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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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dem kleinen Vorraum des Appartements.
    «Sind Sie es?» rief Mrs. Van Hopper aus dem Wohnzimmer, «was zum Kuckuck haben Sie eigentlich die ganze Zeit gemacht? Ich habe dreimal im Büro angerufen, und man sagte mir, Sie wären überhaupt nicht dagewesen.»
    Mich überkam ein plötzliches Verlangen, zu lachen, zu weinen, beides zugleich, und außerdem empfand ich ein merkwürdiges Übelkeitsgefühl im Magen. In meiner Verwirrung wünschte ich einen Augenblick, daß sich gar nichts ereignet hätte, daß ich irgendwo ganz allein wäre, spazierengehen und vor mich hinpfeifen könnte.
    «Ich fürchte, es ist alles meine Schuld», sagte er, während er ins Wohnzimmer ging und die Tür hinter sich schloß; ich hörte gerade noch Mrs. Van Hoppers erstaunten Ausruf. Dann ging ich in mein Zimmer und setzte mich vor das offene Fenster. Mir war genauso zumute wie im Wartezimmer eines Arztes. Als müßte ich jetzt die Seiten einer Zeitschrift durchblättern, Bilder ansehen, die mir nichts sagten, und Artikel lesen, deren Inhalt ich sofort wieder vergessen würde, bis die Krankenschwester kam.
    «Es ist alles in Ordnung, die Operation ist zufriedenstellend verlaufen. Kein Grund zur Sorge mehr. Ich würde jetzt nach Hause gehen und schlafen.»
    Die Zimmerwände im Hotel waren sehr dick; ich konnte kein Stimmengemurmel hören. Was mochte er wohl zu ihr sagen, wie seine Worte wählen? Vielleicht sagte er: «Ich habe mich sofort in sie verliebt, gleich bei unserer ersten Begegnung. Wir sind dann jeden Tag zusammen gewesen.» Und ihre Antwort darauf: «Wahrhaftig, Mr. de Winter, das ist die romantischste Geschichte, die ich je gehört habe.» Romantisch, das war das Wort, das mir im Fahrstuhl nicht einfallen wollte. Ja, natürlich, romantisch! Das war es, was die Leute sagen würden. Es war alles sehr plötzlich und romantisch. Sie entschlossen sich plötzlich zu heiraten, so mir nichts dir nichts. Was für ein Abenteuer! Ich lächelte mir selbst zu, wie ich da auf dem Fenster-platz meine Arme um die hochgezogenen Knie schlang.
    Ich sollte den Mann heiraten, den ich liebte. Ich sollte Mrs. de Winter werden. Es war dumm, immer noch dieses Übelkeitsgefühl im Magen zu haben, wenn man so glücklich war wie ich.
    Reine Nervosität natürlich. Hier so warten zu müssen wie beim Doktor. Alles in allem wäre es wohl besser gewesen – jedenfalls viel natürlicher –, wenn wir einander anlächelnd Hand in Hand ins Wohnzimmer gegangen wären und er einfach gesagt hätte: «Wir werden heiraten, wir lieben uns sehr.»
    Liebe. Bisher hatte er noch nichts davon gesagt, daß er mich liebte. Keine Zeit vielleicht. Es ging alles so schnell, während er frühstückte. Marmelade und Kaffee und diese Apfelsine.
    Keine Zeit. Die Apfelsine schmeckte sehr bitter. Nein, er hatte nichts davon gesagt, daß er mich liebte.
    Nur, daß wir heiraten würden. Kurz und entschlossen, sehr originell. Ein origineller Heiratsantrag war viel schöner.
    Viel ehrlicher. Nicht so wie andere Menschen. Nicht so wie jüngere Männer, die wahrscheinlich lauter Unsinn sprachen und selbst nicht die Hälfte von dem glaubten, was sie da redeten. Nicht so wie jüngere Männer, die so inkonsequent, so leidenschaftlich sind und die unmöglichsten Dinge schwören. Nicht so wie er selbst, als er sich zum erstenmal verlobte und Rebecca bat … Ich darf nicht daran denken. Fort damit. Ein verbotener Gedanke.
    Niemals darf ich daran denken, niemals, niemals, niemals. Er liebt mich, er will mir Manderley zeigen. Wann werden sie ihre Unterredung endlich beendet haben, wann werden sie mich endlich rufen?
    Da lag der Gedichtband noch immer neben meinem Bett.
    Er hatte vergessen, daß er ihn mir geliehen hatte. Er konnte ihm also nicht so viel bedeuten.
    «Nur zu», flüsterte der Teufel mir ein, «schlage die Titelseite auf, das ist es doch, was du tun möchtest, nicht wahr? Schlage sie nur auf.»
    Unsinn, sagte ich, ich will das Buch nur mit den übrigen Sachen einpacken. Ich gähnte, schlenderte auf den Nachttisch zu und nahm das Buch in die Hand. Meine Füße verfingen sich in der Schnur der Lampe, ich stolperte, das Buch fiel mir aus der Hand auf den Boden und öffnete sich dabei auf der Titelseite. «Max von Rebecca.» Sie war tot, und man sollte die Toten in Ruhe lassen. Sie schliefen in Frieden, und auf ihren Gräbern wiegte sich das Gras.
    Aber wie lebendig, wie kraftvoll wirkte ihre Handschrift. Diese merkwürdig schrägen Buchstaben. Der Tintenklecks. Es sah wirklich so aus, als ob

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