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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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Herz.
    Ich kann ja am Fahrkartenschalter arbeiten, dachte sie.
    Sie legte sich hin und schaute zur Decke hoch. War auf verrückte Weise munter.
    In der Wand trieb eine Maus ihr Unwesen. Nagte und sprang auf und ab. Rebecka klopfte an die Wand, dann herrschte eine Weile Ruhe. Danach ging es wieder los.
    Rebecka lächelte. Und schlief ein. Angezogen und ohne sich auch nur die Zähne geputzt zu haben.
    Sie träumte.
    Sie sitzt auf Papas Schultern. Es ist Blaubeerzeit. Papa hat eine Kiepe auf dem Rücken. Das wird schwer, die Kiepe und Rebecka.
    »Nicht wackeln«, sagte er, wenn sie die Hand nach den Flechten ausstreckt, die an den Bäumen hängen.
    Hinter ihnen kommt die Großmutter. Blaue Synthetikjacke und graues Kopftuch. Sie bewegt sich im Wald auf eine sehr vorsichtige Weise. Hebt den Fuß nicht höher als unbedingt nötig. Eine Art terraingewinnendes Schlurfen mit kurzen Schritten. Zwei Hunde leisten ihnen Gesellschaft. Jussi, der Jämthund, hält sich an die Großmutter. Er kommt jetzt in die Jahre, geht sparsam mit seinen Kräften um. Und Jacki, viel jünger, eine undefinierbare Spitzmischung, jagt hin und her, seine Nase kriegt nie genug. Er verschwindet aus ihrer Sichtweite, ab und zu hören sie ihn einige Kilometer entfernt bellen.
    Am späten Nachmittag liegt sie am Feuer und schläft, während die Erwachsenen Beeren pflücken. Sie hat Papas Helly-Hansen-Jacke als Kissen. Die Nachmittagssonne wärmt sie, aber die Schatten sind lang. Das Feuer schreckt die Mücken ab. Ab und zu sehen die Hunde nach ihr. Stupsen ihr Gesicht leicht mit der Nase an, um dann wieder davonzustürzen, ehe sie sie streicheln oder ihnen den Arm um den Hals legen kann.

GELBBEIN
    ES IST SPÄTWINTER. Die Sonne hebt sich über die Baumwipfel und wärmt den Wald. Mächtige Schneelasten gleiten von den Bäumen. Es ist eine schwere Zeit für die Jagd. Tagsüber weicht die dicke weiße Decke ein wenig auf. Es ist mühsam, der Beute hinterherzulaufen. Wenn das Rudel nachts im Mondschein oder in der Dämmerung jagt, dann zerschneidet der Harschschnee ihnen die Pfoten.
    Die Rudelwölfin setzt sich in Bewegung. Wer in ihre Nähe kommt, muss damit rechnen, gebissen oder zusammengestaucht zu werden. Sie stellt sich vor die untergeordneten Rüden und pisst, dabei hat sie ein Bein so hoch erhoben, dass es ihr schwer fällt, das Gleichgewicht zu halten. Das ganze Rudel wird von ihrer Stimmung beeinflusst. Sie knurren und heulen. Immer wieder kommt es zwischen den anderen zu Kämpfen. Die Jungwölfe laufen unruhig am Rand des Ruheplatzes hin und her. Immer wieder werden sie von den älteren Wölfen zur Ordnung gerufen. Bei den Mahlzeiten wird streng auf die Rangordnung geachtet.
    Die Rudelwölfin ist Gelbbeins Halbschwester. Genau zwei Jahre zuvor hat sie die alte Rudelwölfin herausgefordert. Die Rudelwölfin wurde läufig und wollte den übrigen Wölfinnen gegenüber ihre Überlegenheit betonen. Sie wandte sich Gelbbeins Halbschwester zu, streckte ihr grau gestreiftes Haupt aus, zog die Lefzen hoch und entblößte die Zähne mit einem drohenden Knurren. Aber statt entsetzt mit eingekniffenem Schwanz rückwärts zu kriechen, nahm Gelbbeins Schwester die Herausforderung an. Sie schaute der alten Wölfin in die Augen und erhob sich. Im Bruchteil einer Sekunde kam es zum Kampf, der nach einer Minute beendet war. Die alte Rudelwölfin hatte verloren. Ein tiefer Biss an ihrem Hals und ein zerfetztes Ohr reichten, damit sie sich jaulend zurückzog. Gelbbeins Halbschwester vertrieb die alte Wölfin aus dem Rudel. Und das hatte damit eine neue Chefin.
    Gelbbein hatte nie versucht, sich gegen die alte Wölfin zu behaupten. Sie fordert auch ihre Schwester nicht heraus. Trotzdem scheint die Schwester auf sie besonders gereizt zu reagieren. Einmal packen ihre Zähne Gelbbeins Nase und führen sie mitten durch das Rudel. Gelbbein kriecht demütig mit krummem Rücken und abgewandtem Blick hinter ihr her. Die Jungwölfe heben die Pfoten und laufen unruhig hin und her. Danach leckt Gelbbein unterwürfig die Mundwinkel ihrer Halbschwester. Sie will keinen Streit, und sie will sich nicht behaupten.
    Das silbergraue Alphamännchen ist nicht leicht zugänglich. Zur Zeit der alten Wölfin ist er ihr wochenlang gefolgt, ehe sie sich zur Paarung herabließ. Er stupste sie von hinten mit der Nase an und stauchte vor ihren Augen die anderen Rüden zusammen. Oft, sehr oft kam er zu der Stelle, wo sie lag. Er stieß sie mit der Vorderpfote an, um zu fragen: »Na, was

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