Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
Vom Netzwerk:
Scheißhunde, hatte sie gedacht.
    Lisa hatte Mimmis Verärgerung bemerkt, aber sie war kein Mensch, der sich so etwas anmerken ließ und das Gespräch suchte. Nein, jetzt war Zeit zum Aufbruch. Wenn es kein Treffen von Magdalena gab, dann waren es die Tiere zu Hause, vielleicht mussten die Kaninchenställe gesäubert oder ein Hund zur Tierärztin gebracht werden.
    Mimmi kletterte auf die Arbeitsfläche aus geöltem Holz neben dem Kühlschrank. Wenn sie die Beine anzog, konnte sie sich dort zwischen die frischen Kräuter zwängen, die in leeren Konservendosen wuchsen. Es war ein guter Platz. Man konnte Jukkasjärvi am anderen Flussufer sehen. Ab und zu ein Boot. Dieses Fenster hatte es zur Zeit der Autowerkstatt noch nicht gegeben. Micke hatte es ihr geschenkt. »Hier hätte ich gern ein Fenster«, hatte sie gesagt. Und er hatte es eingebaut.
    Sie war nicht böse auf die Hunde. Sie war auch nicht eifersüchtig. Oft bezeichnete sie die Tiere als Brüderchen. Aber wie damals, als sie in Stockholm gewohnt hatte, kam Lisa nie zu Besuch und rief auch nie an. »Natürlich liebt sie dich«, sagte Micke manchmal. »Sie ist doch deine Mutter.«
    Bei uns gibt es sicher einen genetischen Defekt, dachte Mimmi. Ich kann ja auch nicht lieben.
    Wenn ihr so ein richtiger Idiot über den Weg liefe, dann könnte sie – natürlich nicht sich verlieben, das war ein viel zu zahmes Wort. Die Supermarkt-Light-Variante des Gefühls, nein, dann könnte sie psychotisch werden, abhängig, süchtig. Es war ja schon vorgekommen. Vor allem einmal, während der Jahre in Stockholm. Wenn man sich aus einer solchen Beziehung losriss, dann blieben dicke Fleischfetzen hängen.
    Bei Micke war es etwas anderes. Mit ihm könnte sie Kinder bekommen, wenn sie denn glaubte, ein Kind lieben zu können. Er war ein guter Mann, Micke war wirklich gut.
    Unter dem Fenster pickten einige Hühner im herbstlichen Gras herum. Als sie in ihr frisch gebackenes Brot biss, hörte sie draußen auf der Straße ein Moped. Es bog auf den Hofplatz ein und hielt an.
    Teddy, dachte sie.
    Es kam häufig vor, dass er morgens ins Restaurant kam. Wenn er vor seinem Vater aufwachte und sich unbemerkt davonschleichen konnte. Ansonsten musste er zu Hause frühstücken.
    Bald darauf stand er vor dem Fenster, hinter dem sie saß, und klopfte an die Scheibe. Er trug eine knallgelbe Hose mit Hosenträgern, die irgendwann einem Telefonmonteur gehört hatte. Die Reflexbänder unten an den Füßen waren vom vielen Tragen und Waschen fast abgescheuert. Auf dem Kopf hatte er eine blaue Nylonmütze mit schlabbernden Ohrenklappen. Seine grüne Steppjacke war viel zu kurz. Sie reichte ihm nur bis zur Taille.
    Er bedachte sie mit seinem unbezahlbar bezaubernden Lächeln. Es teilte sein kräftiges Gesicht, die breite Kinnlade verschob sich nach rechts, die Augen wurden schmal, die Augenbrauen jagten nach oben. Es war unmöglich, dieses Lächeln nicht zu erwidern, da machte es auch nichts, dass sie ihr Brot nicht in Ruhe essen konnte.
    Sie öffnete das Fenster. Er schob die Hände in die Jackentaschen und fischte drei Eier heraus. Sah sie an wie nach einem kunstfertigen Zaubertrick. Er sammelte immer im Hühnerstall die Eier für sie. Sie nahm sie entgegen.
    »Gut. Danke. Ja, und da ist heute also Futter-Fritzi unterwegs?«
    Er stieß ein kehliges Lachen aus. Wie ein Motor, der nicht so recht anspringen will, in Zeitlupe, hmmmmmm, hmmmmmm.
    »Oder vielleicht Abwasch-Alfred?«
    Er antwortet mit einem glücklichen Nein, er wusste, dass sie Witze machte, trotzdem schüttelte er sicherheitshalber energisch den Kopf. Er war nicht zum Spülen hergekommen.
    »Hunger, was?«, fragte sie, und Teddy machte auf dem Absatz kehrt und verschwand um die Ecke.
    Sie sprang auf den Boden, schloss das Fenster, kippte einen Schluck Kaffee hinunter und biss energisch in ihr Brot. Als sie das Lokal betrat, hatte er gegenüber von Rebecka Martinsson Platz genommen. Er hatte die Jacke über die Stuhllehne neben sich gehängt, die Mütze aber aufbehalten. Das gehörte zu den festen Gewohnheiten. Mimmi zog ihm die Mütze vom Kopf und fuhr ihm mit der Hand durch die Haarstoppeln.
    »Willst du nicht lieber da hinten sitzen? Dann kannst du sehen, ob tolle Autos vorbeikommen.«
    Rebecka Martinsson lächelte Teddy an.
    »Er kann gern hier sitzen bleiben«, sagte sie.
    Mimmis Hand wurde ausgestreckt und berührte Teddy noch einmal. Rieb ein wenig seinen Rücken.
    »Willst du Pfannkuchen oder Müsli und Brote?«
    Sie wusste, was er

Weitere Kostenlose Bücher