekunde hatte Janice die Vision, dass sie aus einer Heilanstalt entflohen war. »Nein«, erwiderte sie zugleich höflich. »Leider ist er heute Abend nicht hier. Aber wenn Sie solange mit mir Vorlieb nehmen würden? Ich bin seine Assistentin.«
    Ein merkwürdiges Feuer flammte in den Augen der reglos im Eingang stehenden Frau auf. »Seine - Assistentin«, wiederholte sie schleppend. »Dann ... wissen Sie sicher ... wo ... er sich ... im Augenblick befindet?«
    »Sicher weiß ich das«, sagte Janice verwirrt und ein wenig patzig. Langsam begann ihr das ununterbrochene Starren und die seltsame Redeweise der jungen Frau auf die Nerven zu gehen, potentielle Klientin oder nicht. »Aber ich denke nicht, dass das für Sie von Bedeutung sein

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