Raven (Shadow Force) (German Edition)
Gebäudekomplexes lag. Vorher war es ihr nicht erlaubt gewesen, den Trakt in dem sich ihr Krankenzimmer befand, zu verlassen. Hier traf sie auf General Peter Middelton, Major General Mr. Percy und einen anderen Mann, der zum Verteidigungsministerium gehörte. Sie baten Lianne um eine vertrauliche Unterhaltung. Sie musste die Ereignisse der vergangenen Tage und Wochen noch einmal aus ihrer Sicht schildern und vertrauliches Handeln sowie Verschwiegenheit zusichern. Weiterhin sollte sie mit zwei Experten ein möglichst genaues Phantombild von Zoran Balakov anfertigen, da nur zwei unscharfe Fotos in den weltweiten Datenbanken oder Archiven der Geheimdienste zu finden gewesen waren. Balakov schien ein Meister der Tarnung zu sein. Ein Chamäleon, das sich immer und überall zu verstecken wusste. Beinahe wie ein Geist. Allein bei dem Gedanken an ihn spürte sie Eiseskälte in ihrem Inneren. Sie hatte nie eine bösere Kreatur erlebt. Sie war gern bereit, ihren Beitrag zu leisten und gab sich alle Mühe, dass die Skizzen so perfekt und ähnlich wie umsetzbar wurden. Es gelang tatsächlich, Zoran Balakov so lebensecht wie möglich abzubilden.
Zu Liannes Verdruss antworteten Percy und Middelton knapp und ausweichend auf ihre eigenen Fragen. Wenigstens stellten sie ihr in Aussicht, dass sie in Kürze wieder in ihr altes Leben zurückkehren dürfe. Das unter der Bedingung, dass sie die Stadt nicht verlassen durfte, sich täglich unter einer vorgegebenen Telefonnummer melden musste und ein Mann vom MI6 zu ihrer Sicherheit abgestellt werden würde. Sie akzeptierte die Forderungen zähneknirschend. So würde sie diesem kalten, sterilen Gefängnis wenigstens zeitweise entkommen können, auch wenn sie einen Wachhund im Schlepptau haben würde. Sie konnte sich schließlich nicht für alle Zeiten vor Zoran Balakov verstecken. Diese Macht über ihr Leben würde sie ihm nicht gönnen. Ihre Laune verbesserte sich erst zwei Tage später, als ihr persönlicher Beschützer, ein Mann namens Raf Midnight, sie durch die belebten Straßen Londons zum Guardian chauffierte. Er war ein sympathischer Typ, der ein nettes Lächeln besaß, ansonsten allerdings verschlossen wie eine Auster wirkte. Er schien noch etwas jung für diese Arbeit zu sein, dennoch baute Lianne darauf, dass Percy und Middelton keinen Anfänger als ihren Bodyguard bestellt hatten. Er wirkte fahrig und unbeholfen. Sein Anzug war zu groß und sein Haar war zerzaust, als sei er gerade erst aus dem Bett gestiegen. Bei der Fahrt erwischte sie ihn ein paar M al, ihr durch den Rückspiegel verstohlene Blicke zuzuwerfen. Sie tat so, als habe sie es nicht bemerkt. Er blieb still und ihr war sowieso nicht nach Konversation. So konnte sie wenigstens ihren Gedanken nachhängen und sich überlegen, was als Nächstes zu tun war. Sie würde schreiben. O ja. Und was für eine heiße Story. Bevor sie am Nachmittag zu Buzz zurückkehren würde. Das Beste an der ganzen Situation war nämlich, dass man ihr für ihre Mithilfe erlaubt hatte, einen Bericht über die Suche nach Zoran Balakov als Tatverdächtigen des Anschlags auf die City Hall zu bringen. Das zwar nach streng abgesprochenen Kriterien, allerdings besaß sie die Exklusivrechte und durfte das durch ihre Mithilfe erstellte Phantombild drucken lassen. Etwas Normalität, bevor die Sorge um die anderen fraglos wieder überhandnehmen würde. Vielleicht würde der Artikel sogar zur Ergreifung des Monsters führen, das von ihren Freunden gejagt wurde. Balakov war ein auffälliger Typ, den man schlecht in eine Schublade stecken konnte. Ein Mann, der in Erinnerung blieb. Es war nicht unwahrscheinlich, dass ihn Leser des Guardian gesehen hatten. Das würde die Arbeit des Teams und der Polizei erleichtern. Man fahndete nach ihm mittlerweile im ganzen Königreich. Frank hatte ihr eine kurze Nachricht zukommen lassen, dass er und Raven weiter nach dem Flüchtigen suchten. Einmal hatten sie ihn beinahe in die Enge getrieben, doch er war ihnen mit einem waghalsigen Manöver entkommen und hatte danach seine Spuren gut verwischt. Es ging ihnen so weit gut, obwohl Frank dringend die Geschehnisse seiner Gefangenschaft hätte aufarbeiten müssen. Andererseits würde es ihnen allen erst wirklich besser gehen, wenn der Auslöser und Verursacher allen Leids gefangen oder getötet worden war. Lianne bevorzugte zu ihrem Erschrecken die letzte Variante. Sie war nie ein rachsüchtiger Typ gewesen, aber Balakov war kein Mensch, sondern ein brutaler Killer, der seine
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