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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Fenster. Jeder wird ja manchmal von vagen Ängsten und düsteren Vorahnungen geplagt. Später glaubte ich, es habe daran gelegen, dass sie gerade schwanger geworden war, was sie mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erzählt hatte.
    Sie lag neben mir im Bett und fragte mich plötzlich, ob ich sie immer anschauen würde, auch wenn sie einmal alt wäre. Ich dachte, es sei ein Scherz, und versicherte ihr, es gäbe niemanden, den ich lieber anschaute, aber es war kein Scherz. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. »Du siehst mich und das ist etwas ganz anderes«, sagte sie. Ich zog sie an mich und fragte sie, warum sie solche Angst hatte. Sie flüsterte: »Weil das Glück nicht von Dauer sein kann. Das war es nie.«
    Ich weiß noch, dass ich sie in meinen Armen hielt und sie kurz darauf einschlief. Acht Monate später kam Hanna zur Welt und sie redete nie mehr darüber, als habe sie es vergessen, aber manchmal sah sie unheilvolle Vorzeichen, eine Schicksalsaura um den Mond, und ich weiß jetzt, dass die Omen immer da waren. Ich kann sie jetzt auch besser verstehen. Sie war glücklich und ängstlich zugleich, wie ich, als Hanna zum ersten Mal »Papa« sagte. Diese wundervolle Mischung aus überwältigendem Glück und unerklärlicher Angst: Nichts ist von ewiger Dauer und niemand kann richtig damit umgehen.
     
    Die CD steckte in einem unschuldigen weißen Umschlag, auf dem lediglich mit Bleistift MQHM stand. Der HackMac war ein überaus praktisches Einbruchswerkzeug, das ein Freund von Nel entworfen hatte, ein deutsches Computergenie, das unter dem Namen MindQuest arbeitete. Es existierten nur fünf oder sechs Kopien und Nel bewahrte ihre immer in ihrem Tresor auf, einem tausend Kilo schweren Stahlmonstrum, das sich hinter einer der Türen unter ihrer Werkbank versteckte.
    Ich legte die CD ein und klickte das Symbol an. Kurz darauf erschien das Fragezeichen, an das ich mich erinnerte. Ich tippte den Namen Dennis Galman ein und ein Fenster mit verschiedenen Funktionen und Codes öffnete sich. Ich klickte Alle an.
    Ergebnisse: 236.
    1-26. Eine Liste. Niederländer, Kanadier und Australier. Nächste Seite.
    Max, der Tollpatsch. Ich schloss das Fenster und tippte Niederlande und das Geburtsdatum ein.
    Keine Ergebnisse.
    Ich runzelte die Stirn. Wenn sich Galman seine ganze Vergangenheit aus den Fingern gesogen hatte, konnte ich lange suchen. Aber warum sollte jemand ein falsches Geburtsdatum angeben? Vielleicht stimmte das Jahr nicht oder ich brauchte einen Geburtsort.
    Justiz, sagte der Computer.
    Dennis Galman, Wijk-en-Aalburg, verhaftet am 02.06.1993 wegen Autodiebstahls, Vught, minderjährig, eingewiesen Fürsorgeheim Lelielaan Tilburg.
    Einen Geburtstag hatte ich nicht gefunden. Dafür ein Fürsorgeheim.
     
     

    13
    Die mollige junge Dame am Empfang erklärte mit freundlichem Lächeln, der Heimleiter sei auf einem Kongress für Heimleiter. Ich überreichte ihr meinen Meulendijk-Ausweis und sagte, ich sei auf der Suche nach Informationen über einen ehemaligen Zögling, der bis vor acht Jahren hier gelebt habe. Sie errötete, als ich den Namen Dennis Galman nannte. »Dennis«, sagte sie. »Oh.«
    Ineke Welling sagte das Namensschild auf dem Schalter. »Sie haben ihn also gekannt?«, fragte ich.
    Sie setzte hastig eine Brille auf ihre Stupsnase, beugte sich über einen Schreibblock und schrieb ein paar Daten von meinem Ausweis ab, bevor sie ihn mir zurückgab.
    »Ich sehe mal nach, ob Mevrouw Goedhart Zeit für Sie hat«, sagte sie förmlich. »Bitte folgen Sie mir.«
    Sie parkte mich in einem kleinen Sprechzimmer.
    Der Komplex lag am Rande der Stadt, am Ende einer Sackgasse. Die Gebäude und ein Sportplatz lagen aufgelockert inmitten von Bäumen und Rasenflächen. Ich hatte einen zwei Meter hohen Maschendrahtzaun gesehen, der trotz des Stacheldrahts obendrauf eher aussah, als solle er die Hirsche fern halten anstatt die Zöglinge am Weglaufen zu hindern. Das Heim war ja auch kein Gefängnis. Es bestand aus Wohngruppen mit zehn bis zwölf Kindern verschiedenen Alters, die in der Stadt zur Schule gingen und hier in einer Art Familienverband wohnten, mit einem ›Vater‹ und einer ›Mutter‹.
    Hinter mir ging die Tür auf. »Guten Tag. Sie wollten mich sprechen?«
    Eine kleine Frau in einem beigefarbenen Rock und dunkelroter Hemdbluse mit einer dünnen Strickjacke darüber trat ein. Ich stellte mich vor und überreichte ihr meinen Meulendijk-Ausweis. Sie nickte freundlich, sagte, sie heiße Chantal Goedhart und sei für die

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