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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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helfen.«
    »Aber das ist doch noch gar nicht sicher«, wandte Corries Mutter ein. »Das erfährst du doch erst noch.«
    »Nein, ich weiß es jetzt schon. Wir haben es so abgemacht.«
    Corrie lächelte mich an. Sie fürchtete sich nicht vor mir, egal wie ich aussah, und sie benahm sich auch nicht mehr so unterwürfig wie am Anfang. Damals nahmen ihre Eltern uns erst offiziell in Augenschein, um zu prüfen, ob wir auch die geeigneten Arbeitgeber für ihre Tochter seien oder ob wir sie am Ende nach Casablanca verkaufen würden. »Ich kann dienstags und freitags«, sagte sie.
    Sie brachte ein Stückchen Welt an meine Tür, etwas Wertvolles.
    »Danke dir«, sagte ich.
    Ihre Mutter starrte mich weiterhin voller Widerwillen an, aber Corrie ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. »Haben Sie denn heute schon etwas gegessen?«, fragte sie.
    »Mach dir mal keine Sorgen um mich.«
    Corrie nickte, nicht so recht überzeugt. »Ich komme nächste Woche«, versprach sie. »Und dann sagen Sie mir einfach, was ich tun soll.«
    »Danke dir«, sagte ich noch einmal.
    »Ich verlange allerdings acht Euro pro Stunde«, fügte sie noch hinzu.
    Sie brachte mich tatsächlich zum Lächeln.
     
    Ich denke an die Witwe, die ihr Haus schalldicht verkleiden ließ und in vollkommener Stille lebte, um die Stimme ihrer toten Tochter besser hören zu können. Ich lausche und höre nichts. Rede mit mir, Cornelia, flehe ich nach meinem vierten Glas.
    Sie kommt auf mich zu, in einer Wolke von Licht. Ich sehe ihr Gesicht, die Sommersprossen, die Augen, sie hatte eine besondere Art zu gehen, ein wenig zögerlich und irgendwie misstrauisch, wie eine Hirschkuh, die nicht genau weiß, wohin ihr Weg sie führt, und nicht ahnt, dass der Tod hinter den Scheinwerfern lauert. Aber jetzt ist ihr Gang zielstrebig und elegant, wie der eines Models auf dem Laufsteg. Sie weiß genau, wohin sie unterwegs ist, aber sie erreicht mich nie, als habe sich der Catwalk unter ihren Füßen in ein Laufband verwandelt, und dann wird die Bewegung endgültig zu einer Illusion.
    Sie kommt nicht.
    Ich habe zu viele Fehler gemacht und jetzt ist die Zeit der Vergeltung angebrochen, ein kosmisches Prinzip, dem kein Sterblicher entgeht.
     
    Wir liegen auf dem Fußboden, die Wochenendzeitung wild auseinander gepflückt zwischen uns. Hanna übt neue Wörter und sortiert andächtig bunte Bänder nach Farbe und Nels Haare kitzeln mein Gesicht. Ich rieche ihren Atem, die Kaffeemaschine blubbert und zischt, ein Sonntagmorgen auf dem Land, so vorhersehbar und so unglaublich langweilig und alltäglich und so erfüllt von Glück, dass man kaum zu atmen wagt, vor Angst, es könnte sich bei der geringsten Störung auflösen und für immer verschwinden. Nel setzt Hanna in ihren Autositz und vergisst, sich anzuschnallen. Nein, sie vergisst es nicht, sondern sie tut es absichtlich, um Hanna besser erreichen zu können.
    Der Verstand ist verräterisch, peinigend. Sie fahren los, den Deich entlang, und alles explodiert in gleißendem Licht.
    Ich fühle ihren Körper auf meinem und wieder diese sibirische Leere unter meiner Hand. Es ist zehn Uhr morgens, draußen hämmert jemand gegen die Tür. Ich rappele mich auf, meine Augen tränennass. Das Fenster ist geöffnet.
    Draußen steht ein junges Mädchen in Corries Alter, wohl eine Freundin von ihr.
    »Corrie ist nicht hier.«
    »Corrie?« Das Mädchen geht ein paar Schritte rückwärts. Sie kneift die Augen zusammen, als sie hochschaut.
    »Versuch’s mal bei ihr zu Hause!«, rufe ich. »Drei Häuser weiter.«
    »Meneer Winter?«
    »Ich brauche nichts.«
    »Kann ich Sie vielleicht einen Augenblick sprechen? Ich habe Ihre Adresse von einer Freundin, ihr Vater arbeitet auf dem Großmarkt in Geldermalsen.«
    Es ist kein Traum, sonst hätte ich nicht solche Nackenschmerzen vom Bücken durch das niedrige Fenster.
     
    Ich überlegte, dass ich mich sowieso irgendwann anziehen musste, und schlüpfte in die Hose von gestern, nahm ein sauberes Hemd aus dem Schrank und ging unsicher die Treppe hinunter ins Badezimmer. Im Spiegel blickte mich ein unrasierter Landstreicher an, mit dem kein Mensch freiwillig sprechen würde.
    Ich duschte und dachte an Nel, wir beide unter der Dusche, wir drei in der Badewanne. Ich muss die ganzen Sachen wegräumen. Ihre Fläschchen und Tiegelchen und den Föhn und das Femaspirin, das sie einnahm, weil sie einen Tag vor ihrer Periode häufig Schmerzen hatte, Hannas Badeenten. Vielleicht sollte ich lieber Corrie damit

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