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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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mindes unrest
    But pure affections bred in spotless brest.
     
    Rebecca fühlte sich traurig, wegen des Gedichts und der Bleistiftmarkierung oder weil sie an ihre Mutter dachte, was sie nicht oft tat, oder vielleicht einfach, weil das Gedicht so schön war, so perfekt, genau wie ein Musikstück oder der Fluss sie traurig machen konnten.
    Sie erschrak, als Roelof den Anbau betrat.
    Ihr Vater war zu aufgeregt, um das Buch zu bemerken oder ihre Stimmung wahrzunehmen. Er klopfte ihr auf die Schulter und rief: »Ich habe tolle Neuigkeiten!« Er setzte sich zu ihr und dämpfte verschwörerisch die Stimme. »Ich muss es einfach jemandem erzählen.«
    Er war so aufgeregt wie ein Schüler, der das Examen bestanden hat. »Haben wir im Lotto gewonnen?«
    »Besser. Wir haben unseren ersten Auftrag.«
    »Einen Auftrag? Was denn für einen?«
    Rebecca schloss vorsichtig das Buch und wandte sich ihrem Vater zu.
    »Wir sollen einen großen Garten anlegen, über einen Hektar, irgendwo in der Nähe der Bahnlinie. Ich will alles selbst machen, die Gestaltung und die Ausführung. Der Kunde möchte sich das Grundstück heute Abend mit mir zusammen ansehen, danach muss er zurück nach Amsterdam, er fliegt morgen nach Buenos Aires.«
    Rebecca war verwirrt. »Ich dachte, wir wollten eine Gärtnerei eröffnen.«
    »Das machen wir noch zusätzlich.« Ihr Vater lachte. »Rob hat in der Schule die theoretischen Grundlagen gelernt und ich besitze die nötige Erfahrung. Und von dem einen Kunden kommt man an den nächsten, so geht das. Du darfst Suzan aber noch nichts verraten, ich will sie heute Abend damit überraschen, dann habe ich die Pläne und die Zeichnungen von der Villa, die auf dem Grundstück gebaut wird.«
    »Wo ist denn Suzan?«, fragte Rebecca.
    »Bei ihrer Mutter, aber ich suche Rob, weißt du, wo er sich rumtreibt?«
    »Die proben bei Rutger«, antwortete Rebecca. »Sie haben heute Abend einen Auftritt in Tiel, und ich glaube nicht, dass er den ausfallen lassen kann. Du kannst dir das Grundstück doch morgen mit ihm zusammen anschauen?«
    Roelof seufzte. »Ich hätte ihn schon gerne dabei.«
    »Dann nimm doch Dennis mit«, schlug Rebecca vor.
    »Nein.« Roelof schüttelte den Kopf. »Das wäre nicht gut, ich kann da nicht mit jemandem hinkommen, der keine Ahnung hat.« Er dachte nach. »Aber vielleicht kann er uns später helfen.«
    »Bei der Arbeit?«
    »Na ja, wenn er nichts anderes findet.« Roelof nickte gedankenverloren. »Wenn alles klappt, können wir mit dem Geld die Anlage der Gärtnerei und den Bau des Treibhauses finanzieren. Dann sind wir im September mit allem gleichzeitig fertig, mit dem Garten, dem Treibhaus und der Bodenbearbeitung. Wenn Dennis sich bewährt …«
    »Er hat bei einem Bauern gearbeitet«, unterbrach ihn Rebecca.
    »Und du würdest für ihn die Hand ins Feuer legen.« Roelof grinste.
    Sie versuchte, nicht rot zu werden. »Du vielleicht nicht?«
    Roelof nickte. »Doch schon. Aber erst müssen wir den Auftrag an Land ziehen. Ich schaue mal bei van Dam vorbei, der weiß, was man für die Planung eines Gartens so nehmen kann. Wir berechnen die Arbeitsstunden für die Gestaltung und wir verdienen am Material, weil wir es zu Großhandelspreisen beziehen können. Ich habe es schon mal durchgerechnet. Je weniger Kredit wir aufzunehmen brauchen, desto besser.«
    »Der Kunde ist also wohlhabend?«
    »Sieht ganz so aus. Er hat erzählt, dass er große Bauaufträge im Ausland ausführt.«
    »Aber wenn er reich genug ist, sich eine Villa zu bauen und nach Buenos Aires zu fliegen, warum beauftragt er dann nicht einen Landschaftsarchitekten und so eine schicke Gartengestaltungsfirma?«
    Wieder grinste Roelof. »Ich werde mit solchen Fragen doch nicht meinen Auftrag aufs Spiel setzen.«
    »Aber wunderst du dich denn gar nicht?«
    »Nein. Reiche Leute werden reich, weil sie ihr Geld nicht zum Fenster rausschmeißen. Außerdem hat er es eilig. Wenn er einen Architekten und eine große Firma beauftragt, dauert das Ganze gleich doppelt so lange und ruck, zuck hat man eine Pflanzsaison verpasst. Wir haben den guten Geschmack und das Know-how, wir sind preiswerter und wir bleiben dran, bis wir fertig sind. Das weiß er.«
    »Woher weiß er das? Wie ist er auf euch gekommen?«
    »Ich wurde ihm empfohlen. Ich glaube, ich weiß, von wem, aber es ist im Grunde egal. Endlich machen wir uns selbstständig!«
    »Welmoed & Sohn«, sagte Rebecca.
    »Jetzt sei doch nicht so sarkastisch. Sind das denn nicht gute Neuigkeiten?« Seine

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