Rebeccas Traum
lächelte. »Vielleicht hätte ich dir besser eine Statue der Pallas Athene aus Plastik schenken sollen«, scherzte sie.
Er stand auf und zog sie mit sich hoch. »Ich fühle mich geehrt, dass du mir überhaupt etwas mitgebracht hast«, sagte er lächelnd, und sein Griff wurde auf einmal fester. »Ich möchte viel Zeit mit dir verbringen, Rebecca. Es gibt so vieles, das ich von dir wissen möchte.« Er sah sie forschend an. »Was sind deine Geheimnisse?«
»Nichts, was von Interesse für dich wäre.«
»Du irrst dich. Morgen werde ich herausfinden, was ich wissen will.« Er bemerkte kurz einen sonderbaren Ausdruck in ihren Augen. Andere Männer, dachte er und spürte, dass er eifersüchtig war. »Also, keinerlei Ausflüchte mehr. Ich will alles von dir, ohne Ausnahme. Alles. Verstehst du?«
»Ja, aber …«
»Morgen.« Er unterbrach sie einfach und war ihr plötzlich fremd in seiner bestimmenden Art. »Ich habe jetzt geschäftlich etwas zu tun, das ich leider nicht verschieben kann. Ich hole dich um sieben Uhr heute Abend ab.«
»Gut.«
Bis morgen ist es noch lange hin, dachte sie. Bis dahin werde ich Zeit genug haben, mir zu überlegen, was ich ihm sage. Vor »morgen« kam erst einmal der heutige Abend. Und heute Abend würde sie noch einmal all das sein, was sie sein wollte, alles, was er von ihr erwartete.
»Ich muss jetzt gehen.« Bevor er sie noch einmal berühren konnte, beugte sie sich schnell zu ihrer Tasche hinunter, die auf dem Boden stand, und hob sie auf. Als sie schon an der Tür war, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Er hatte sich nicht gerührt.
»Stephanos, du wirst möglicherweise enttäuscht sein, wenn du mehr von mir erfährst«, sagte sie ruhig. Dann wandte sie sich schnell ab und schloss die Tür hinter sich.
Stephanos stand da und sah ihr mit gerunzelter Stirn nach.
5. K APITEL
Aufgeregt schaute Rebecca immer wieder in den Spiegel, sie war schrecklich nervös. Die Frau, die ihr entgegensah, war ihr nicht fremd. Aber es war eine völlig veränderte Rebecca Malone.
Lag es an der Frisur? Rebecca hatte sich das Haar von der geschickten Hotelfriseuse ein wenig stylen lassen. Oder war es das Kleid aus leuchtend rotem, mit schwarzen Schleifchen bedrucktem Stoff, dessen raffiniert drapierte Corsage die Schultern frei ließ? Der weite Rock wurde durch einen schwarzen Tüll-Petticoat in Form gehalten. Dazu trug Rebecca eine schwarze Feinstrumpfhose und rote hochhackige Satinpumps. Nein, es war mehr als nur das. Mehr als ein gekonntes Make-up, ungewohnte Kleidung und geschicktes Styling. Es lag an ihren Augen. Es war nicht zu übersehen. Die Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, war bis über beide Ohren verliebt.
Was sollte sie dagegen tun? Was konnte sie tun? Rebecca wusste, es gab Dinge im Leben, die waren nicht zu ändern. Aber würde sie auch stark genug sein, mit den Folgen ihres Handelns zu leben?
Als es an der Tür klopfte, warf sie einen letzten Blick in den Spiegel, holte tief Luft und ging zur Tür. Heute Nachmittag war alles viel zu schnell gegangen.
Als sie aus Stephanos’ Suite in ihre zurückgekommen war, hatte sie dort bereits eine lange Liste der von Eleni getroffenen Termine vorgefunden. Eine Massage, eine Gesichtsbehandlung, Frisör und dazu eine Karte des Managers der hoteleigenen Boutique. Sie hatte gar keine Zeit gehabt, lange zu überlegen. Nicht über den kommenden Abend und auch nicht über das Morgen, die Zukunft.
Vielleicht ist es besser so, dachte sie. Wenn ich meinem Gefühl vertraue, wird sicher alles gut gehen.
Sie sieht aus wie eine Sirene, dachte Stephanos, als sie vor ihm stand. Hatte er jemals gedacht, sie sei keine Schönheit? In diesem Moment glaubte er, noch niemals eine Frau gesehen zu haben, die ihn mehr gefesselt hatte.
»Du bist unvergleichlich, Rebecca«, sagte er. Er griff nach ihren Händen und blieb so einen Moment auf der Türschwelle stehen.
»Warum? Weil ich so pünktlich fertig bin?«
»Weil du niemals das bist, was ich erwartet habe.« Er führte ihre Hand an seine Lippen. »Und immer das, was ich mir wünsche.«
Sein Kompliment machte sie sprachlos, und sie war froh, als er die Tür hinter ihnen schloss und sie zum Fahrstuhl führte. Auch Stephanos sah anders aus als sonst. Normalerweise war er mit lässiger Eleganz gekleidet, aber heute Abend trug er einen Smoking, der ihm ausgezeichnet stand.
»So, wie du aussiehst, Rebecca, ist es fast eine Sünde, dich nur zu einem Geschäftsessen mitzunehmen«, meinte er, während
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