Rebel Force 05 - In der Falle
müsste er dann X-7 nicht mit offenen Armen empfangen? Es lag immer im Bereich des Möglichen, dass er log, um ihn zu verwirren, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Andererseits war X-7 noch nie jemandem begegnet, der ihn erfolgreich belogen hatte. Wesen waren zu emotional, zu sehr mit ihren eigenen Worten beschäftigt, und das verriet sie. X-7 war anders. Er gehörte nicht zu den normalen Wesen. Und dieser Abstand gestattete es ihm, hinter alle Masken zu blicken und dort die faule Wahrheit zu erkennen. Und er glaubte nicht, dass Lune Divinian log.
Er glaubte, dass Lune die Wahrheit sagte, trotzdem wusste er es nicht. Er war sich nicht vollkommen sicher.
Früher wäre er das noch gewesen. Unsicherheit gehörte nicht zu seiner Programmierung. Aber Erinnerungen, Neugier oder Wut auch nicht. X-7 war nicht mehr der Mann, der er einmal gewesen war. Und das erwies sich langsam als Problem.
KAPITEL ELF
Div ließ X-7 in dem Glauben, dass es ihn Überredungskunst kostete. Er hörte sich die Beweise an, die X-7 anführte, und hinterfragte die Geschichte kritisch in jedem Punkt. Er weigerte sich zu glauben, dass Trever lebend vor ihm stand.
Und dann, am dritten Tag, glaubte er es doch. Und im Verlauf des Prozesses akzeptierte es auch X-7.
Nun konnte Div sich nicht mehr entscheiden, wohin er schauen sollte. Nicht auf das vertraute, abgenutzte Sofa, in dessen Armlehne Trevers wilder Worrt-Bulle vor langer Zeit ein Loch gerissen hatte. Auch nicht auf die Küchentür, aus der Astri so oft mit einem Topf voll eines übel riechenden Gerichts gekommen war. Sie hatte immer versucht, die Rezepte ihres Vaters nachzukochen, aber meistens hatte sie nur ungenießbaren Matsch fabriziert. Clive hatte es trotzdem gegessen, sogar mit einem Lächeln auf den Lippen. Offenbar machte Liebe nicht nur blind, sondern betäubte auch die Geschmacksnerven. Auf Trevers Anregung hin hatte Div sich ein super System einfallen lassen, um sich des Essens zu entledigen: Den Matsch auf die Servietten fallen - und dann mithilfe der Macht davonschweben lassen.
Div ertrug es nicht, den leeren Schreibtisch anzusehen, auf dem Astris Computer-Durcheinander gestanden hatte, oder die Regale, die einst mit Clives exotischer Sammlung der besten Jahrgänge Merenzane-Gold gefüllt waren. Die Reinemachefrau, die einmal monatlich kam, hatte zwar dafür gesorgt, dass das Haus nicht einstürzte, aber sie hatte nicht verhindern können, dass sich der Staub auf den Regalen sammelte. Und sie vermochte es nicht, das Haus in ein Zuhause zurückzuverwandeln.
Genauso wenig war sie imstande, die Geister zu vertreiben.
Eine Woche war nun vergangen, und mit jedem verstreichenden Tag sah er die Geister deutlicher. Das machte es immer schwieriger zu vergessen. Und deswegen konnte Div es kaum ertragen, sich im Haus umzusehen. Obwohl das alles noch einfacher zu verkraften war, als X-7 zu betrachten, der in Trevers Kleidern auf Trevers Couch saß und in Trevers alter Sammlung von Gravball-Tauschkarten blätterte.
X-7 warf die Sammlung auf einen Beistelltisch. »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Wieso sollte er. ich. irgendjemand. etwas vollkommen Wertloses sammeln?«
»Zum Spaß«, antwortete Div. »Es hat dich glücklich gemacht.«
X-7 kramte in einem Stapel Holobilder auf dem Tisch. Er nahm eines in die Hand, auf dem Trever grinsend vor einem glänzenden neuen Arrow-23-Gleiter stand. Es war an seinem fünfzehnten Geburtstag gewesen. »Glücklich.« X-7 runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
Das war nicht das Einzige, was er und Div gemeinsam hatten.
Da gab es natürlich ihre Kraft und Beweglichkeit und ihre unbeirrbare Entschlossenheit. Aber es war nicht nur das. Sie beide waren Männer ohne Vergangenheit. Sie verstanden einander.
»Erzähl es mir noch einmal«, sagte X-7. »Erzähl mir, wie es passiert ist.«
Div seufzte. Er hatte so viele Geschichten aus der Vergangenheit erzählt, doch diese war die Einzige, die X-7 wirklich hatte hören wollen.
»Man hat sie verraten«, begann Div. »Es hätte ein einfacher Überfall werden sollen. Und die Munitionsfabrik war eigentlich ein einfaches Ziel gewesen. Doch einer der Rebellen hat sie ans Imperium verraten. Überall lauerten Sturmtruppen. Sie. sie hatten überhaupt keine Chance.«
»Sie haben unsere Eltern ermordet«, stellte X-7 fest und strich mit den Fingern über ein Holobild Astris. »Nur, dass sie in Wirklichkeit nicht meine Eltern waren.«
»Doch, das waren sie«,
Weitere Kostenlose Bücher