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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Staatsanwalt ins Labor schicken.«
    »Schon gut«, sagte Rebecka rasch. »Ich besorg dir was zum Anziehen, Sanna. Okay?«
    Die Mädchen verschwanden mit Anna-Maria im Haus. Sven-Erik Stålnacke hockte ein Stück von Sanna und Rebecka entfernt und redete Tjapp gut zu. Die beiden schienen allerlei Gemeinsamkeiten zu entdecken.
    »Ich kann dir nicht helfen, Sanna«, sagte Rebecka. »Ich bin Steuerexpertin, ich beschäftige mich nicht mit Strafrecht. Wenn du einen Verteidiger brauchst, dann kann ich dir helfen, einen guten zu finden.«
    »Begreifst du nicht?«, murmelte Sanna. »Du musst das machen. Wenn du mir nicht hilfst, dann hilft mir niemand. Und dann muss Gott sich um mich kümmern.«
    »Hör doch auf«, flehte Rebecka.
    »Nein, du sollst aufhören«, rief Sanna. »Ich brauche dich, Rebecka. Und meine Kinder brauchen dich. Es ist mir doch egal, wie du über mich denkst, jetzt bitte ich dich wirklich. Was soll ich denn tun? Auf die Knie fallen? Dir erzählen, dass du mir wegen unserer alten Freundschaft helfen musst? Du musst es machen!«
    »Was meinst du damit, dass die Kinder mich brauchen?«
    Sanna packte mit beiden Händen Rebeckas Jacke.
    »Meine Eltern nehmen sie mir sonst weg«, sagte sie verzweifelt. »Und das darf nicht passieren. Verstehst du? Ich will nicht, dass Sara und Lova auch nur fünf Minuten bei meinen Eltern verbringen. Aber jetzt werde ich das nicht verhindern können. Du könntest es. Sara zuliebe.«
    Sannas Eltern. Bilder und Gedanken kämpften darum, in Rebeckas Innerem an die Oberfläche zu gelangen. Sannas Vater. Gut angezogen. Repräsentativ. Mit seiner sanften, verständnisvollen Art. Als Lokalpolitiker war er zu großer Beliebtheit gelangt. Rebecka hatte ihn einige Male sogar in den landesweiten Medien gesehen. Bei den nächsten Parlamentswahlen würde er wohl von den Christdemokraten auf einem sicheren Listenplatz nominiert werden. Aber hinter dieser herzlichen Fassade verbarg sich ein steinharter Machtmensch. Sogar Pastor Thomas Söderberg hatte sich ihm in vielen Gemeindeangelegenheiten gefügt. Und Rebecka dachte voller Unbehagen daran, wie Sanna mit gelassener Stimme – als sei das alles einer anderen passiert – erzählt hatte, dass ihr Vater immer ihre Tiere getötet hatte. Ohne Vorwarnung. Hunde, Katzen, Vögel. Nicht einmal das Aquarium, das sie in der Grundschule von einem Lehrer bekommen hatte, hatte sie behalten dürfen. Ab und zu erklärte ihre unterwürfige Mutter, das liege an Sannas vielen Allergien.
    Ein anderes Mal lautete die Begründung, sie vernachlässige wegen der Tiere die Schule. Meistens aber gab es überhaupt keine Erklärung. Das Schweigen ließ auch keine Fragen zu. Und Rebecka dachte daran, wie Sanna Sara abends auf den Schoß genommen hatte, wenn die Kleine nicht schlafen wollte. »Ich will nicht so werden wie sie«, sagte sie dann immer. »Die haben meine Zimmertür immer von außen zugeschlossen.«
    »Ich muss mit meinem Chef reden«, sagte Rebecka.
    »Du bleibst also hier?«, fragte Sanna.
    »Bis auf Weiteres«, antwortete Rebecka mit gepresster Stimme.
    Sannas Gesicht entspannte sich. »Mehr verlange ich doch gar nicht«, sagte sie. »Und es kann ja nicht lange dauern, ich bin ja unschuldig. Denn du glaubst doch wohl nicht, dass ich es war, oder?«
    Vor Rebeckas innerem Auge tauchte ein Bild von Sanna auf, die nachts mit einem blutverschmierten Messer in der Hand unter einer Straßenlaterne vorüberlief.
    Aber warum wäre sie dann zurückgegangen, überlegte sie. Warum hätte sie mit Lova und Sara noch einmal in die Kirche gehen sollen, um ihn zu »finden«?
    »Natürlich nicht«, sagte sie.
     

 
    AUFTRAGSNUMMER, Anzahl der Stunden. Auftragsnummer, Anzahl der Stunden. Auftragsnummer, Anzahl der Stunden.
    Maria Taube saß in der Kanzlei Meijer & Ditzinger und füllte das Zeitschema der Woche aus. Es sah übel aus, stellte sie fest, als sie im Viereck ganz unten die Menge der zu honorierenden Stunden angab. Zweiundvierzig. Das war doch einfach unmöglich. Måns war ja nie zufrieden, aber unzufrieden würde er immerhin nicht sein. Sie hatte in der vergangenen Woche über siebzig Stunden gearbeitet, um diese zweiundvierzig in Rechnung stellen zu können. Sie schloss die Augen und ließ sich im Sessel zurücksinken. Der Rockbund schnitt in ihren Bauch.
    Ich muss einfach Sport treiben, dachte sie. Statt nur auf dem Hintern zu sitzen und vor dem Computer Kummerspeck zu entwickeln. Es ist Dienstagmorgen. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag. Vier Tage

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