Rebecca
schnell wie möglich hier weg. Sie konnte sich vorstellen, was in ihm vorging. Bestimmt dachte er an seinen Vater, den er nie gekannt hatte, und vielleicht war er eifersüchtig auf Rob, dessen Vater zugleich sein Freund war. »Diese Pläne schmieden sie nicht erst seit gestern«, sagte sie, um ihn zu trösten. »Aber ich glaube noch nicht so recht daran, dass sie sie wirklich in die Tat umsetzen. Es kostet einen Haufen Geld. Allein so ein Treibhaus …«
»Die Glasscheiben stehen bei einem Abbruchunternehmen in Spijk«, sagte Roelof. »Für ein Butterbrot.«
Rob hob erstaunt den Blick. Das waren echte Neuigkeiten. »Bist du da gewesen?«
»Letzte Woche. Sie haben sie für uns reserviert.«
»Wo wollen wir das Treibhaus hinbauen?«
»Ich dachte, quer zum Stall, auf der Rückseite, was meinst du? Wir brechen die Wand durch und bauen eine Verbindungstür ein. Und einen Teil des Stalls nutzen wir als Lagerraum.«
Suzan sah, wie Rebecca Dennis anschaute, und stand abrupt auf. »Wer möchte noch eine Tasse Kaffee?«
Dennis schob seinen Teller von sich weg. »Ich nicht«, sagte er. »Ich hab’ noch einiges zu tun und muss morgen fit sein.« Er stand auf. »Ich fahre mit dem ersten Bus nach Culemborg, mal sehen, ob die mich bei dem Umzugsunternehmen gebrauchen können.«
»Ganz sicher nicht?«
»Nein, wirklich nicht, und vielen Dank auch nochmal für das Essen. Gute Nacht allerseits.«
Er zwang sich zu einem Lächeln und ging. Rebecca stellte fest, dass er nicht einmal sein Glas ausgetrunken hatte. Sie stand auf und fing an abzuräumen.
Suzan lächelte ihr zu. »Männer können manchmal so taktvoll sein wie ein Elefant im Porzellanladen.«
»Ach, jetzt mach mal einen Punkt«, sagte Roelof.
»Was ist denn?«, fragte Rob.
»Ich weiß schon«, sagte Roelof, ging hinüber ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein, um sich den Wetterbericht anzusehen. »Die Damen finden, wir sollten in Dennis’ Gegenwart so tun, als wären wir unglücklich und hätten keine eigenen Pläne.«
»Nein, das nicht«, sagte Suzan. »Aber ich bin froh, dass du wenigstens etwas gemerkt hast.«
»Die armen Elefanten. Aber wir sind nun einmal eine Familie und wir haben Zukunftspläne.« Roelof grinste Rob an. »Lust auf eine Partie Schach?«
Sie setzten sich einander gegenüber an das Schachbrett, wählten die Farbe und begannen mit schnellen Eröffnungszügen. Niemand schaute die Nachrichten. Suzan setzte Kaffee auf und Rebecca öffnete die Spülmaschine. Der Meteorologe sagte für den morgigen Tag Sonne voraus. Dann kam ein Polizeibericht und Rebecca hörte Roelof sagen: »Der erinnert mich irgendwie an den Kerl aus der Kneipe.«
»Den Schachspieler?«, fragte Rob.
Rebecca wandte den Kopf und sah ein Foto auf dem Bildschirm. Eine Telefonnummer wurde eingeblendet und es wurde um sachdienliche Hinweise gebeten. Der Mann war ohne Papiere und in einem gestohlenen Auto in einem Gewässer am Diefdeich in der Nähe von Leerdam gefunden worden. Er hatte glatt gekämmtes, dunkles Haar und sein Gesicht hatte eine unappetitliche Farbe. Rebecca wandte den Blick ab, als ihr klar wurde, dass sie einen Toten ansah.
Roelof sagte: »Vielleicht auch nicht, der da sieht älter aus.« Die Werbung fing an und er griff nach der Fernbedienung, um den Fernseher auszuschalten.
»Vielleicht solltest du dich bei der Polizei melden«, meinte Suzan.
Roelof zuckte die Achseln und betrachtete die Stellung seiner Figuren auf dem Brett. »Ich könnte ihnen ja doch nichts Hilfreiches mitteilen.«
Rebecca spülte die Teller, belud die Maschine und schaute hinaus in den Regen, der an das Fenster über der Anrichte prasselte. Es war windig geworden. Sie dachte an Dennis in seinem undichten Wohnmobil. Die ganze Welt kam ihr traurig vor.
6
Bis nach Rotenburg ist es ziemlich weit und ich hasse das Autofahren und die europäischen Straßen immer mehr, weil es einfach zu viele Fahrzeuge gibt und jede Sekunde irgendetwas schief gehen kann. Wir verfügen über Satelliten, die uns auf den Zentimeter genau sagen können, wo wir uns gerade befinden, aber das unbeschreibliche Chaos unseres Transportsystems muss für die Kundschafter von Alpha Centauri 3, die unseren Planeten dann und wann von ihrem Ufo aus auf seine kosmische Tauglichkeit testen, wahrhaft erschreckend aussehen. Meiner Meinung nach würde ihnen ein Blick auf unseren Verkehr genügen, um zu erkennen, dass unsere Todessehnsucht fast genauso groß ist wie unser Überlebensinstinkt, sodass sie uns noch
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