Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
Krampf. Beugt sich über sie, so dass sie sich mit einer Hand auf den Schreibtisch stützen muss, um nicht rückwärts zu fallen.
Dann weicht er von ihr zurück. Um mehrere Schritte, bis er die Tür erreicht hat. Er mustert sie mit ausdruckslosem Blick und schüttelt den Kopf. Danach kehrt er ihr den Rücken zu und schaut aus dem Fenster. Rebecka gleitet vom Schreibtisch. Sie zieht ihre Strumpfhose hoch und streicht ihren Rock glatt. Thomas Söderbergs Rücken ragt wie eine Mauer vor ihr hoch.
» Verzeihung « , sagt sie kleinlaut. » Das wollte ich nicht. «
» Bitte geh « , sagt er mit rauer Stimme. » Geh jetzt endlich. «
Sie rennt den ganzen Weg zu Sannas und ihrer Wohnung. Rennt über die Straße, ohne sich umzusehen. Es ist mitten im eiskalten Januar. Die Kälte schneidet in ihre Haut, und ihr Hals tut weh. Und die Innenseiten ihrer Oberschenkel fühlen sich klebrig an.
Die Tür wurde aufgerissen, und das wütende Gesicht von Staatsanwalt Carl von Post tauchte in der Türöffnung auf.
»Und was zum Teufel ist hier los?«, fragte er. Als keine Antwort kam, wandte er sich an Anna-Maria:
»Was soll das denn hier? Gehst du mit ihr das Material der Voruntersuchung durch?«
Er nickte zu Rebecka hinüber.
»Das sind ja schließlich keine gesperrten Informationen«, sagte Anna-Maria gelassen. »Die Videos werden im Buchladen der Kraftquelle verkauft. Wir haben uns ein wenig unterhalten. Wenn das gestattet ist?«
»Ach was«, fauchte von Post. »Aber jetzt werden du und ich uns unterhalten. In meinem Büro. In fünf Minuten!«
Er knallte die Tür hinter sich zu.
Die beiden Frauen wechselten einen Blick.
»Die Journalistin, die dich wegen Körperverletzung angezeigt hat, hat ihre Anzeige zurückgezogen«, sagte Anna-Maria Mella.
Das sagte sie ganz gelassen. Wie um zu zeigen, dass sie das Thema gewechselt und dass diese Information wirklich rein gar nichts mit Carl von Post zu tun habe. Aber die Nachricht kam trotzdem an.
Deshalb war er natürlich stocksauer, dachte Rebecka.
»Sie hat gesagt, sie sei ausgerutscht und du könntest nie im Leben die Absicht gehabt haben, sie zu Boden zu stoßen«, erzählte Anna-Maria jetzt und erhob sich langsam. »Ich muss los. Kann ich noch irgendwas für dich tun?«
Die Gedanken wirbelten nur so durch Rebeckas Kopf. Von Måns, der offenbar mit der Journalistin gesprochen hatte, bis zu Viktors Bibel.
»Die Bibel«, sagte sie zu Anna-Maria. »Viktors Bibel, habt ihr die hier?«
»Nein, das Labor in Linköping braucht sie noch. Sie werden sie erst mal noch behalten. Wieso fragst du?«
»Ich würde gern einen Blick hineinwerfen, wenn das möglich ist. Könnten sie da unten vielleicht Kopien machen? Nicht von allen Seiten natürlich, aber von denen, auf denen Anmerkungen stehen? Und von allen Zetteln, Bildern und allem, was darin liegt?«
»Sicher«, sagte Anna-Maria nachdenklich. »Das lässt sich sicher machen. Als Gegenleistung musst du von der Gemeinde erzählen, wenn ich irgendwelche Fragen habe.«
»Solange es dabei nicht um Sanna geht«, sagte Rebecka und schaute auf die Uhr.
Zeit, Sara und Lova zu holen. Sie verabschiedete sich von Anna-Maria, aber ehe sie zum Auto ging, setzte sie sich auf das Besuchersofa in der Rezeption, nahm ihren Laptop hervor und ging mit ihrem Mobiltelefon ins Netz. Sie gab Maria Taubes Mailadresse ein und schrieb:
»Hallo, Maria.
Du kennst doch sicher irgendeinen Finanzamtsmenschen, der eine Schwäche für dich hat. Kannst du ihn bitten, einige Personen und eine gemeinnützige Organisation für mich zu überprüfen?«
Sie schickte die Mail los, und postwendend tauchte auf ihrem Bildschirm die Antwort auf.
»Hallo, Süße. Ich kann ihn nur um allgemein zugängliche Informationen bitten. M.«
Das bringt mir doch nichts, dachte Rebecka enttäuscht und ging aus dem Netz. Allgemein zugängliche Informationen kann ich mir ja wohl selbst besorgen.
Sie hatte den Laptop gerade zugeklappt, als ihr Telefon klingelte. Es war Maria Taube.
»Du bist doch nicht so clever, wie man denken könnte«, sagte sie.
»Was?«, fragte Rebecka überrascht.
»Kapierst du denn nicht, dass sämtliche Mails überprüft werden können? Der Arbeitgeber kann sich in den Server einschalten und alle ein- und ausgehende Post lesen. Sollen die Partner vielleicht wissen, dass ich für dich von den Finanzbehörden gesperrte Informationen besorgen soll? Glaubst du, ich will, dass sie das wissen?«
»Nein«, antwortete Rebecka kleinlaut.
»Was brauchst
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