Rebeccas Traum
und versuchte sich zu entspannen. Ich bin ja eifersüchtig, wurde ihr bewusst, und sie konnte sich nicht erinnern, dieses Gefühl jemals zuvor empfunden zu haben. Aber wer würde auf sie nicht eifersüchtig sein, dachte sie, als sie Eleni zum Telefon gehen, nein, schreiten sah. Die Griechin sah wirklich atemberaubend gut aus, sie wirkte selbstbewusst und tüchtig. Außerdem stand sie in einer Beziehung zu Stephanos, von deren Art Rebecca nichts wusste. Wie lange kannte sie ihn schon? Und wie gut?
»Stephanos kommt gleich«, meinte Eleni, als sie den Hörer wieder auflegte. »Seine Konferenz ist gerade zu Ende.« Sie goss sich ebenfalls etwas Orangensaft ein und setzte sich Rebecca gegenüber in einen Sessel. »Athen hat Ihnen also gefallen.«
»Ich liebe es.« Rebecca wünschte, sie hätte sich zumindest die Haare gekämmt und ein wenig Make-up aufgelegt, bevor sie hierher gekommen war. Sie trank einen Schluck Orangensaft. »Ich hatte eigentlich keine bestimmte Vorstellung von der Stadt, aber ich bin begeistert und beeindruckt.«
»Für die Europäer ist es schon halber Orient, während die Orientalen Athen als Europa ansehen.« Eleni lächelte. Sie schlug die schlanken Beine übereinander und lehnte sich zurück. »Athen ist Griechenland, und ganz besonders trifft dies auf den Athener zu.« Sie sah Rebecca über den Rand ihres eisbeschlagenen Glases an. »Die Menschen schätzen Stephanos oft ebenso ein, und dabei ist er nur er selbst.«
»Wie lange arbeiten Sie schon für ihn?« Rebecca war froh, dass Eleni ihr Gelegenheit zu dieser Frage gegeben hatte.
»Fünf Jahre.«
»Dann müssen Sie ihn sehr gut kennen.«
»Besser als manch anderer. Er ist ein anspruchsvoller und großzügiger Arbeitgeber und ein interessanter Mann. Ich liebe meine Arbeit und reise glücklicherweise gern.«
Rebecca spielte mit dem Glas in ihren Händen. »Ich wusste gar nicht, dass das Geschäft mit Oliven so viele Reisen erfordert.«
Eleni sah sie ein wenig überrascht an, aber sie ließ sich nichts anmerken. Bis eben hatte sie nicht gewusst, ob die Amerikanerin von Stephanos oder von seinem Geld fasziniert war. Nun kannte sie die Antwort.
»Wenn Stephanos etwas tut, dann tut er es auch sehr sorgfältig«, meinte sie lächelnd. »Hat er mit Ihnen eigentlich schon über die Abendgesellschaft heute gesprochen?«
»Er sagte etwas von einem Geschäftsessen.«
Eleni lächelte sie zum ersten Mal offen an. »Es wird zwar nur eine kleine, aber dafür umso exklusivere Gesellschaft sein.«
Rebecca griff unwillkürlich an ihre Haare, und Eleni deutete diese Geste richtig.
»Falls Sie irgendetwas für den Abend benötigen, ein passendes Kleid oder einen Frisör … im Hotel finden Sie beides«, sagte sie hilfsbereit.
Rebecca musste an die Freizeitkleidung denken, die sich in ihrer kleinen Reisetasche befand. Sie hatte für die zwei Tage nicht mehr mitgenommen, weil sie nicht mit einem derartigen Anlass gerechnet hatte. »Ich brauche alles.«
Eleni stand auf und lächelte sie verständnisvoll an. »Ich werde mich darum kümmern.«
»Vielen Dank, aber ich möchte Sie nicht von Ihrer Arbeit abhalten«, wehrte Rebecca verlegen ab.
»Es gehört zu meinen Pflichten, dafür zu sorgen, dass Sie sich wohl fühlen«, entgegnete Eleni. Da öffnete sich die Tür, und Stephanos kam herein. Eleni nahm sofort ihr Glas und ihren Notizblock und verließ mit einem freundlichen Nicken zu Rebecca das Zimmer.
»Du warst lange fort«, wandte sich Stephanos an Rebecca.
»Ach, ich habe so viel Interessantes gesehen, da verging die Zeit wie im Flug. Athen ist eine wundervolle Stadt.« Sie wollte aufstehen, aber er war mit zwei schnellen Schritten bei ihr und zog sie hoch. Im nächsten Augenblick fühlte sie seine Lippen auf ihrem Mund. Er küsste sie mit hungriger Leidenschaft. Sie wehrte sich nicht dagegen, sondern ergab sich seinen Zärtlichkeiten.
Stephanos stöhnte leise. Wie kann man sich so sehr nach einer Frau sehnen wie ich mich nach ihr? dachte er. Den ganzen Morgen über hatte er sich nur unter großen Schwierigkeiten auf seine Geschäfte konzentrieren können. Seine Gedanken schweiften immer wieder ab, und er hatte an ihre Lippen, ihre Brüste und ihre Leidenschaft denken müssen. Als sie dann immer noch nicht zurückkehrte, hatte er sich Sorgen um sie gemacht wie nie zuvor um einen Menschen. Er konnte sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen. Undenkbar, wenn sie eines Tages nicht mehr da wäre …
Aber dazu wird es nicht kommen, schwor
Weitere Kostenlose Bücher