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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Rebecka.
    »Aber eigentlich ist er Papas größter Fan. Neulich war Robert pinkeln, und ich bin mit so einem verheiratet, der glaubt, man wird schwul, wenn man sich dabei hinsetzt, wer muss wohl saubermachen, wenn die Jungs diesem Beispiel folgen … jedenfalls, da stand er also, und Gustav stand mit total unverhohlener Begeisterung im Blick neben ihm. ›Papa‹, sagte er andächtig. ›Du hast ja einen RIESENschwanz. Der ist wie ein Elefantenschwanz!‹ Danach hättest du mal meinen Alten sehen sollen. Der war sozusagen …«
    Sie beendete den Satz mit einer heftigen Armbewegung und einem lauten Hahnenschrei.
    Rebecka lachte.
    »Aber dein Liebling ist Marcus, oder?«
    »Ach, man liebt sie eben auf unterschiedliche Weise«, sagte Anna-Maria und hielt ihren Blick auf die Straße gerichtet.
    Wie in aller Welt hatte Rebecka das erraten können? Anna-Maria ging die letzten Sätze noch einmal durch. Es stimmte. Sie liebte Marcus auf eine ganz besondere Weise. Sie waren immer mehr gewesen als Mutter und Sohn. Sie waren auch Freunde. Obwohl das nichts war, das sie bewusst dachte, worüber sie sprach, sie gestand es sich ja selber kaum ein.
    Als sie beim Ferienhaus von Kallis Mining aus dem Auto stiegen, dachte Anna-Maria, dass sie sich fast betrogen fühlte. Rebecka hatte sie dazu gebracht, während der ganzen Fahrt über sich zu sprechen. Über ihre Arbeit und ihre Familie. Rebecka hatte nicht ein einziges Wort über sich gesagt.
    Anna-Maria schloss die Tür auf und zeigte Rebecka die Küche mit dem aufgerissenen Linoleumboden.
    »Wir warten noch immer auf die Laborergebnisse, aber bis auf Weiteres gehen wir davon aus, dass wir in dieser kleinen Kerbe Inna Wattrangs Blut gefunden haben. Wir glauben also, dass sie genau hier ermordet worden ist. Wir haben an ihren Handgelenken und Knöcheln und an einem von diesen Stühlen Reste von Klebeband gefunden.«
    Sie zeigte auf die Küchenstühle aus dunklem Eichenholz.
    »Wir hoffen zu erfahren, was das für eine Sorte Klebeband war. Und dann will ich das Protokoll des Gerichtsmediziners. Vorläufig kann er nur sagen, dass sie jedenfalls nicht vergewaltigt worden ist … aber wir fragen uns natürlich, ob sie Geschlechtsverkehr hatte. Dann könnte es sich auch um eine Art Sexspiel gehandelt haben …«
    Rebecka nickte, um zu bestätigen, dass sie zuhörte, und sah sich um.
    Wenn ich auf jemanden warte, dachte Rebecka, und vor ihrem inneren Auge erschien das Bild von Måns. Dann ziehe ich schöne Unterwäsche an. Was mache ich sonst noch? Ich mache sauber, natürlich, räume auf, damit alles schön und gemütlich ist.
    Sie sah sich in der Küche um. Musterte den leeren Milchkarton.
    »Die Küche ist ziemlich chaotisch«, sagte sie zögernd zu Anna-Maria Mella.
    »Du solltest mal erleben, wie es manchmal bei mir aussieht«, brummte Anna-Maria.
    Und ich kaufe etwas Leckeres zu essen, setzte Rebecka ihre Überlegungen fort. Und etwas zu trinken.
    Sie öffnete den Kühlschrank. Einige Mikrowellenmahlzeiten.
    »War im Kühlschrank nicht mehr?«
    »Nein.«
    Dann war es jedenfalls keine neue Bekanntschaft, dachte Rebecka. Sie brauchte sich keine Mühe zu geben. Aber wieso der Trainingsanzug?
    Sie konnte darin keinen Sinn erkennen. Sie schloss die Augen und fing wieder von vorne an.
    Er ist unterwegs, dachte sie. Aus irgendeinem Grund muss ich nicht aufräumen und sauber machen. Er ruft mich von Arlanda aus an.
    Sie dachte an Måns’ schleppende Stimme am Telefon.
    »Das Telefon«, sagte sie zu Anna-Maria, ohne die Augen zu öffnen. »Habt ihr das Mobiltelefon?«
    »Nein, wir haben keins gefunden. Aber wir überprüfen natürlich ihre Gespräche.«
    »Computer?«
    »Nein.«
    Rebecka öffnete die Augen und schaute durch das Küchenfenster hinüber nach Torneträsk.
    »Eine solche Frau mit einem solchen Job«, sagte sie. »Natürlich hatte sie Notebook und Telefon. Sie wurde hier draußen in einer Arche gefunden. Meinst du nicht, ihr solltet einen Eistaucher holen und überprüfen, ob der, der sie zur Arche getragen hat, ihr Telefon ins Angelloch geworfen hat?«
    »Ja, das meine ich«, antwortete Anna-Maria ohne zu zögern.
    Sie müsste natürlich dankbar sein. Oder Rebecka ein paar lobende Worte sagen. Aber das ging einfach nicht. Sie war nur noch sauer. Weil sie nicht sofort daran gedacht hatte. Und wozu hatte sie eigentlich Kollegen?
    Anna-Maria schaute auf die Uhr. Die Taucher könnten es vor der Dunkelheit schaffen, wenn sie sofort kämen.
     
    Um Viertel nach vier am Montagnachmittag

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