Raylan (German Edition)
Raylan, »durfte diese Schwachköpfe schon kennenlernen, und mir wäre es so ergangen. Ein Arzt arbeitet unter Zeitdruck in einem Motelzimmer, hat genug von den Brüdern und überlässt den beiden das mit dem Zumachen. Aber warum hat er sie überhaupt mit ins Boot geholt?«
»Um die Körper zu schleppen«, sagte Art.
»Dafür ist Cuba Franks doch da.«
»Sicher wissen wir nur eins«, sagte Art. »Die mit den Gummimasken waren nicht die Crowes. Beide Opfer haben ausgesagt, dass es ein Mann und eine Frau waren.«
»Der Präsident und Mrs. Obama, unterwegs, um sich zu vergnügen«, sagte Raylan. »Und jedes Mal, wenn sie ihre Masken überziehen, verdienen sie an die zwanzigtausend.« Er fuhr fort: »Stell dir vor, du machst die Tür auf und vor dir stehen die Obamas. Kommen rein und unterhalten sich mit dir.« Er fragte Art: »Wer spielt Michelle?«
Art sagte: »Wahrscheinlich hat der Arzt ... eine Krankenschwester dabeigehabt ...?«
»Wen ...? Cuba Franks?«
Das ließ Art innehalten. Plötzlich schüttelte er den Kopf. »Bin ich doof – natürlich ist Michelle Obama der Arzt.«
»Es kann nur sie sein, oder?«, sagte Raylan. »Wir haben doch Mitschnitte von den Aussagen der Opfer? Woran die beiden sich erinnern?«
»Ja, aber wer weiß, ob man sich darauf verlassen kann«, sagte Art.
»Für mich klang es überzeugend«, sagte Raylan. »Michelle kommt rein und küsst den Typen auf den Mund.«
»Beide haben im Grunde dasselbe erzählt. Wie sie näher gekommen ist, immer näher ...«
»Wie sie die Maske unterm Kinn gefasst und angehoben hat«, sagte Raylan, »um den Mund frei zu haben und fest auf den seinen zu drücken. Das Letzte, an das sich beide erinnern, ist,dass sie das angemacht hat. In dem Moment, in dem sie sich von ihm löst, sticht sie die Nadel in ihn. Er träumt davon, mit der First Lady rumzuknutschen, während sie ihm die Nieren rausoperiert.«
Art sagte: »Ich frage mich, ob sie eine Schwarze ist.«
Raylan schüttelte den Kopf. »Beide haben ausgesagt, dass sie weiß war.«
Art behauptete, er habe schon mehrfach darüber nachgedacht, ob der Arzt eine Frau sein könne. Raylan sagte, er auch, aber er habe Schwierigkeiten gehabt, sich eine Nieren raubende Frau in einem Motelzimmer vorzustellen. Noch nicht mal eine, die das aus Wut darüber macht, dass man ihr die Zulassung entzogen hat. »Ich kann kaum erwarten, sie kennenzulernen.«
»Aber zuerst kümmerst du dich um Bob Valdez«, sagte Art, »Auftrag von oben. Und dann will ich, dass die Crowes hier landen, während ich mir die Haftbefehle ausfertigen lasse.«
»Dafür musst du erst mal einen Richter auftreiben.«
»Ich habe meine Methoden«, sagte Art. »›Euer Ehren, ich hoffe nur, dass kein Polizeibeamter im Einsatz von einem Kiffer über den Haufen geschossen wird, während wir auf die Haftbefehle warten.‹«
»Irgendwann kriegst du mal einen Strafzettel fürs Klugscheißen.«
Art sagte: »Falls du die Crowes nicht findest, fahr zu Pervis. Heute Abend hat er sicher keine störende Kundschaft mehr. Wenn du willst«, sagte Art, »droh ruhig damit, seine Felder abzufackeln, sollte er seine Jungs nicht ausliefern.«
Raylan hatte an der Hornhaut in der Innenfläche seiner Schusshand gezupft, während er Art zuhörte. Abrupt ließ er davon ab und sah seinen Chef erstaunt an.
»Natürlich, sie sind dort, bei Pervis.«
»Rückt man ihnen ein kleines bisschen auf die Pelle«, sagte Art, »rennen sie schon nach Hause zu Daddy.«
»Keine Ahnung, warum ich da nicht längst draufgekommen bin«, sagte Raylan.
»Wärst du«, sagte Art, »wäre dir der Sprit nicht ausgegangen.«
Achtes Kapitel
O hne Kohle kein Licht.‹
Raylan las die Plakate, mit denen der Kohlekonzern die Landschaft regelrecht zugepflastert hatte. Sie wollen Ihr Haus mit Kohle heizen? Dann müssen Sie auch den Tagebau in den Bergen und den Dreck hinnehmen, den er verursacht, den Kohlenstaubfilm auf Ihrem Auto. Raylan folgte den Plakaten an Scheunen und Reklametafeln, las irgendwann noch, dass Jesus ihn retten wolle, bis er schließlich Ed McCreadys Grundstück erreichte.
Mit gesäuberter und verödeter Schusswunde lag McCready im Bett, den Kopf auf einem Kissen, sodass er Raylan bequem sehen konnte. Er zog die Flanelldecke zur Seite und zeigte Raylan seinen rundum bandagierten Oberschenkel. »Ging erst durch mein Bein«, sagte Ed, »dann Richtung Süden, durch den Boden der Veranda.«
»Sie sind sich sicher«, sagte Raylan, »dass es Bob Valdez war?«
»Nein, es war
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