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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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PSI-Phänomenen, die den Versuch des Meisterschädels begleiteten, den Gehilfenschädel aus dem Centre zu entführen.
    Aber nichts von alledem.
    Der Raum mit dem Kristallschädel lag ganz friedlich da. Zurzeit hielten sich drei Menschen in ihm auf, ein Wärter in säuberlich gebügelter Uniform und zwei Touristen in legerer Freizeitkleidung. Der Schädel in der Vitrine war nicht mehr als ein stummer, toter Brocken aus Kristall.
    Nirgendwo auch nur die Spur einer übernatürlichen Bedrohung ...
    Ravens Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. Wieso hatten sie eigentlich geglaubt, der Meisterschädel würde gerade in diesem Moment versuchen, sich seines Gefährten zu bemächtigen? Oder besser gesagt: Wieso hatte er, Raven, das eigentlich geglaubt? Melissa hatte von sich aus nichts dergleichen vermutet. Sie war nur einfach mitgekommen, als er wie ein Irrer aus dem Hotel gestürmt war.
    Vorsichtig tat Raven einen weiteren Schritt in das Innere des Ausstellungsraums hinein. Sein verletztes Bein schmerzte höllisch von dem Sturmlauf durch das Gebäude. An einigen Stellen brannte die lang gezogene Schnittwunde wie Feuer, und er hatte das böse Gefühl, dass sie dort wieder aufgerissen war. Und das alles nur wegen einer vagen Eingebung ...
    Resigniert schüttelte er den Kopf. Wahrscheinlich hatten ihn seine bisherigen Erlebnisse mit dem Übersinnlichen psychisch so belastet, dass er jetzt schon überall Gespenster sah.
    Er spürte, dass sich die Blicke der drei Männer im Ausstellungsraum auf ihn und Melissa richteten. Kein Wunder, denn schließlich war ihr Auftritt ja auch denkwürdig genug gewesen. Zwei erwachsene Menschen, die wie kleine Kinder durch ein ehrwürdiges Museum rennen, als wollten sie Haschen spielen ...
    Plötzlich stockte Raven der Atem. Eine irrationale Aufregung ergriff ihn, und unwillkürlich packte er Melissas Arm und drückte ihn so fest, dass sie aufstöhnte.
    Die beiden Touristen waren ihm keine Unbekannten. Es handelte sich vielmehr um die beiden Männer, die nach ihm fast die ersten Opfer des Amokläufers geworden waren - den Kleiderschrank mit den Preisringerschultern und das Frettchen mit der eleganten Kleidung, das ein schauriges Französisch, dafür aber fließend Deutsch sprach.
    Sämtliche Vorahnungen, die Raven eben noch als Produkt seiner überreizten Nerven hatte abtun wollen, kehrten mit einem Schlag zurück.
    Konnte das noch Zufall sein? Und überhaupt - war es denn zunächst einmal schon Zufall gewesen, dass die beiden sich gestern in unmittelbarer Nähe des Kristallschädels aufgehalten hatten?
    Vielleicht bin ich ja wirklich paranoid, dachte Raven verbissen. Aber wenn nicht ...
    Mit erheblicher Anstrengung zauberte er ein verbindliches Lächeln auf sein Gesicht und nickte grüßend. Indem er Melissa mit sich zog, trat er zu dem Frettchen und dem Wärter, die in der Mitte des Raumes beieinander gestanden und sich auf Französisch unterhalten hatten.
    »Bonjour, Messieurs«, begrüßte er die beiden Männer höflich. Dann sprach er das Frettchen direkt an: »Verzeihen Sie, aber sprechen Sie zufällig Englisch? Mein Französisch ist leider miserabel.«
    Das Frettchen lächelte verzerrt. Ihm schien es wenig zu behagen, dass Raven und Melissa die Szene betreten hatten. »Ich bin Amerikaner, Sir.«
    Raven strahlte ihn an. »Oh, das ist aber ein glücklicher Zufall. Täusche ich mich übrigens, oder haben wir uns gestern schon einmal hier in diesem Raum getroffen - unter erheblich unerquicklicheren Umständen, wenn ich so sagen darf?«
    Während er diese Worte aussprach, beobachtete er aus den Augenwinkeln den Preisringer, der sich offenbar nicht für die Unterhaltung interessierte, in die sein Freund, das Frettchen, da gerade gegen seinen Willen verwickelt wurde. Stattdessen wandte er sich wieder dem Schaukasten mit dem Kristallschädel zu; er beugte sich sogar leicht über diesen, als wollte er ihn ganz genau studieren. Seine Körperhaltung wirkte merkwürdig verkrampft, fast so, als spanne er unwillkürlich alle Muskeln an.
    Oder, dachte Raven alarmiert, als konzentriere er sich mit aller Gewalt auf etwas!
    »Das haben wir«, sagte das Frettchen gerade. »Entschuldigen Sie übrigens, dass ich Sie nicht gleich erkannt habe - unsere Begegnung gestern hat ja nicht eben sehr lange gedauert. Warten Sie mal - Sie sind Mr. Raven, nicht wahr? Der Polizei-Inspektor, der meinen Freund und mich verhörte, hat Ihren Namen irgendwann im Laufe des Gesprächs erwähnt. Ich muss Ihnen meine

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