Rebel Force 02 - Die Geisel
tauchten.
»Wir werden niemals ersetzen können, was wir verloren haben«, begann Leia langsam. Sie sprach leise, doch die kreisenden Verstärkerdroiden trugen ihre Stimme in den ganzen Saal. »Wir können es nur in Erinnerung behalten.«
Sie drückte einen Knopf auf dem Podium, und hinter ihr erwachte ein großer Sichtschirm zum Leben. Dort waren in lebhaften Farben die Grasmeere Alderaans zu sehen. Der Himmel voller umherfliegender Thrantas. Das Polarmeer, das vom Eis schillerte.
Einzelne im Publikum keuchten auf. Ein paar gedämpfte Schluchzer. Und dann feierliche Stille.
Die Bilder waren gnadenlos. Die hoch aufragenden Oro- Wälder, durchwachsen von regenbogenfarbenen, glitzernden Flechten. Die eindrucksvollen Castle Lands, die ihre schweren Schatten auf die umliegenden Ebenen warfen. Und während die zerstörte Welt hinter ihr über das Display flackerte, sprach Leia von der Schönheit Alderaans und derer, die dort gelebt hatten. Sie sprach von den ausgelöschten Leben, erwähnte dabei aber kein einziges Mal den Verlust, den sie selbst erlitten hatte. Das war etwas, von dem sie niemals sprach, wie Han aufgefallen war. Zumindest in der Öffentlichkeit betrauerte sie die Vernichtung Alderaans nur als Regentin - niemals als Mitbürgerin, die ihre Familie und ihr Zuhause verloren hatte.
»Auf dieser Bühne steht eine leere Kapsel«, sagte Leia zur Menge. »Und jetzt bitte ich euch darum - jeden Einzelnen von euch -, sie zu füllen. Mit euren Erinnerungen und Andenken, mit Geschenken an jene, die euch genommen wurden, mit Symbolen und Souvenirs an das, was ihr am meisten vermisst. Hier ist ein Zuhause für jede eurer Erinnerungen. Und später, wenn diese Kapsel verschlossen ist, wird sie ins All geschossen. In das Trümmerfeld an die Stelle, an der sich ein Planet befinden sollte. Man hat mir gesagt, dass manche es den .Friedhof' nennen; ich jedoch ziehe es vor zu glauben, dass Alderaan dort weiter existiert. Nicht als Planet, sondern im Geist. Die Kapsel wird tun, wonach wir uns alle sehnen und was wir doch nie tun können: Sie wird nach Hause zurückkehren.«
Es gab eine Pause. Es wurde so still, dass es den Eindruck machte, als hätte der ganze Raum zu atmen aufgehört. Und dann kam eine junge Frau aus der ersten Reihe auf die Bühne. Sie blieb kurz vor der leeren Kapsel stehen und bewegte geräuschlos die Lippen. Dann warf sie einen kleinen, polierten Stein hinein. Sie war schon bald von anderen Überlebenden umgeben, die begierig darauf waren, auch etwas in die Kapsel zu werfen. Sie waren nicht unvorbereitet gekommen. Einer nach dem anderen, auf ordentliche Weise, mit sorgenvollen Gesichtern, traurigen Lächeln und strömenden Tränen, gingen sie an der Kapsel vorüber. Sie füllten die Bühne, standen um die Kapsel und, als es vorbei war, um Leia. Um ihre Prinzessin.
Han konnte es nicht ertragen. All diese heftigen Emotionen, das war einfach nicht sein Ding. »Pass auf sie auf, okay?«, sagte er zu Chewbacca, der bejahend bellte. Han schlich sich hinaus, mitten durch die Menge derer, die nicht mehr in das Gebäude passten, aber der Prinzessin dennoch nahe sein wollten.
Da sah Han plötzlich einen vertrauten Schopf aus schmierigen Haaren. Er streckte blitzschnell den Arm aus und packte den Jungen bei der Schulter. »He, du!«
Es war der Streuner vom Tag zuvor, der ihnen ihre Credits hatte abnehmen wollen. Er riss panisch die Augen auf und versuchte sich aus Hans Griff zu winden, aber der ließ nicht locker.
Die anderen beiden Jungs kamen heran. Einer von ihnen hatte offensichtlich Angst, während der andere sein Bestes gab, entschlossen auszusehen. »Lass ihn los«, sagte der Mutigere von beiden.
Han musste ein Grinsen unterdrücken. »Oder was?«
»Oder... oder...« Dem Jungen fiel offenbar nichts Passendes ein.
Aber es war auch ebenso offensichtlich, dass er seinen Freund nicht allein zurücklassen wollte. Han konnte nicht anders, als ihn zu bewundern, Dieb oder nicht.
Er sah den Jungen streng an, der sich gegen seinen Griff wehrte. »Wenn ich dich loslasse, versprichst du mir dann, dass du nicht einfach abhaust?«
»Er verspricht gar nichts«, murrte das Großmaul. »Wenn du uns verpfeifen willst, dann bitte. Wir werden dir nicht helfen.«
»Wieso sollte ich euch verpfeifen wollen?«
»Wieso nicht? Wir haben dich beklaut.«
Der Junge mochte vielleicht mutig sein, aber sonderlich hell war er nicht, dass er hier mitten in der Menge seine Vergehen zugab. Han konnte ihm noch ein paar Sachen
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