Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
du also?«
Rebecka dachte kurz nach und sagte dann:
»Bitte ihn, sich bei LT und CT über Folgendes zu informieren …«
»Moment, das muss ich mir notieren«, sagte Maria. »LT und CT, was ist das?«
»Lokales und Centrales Transaktionssystem. Bitte ihn, sich die Gemeinde Kraftquelle und die dort angestellten Pastoren vorzunehmen, Thomas Söderberg, Vesa Larsson und Gunnar Isaksson. Und außerdem noch Viktor Strandgård. Ich will die gesamten Bilanzen der Kraftquelle. Und ich will etwas über die finanzielle Situation von Viktor und den Pastoren wissen. Gehalt, wie hoch und von wem. Grundbesitz. Wertpapiere. Vermögen überhaupt.«
»Okay«, sagte Maria und notierte.
»Und noch eins: Kannst du dich ins PRV einschalten und dir ansehen, wie die Gemeinde organisiert ist? Das geht so schrecklich langsam, wenn man das per Mobiltelefon machen muss. Finde heraus, ob die Kraftquelle Aktien in einer Firma besitzt, die nicht an der Börse ist, oder Anteile an irgendeinem Unternehmen oder was auch immer. Und sieh dir auch Viktor und die Pastoren an.«
»Darf man fragen, warum?«
»Ich weiß nicht«, sagte Rebecka. »Einfach nur so eine Idee. Wo ich schon mal hier oben bin, kann ich doch auch was unternehmen.«
»Wie heißt das noch auf Englisch?«, fragte Maria. »Shake the tree. Und dann sieht man ja, was herunterfällt. Meinst du das so?«
»Vielleicht«, sagte Rebecka.
Draußen wurde es jetzt dunkel. Rebecka ließ Tjapp aus dem Auto. Die Hündin jagte auf eine Schneewehe zu und hockte sich dort hin. Die Straßenlaternen brannten schon, und das Licht fiel auf ein weißes Viereck, das unter den Scheibenwischern des Audi klemmte. Rebecka dachte kurz, es handele sich um einen Strafzettel für falsches Parken, aber dann sah sie, dass ihr Name in überaus dicken Bleistiftbuchstaben auf einen Umschlag geschrieben war. Sie ließ Tjapp auf den Beifahrersitz springen, stieg ins Auto und öffnete den Umschlag. Darin lag eine handschriftliche Mitteilung. Die Schrift war unregelmäßig und schwerfällig. Als habe der Schreiber Handschuhe getragen oder die falsche Hand benutzt.
»Wenn ich dem Gottlosen sage, du musst des Todes STERBEN, und du warnst ihn nicht und sagst es ihm nicht, damit sich der Gottlose vor seinem gottlosen Wesen hüte, auf dass er lebendig bleibe, so wird der Gottlose um seiner Sünde willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Wo du aber den Gottlosen warnst und er sich nicht bekehrt von seinem gottlosen Wesen und Wege, so wird er um seiner Sünde willen sterben, aber du hast deine Seele gerettet.
DU BIST GEWARNT!«
Rebecka spürte, wie das Entsetzen sich in ihr ausbreitete. In ihrem Nacken und auf ihren Armen sträubten sich die Haare, aber sie widerstand dem Impuls, nachzusehen, ob jemand sie beobachtete. Sie zerknüllte den Zettel zu einem kleinen Ball und ließ ihn vor dem Beifahrersitz auf den Boden fallen.
»Zeigt euch, ihr feigen Teufel«, sagte sie laut, als sie den Parkplatz verließ.
Auf dem ganzen Weg zur Schule wurde sie das Gefühl nicht los, dass jemand sie verfolgte.
DIE REKTORIN von Grundschule, Vorschule und Tagesstätte musterte Rebecka über ihren Schreibtisch hinweg mit offener Abneigung. Sie war eine untersetzte Frau von Mitte fünfzig. Ihre vollen Haare waren schwarz gefärbt und schlossen sich wie ein Helm um ihr viereckiges Gesicht. Ihre geschwungene Brille hing an einer Schnur um ihren Hals und verfing sich in einem Halsband aus Lederriemen, Federn und Keramikstücken.
»Ich begreife wirklich nicht, was Sie sich in dieser Situation von der Schule erhoffen«, sagte sie und zupfte ein Haar von ihrer großgemusterten Strickjacke.
»Das habe ich doch schon erklärt«, sagte Rebecka und versuchte, ihre Ungeduld zu verbergen. »Ihr Personal darf Sara und Lova nur mit mir weggehen lassen.«
Die Rektorin lächelte herablassend.
»Wir mischen uns lieber nicht in Familienangelegenheiten ein, das habe ich auch schon Frau Strandgård erklärt, der Mutter der Mädchen.«
Rebecka sprang auf und beugte sich über den Tisch vor.
»Es ist mir wirklich schnurz, was Ihnen lieber ist oder nicht«, sagte sie laut. »Es ist Ihre verdammte Verantwortung als Schulleiterin, dafür zu sorgen, dass die Kinder während der Schulzeit in Sicherheit sind, bis sie von den Eltern oder denen, die die Verantwortung für sie tragen, abgeholt werden können. Wenn Sie also Ihrem Personal nicht einschärfen, die Mädchen nur mit mir weggehen zu lassen, dann wird Ihr Name in
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