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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schrie verzweifelt auf und fand noch einmal Halt. Der Druck auf seine Handgelenke wurde unerträglich.
    Der Schattenreiter bewegte sich unruhig. Raven konnte sehen, wie es hinter der hohen, schwarzen Stirn des Dämons arbeitete. In seine Augen trat ein lauernder Ausdruck.
    »Bitte hilf - mir ...«, stöhnte Raven. Aber er wusste, dass es sinnlos war. Dieses Wesen kannte das Wort Mitleid nicht.
    Der Schattenreiter lachte leise und trat näher an die Felskante heran.
    Und dann senkte sich sein Stiefel langsam auf Ravens Fingerspitzen ...
    »Halten Sie hier!«
    Inspektor Card wartete, bis der Streifenwagen an den linken Straßenrand gerollt und zum Stehen gekommen war. Der Motor erstarb brummend, und die Dunkelheit schien wie eine schwarze, lautlose Woge über der Straße zusammenzuschlagen, als der Fahrer das Licht ausschaltete.
    Card deutete mit einer Kopfbewegung auf das niedrige Gebäude, dessen Umriss sich als schwarzer Schatten gegen das mondbeschienene Meer abzeichnete. »Ist es das?«
    Der Fahrer nickte. »Ja. Die Pension, in der Raven und Miss Land abgestiegen waren.« Er griff nach der Türklinke, aber Card hielt ihn mit einer raschen Handbewegung zurück.
    »Ich möchte allein gehen«, sagte er.
    Der Polizeibeamte sah ihn erstaunt an und zuckte dann mit den Schultern. »Wie Sie meinen.« Er lächelte flüchtig. »Sie sind der Boss.«
    »Das hat nichts damit zu tun«, widersprach Card sanft. »Aber ich möchte, dass jemand am Funkgerät bleibt, solange ich dort drin bin. Vielleicht ergibt sich irgendetwas. Sergeant Kemmler hat versprochen, sich zu melden ...«
    »Ich lasse das Gerät eingeschaltet«, versprach der Beamte.
    Card öffnete die Tür und stieg aus. Eisiger, feuchtkalter Wind schlug ihm entgegen, als er mit schnellen Schritten die Straße überquerte und sich dem Haus näherte.
    Er erreichte die Zufahrt zum Haus, ging die kiesbestreute Auffahrt hinauf und streckte die Hand nach dem Klingelknopf aus. Aber er zögerte. Irgendetwas warnte ihn.
    Card trat von der Tür zurück, sah sich nervös nach beiden Seiten um und versuchte, sich über die Gründe der plötzlichen Beunruhigung klar zu werden. An dem Gebäude war absolut nichts außergewöhnlich. Und doch roch er die Gefahr regelrecht.
    Kriminalistischer Instinkt, dachte er spöttisch. Vielleicht.
    Vielleicht spürte er aber auch nur die unwirkliche, fremdartige Ausstrahlung, die plötzlich von dem Gebäude ausging. Es war, als hätte sich das Haus auf schwer zu beschreibende Weise verändert, wäre zu einem Teil einer fremden, feindseligen Welt geworden.
    Card trat nervös zurück, legte den Kopf in den Nacken und blickte an der holzverschalten Front des Hauses entlang. Es gab keine sichtbare Veränderung. Und doch schien das Gebäude plötzlich eine fast greifbare Atmosphäre der Gewalt auszustrahlen.
    Das Haus - oder etwas, das in ihm war ...
    Card bedauerte plötzlich, allein gekommen zu sein. Er sah nervös über die Schulter zu dem geparkten Wagen zurück und überlegte einen Moment, ob er hinübergehen und Verstärkung anfordern sollte. Aber er entschied sich dann doch dagegen. Es brachte nichts ein, auf ein bloßes Gefühl hin einen Riesenwirbel zu veranstalten.
    Kemmler würde so oder so langsam misstrauisch werden. Und auch wenn Card selbst umfangreiche Vollmachten hatte, war dies immer noch Kemmlers Territorium. Was Card im Augenblick am wenigsten brauchen konnte, war Widerstand im eigenen Lager.
    Er öffnete seinen Mantel, zog die Dienstpistole aus dem Schulterhalfter und entsicherte sie. Das leise Klicken hörte sich in der Stille wie ein Pistolenschuss an.
    Er trat wieder an die Tür und drückte die Klinke nieder. Sie bewegte sich nicht. Der Riegel musste von innen vorgeschoben sein. Das war seltsam. Das Gebäude wurde bis zum endgültigen Abschluss der Ermittlungen von zwei Polizeibeamten bewacht - und Card konnte sich keinen logischen Grund vorstellen, aus dem sie sich einschließen sollten.
    Er blickte abermals in die Runde, überzeugte sich davon, dass ihm von hinten keine unliebsamen Überraschungen drohten, und schlich dann geduckt an der Hausfront entlang.
    Als er die Rückseite der Pension erreichte, hörte er Geräusche. Er blieb stehen, presste sich dicht gegen die Hauswand und versuchte, das absolute Dunkel vor sich mit Blicken zu durchdringen.
    Irgendetwas Großes, Massiges schien sich vor ihm zu bewegen. Ein leises, metallisches Klirren drang an sein Ohr, gefolgt von einem schnaubenden Geräusch und dem Knarren von

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