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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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nicht getäuscht. Er kommt in seinem Leben sehr gut zurecht.«
    »Und womit verdient er sein Geld?«
    »Er hat sich eine Stelle als Fahrradkurier besorgt. Das kommt seinem Drang nach Freiheit entgegen. Ich hätte mir zwar gewünscht, seine Entscheidung wäre anders ausgefallen, denn bei seiner Intelligenz hätte er locker ein Begabtenstipendium für eine Universität bekommen. Aber er wollte einfach nicht.«
    Die Oberin schrieb etwas auf einen Zettel und reichte ihn der Frau. »Das hier ist die Anschrift des Kurierdienstes. Und darunter die Kontonummer des Ordens.«
    Ihre Besucherin erhob sich. »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet. Sowohl für das, was Sie für meinen Sohn getan haben, als auch für die Auskünfte, die Sie mir gegeben haben. Ich weiß, das ist Ihnen nicht leichtgefallen.«
    Mutter Franziska stand ebenfalls auf. »Ich hoffe, ich muss es nicht bereuen.«
    »Nicht, wenn es nach mir geht.« Die Frau schüttelte ihr die Hand und verabschiedete sich. Die Oberin sah ihr nachdenklich hinterher.
    Diese letzte Bemerkung hatte gar nicht vertrauenerweckend geklungen.

18.
    Ricardo hatte ihm ein Apartment im Stockwerk unter seinem Büro zugewiesen, dessen Schlafzimmer allein doppelt so groß war wie Willis’ alte Wohnung. Außerdem hatte ihm Lago eine Kreditkarte in die Hand gedrückt.
    »Damit solltest du dich morgen erst mal ordentlich einkleiden«, hatte er gesagt. »Der Pförtner wird dir ein Taxi bestellen, er weiß Bescheid.«
    Willis wälzte sich die ganze Nacht unruhig hin und her. Er war so viel Raum um sich herum nicht gewohnt. Außerdem war es, abgesehen vom leisen Summen der Klimaanlage, totenstill in seiner Wohnung. Er hatte vor dem Zubettgehen noch mit Valerie und Karelia telefoniert, ihnen erzählt, dass er die Nacht wegbleiben würde, und versprochen, am nächsten Tag bei ihnen vorbeizukommen und alles zu erklären. Er vermisste seine Freunde jetzt schon.
    Um sechs Uhr wachte er aus einem kurzen, unruhigen Schlaf auf, duschte und ging dann in die Küche, um etwas zu frühstücken. Der Kühlschrank war gut gefüllt: frische Milch, Eier, Obst, Joghurt, Wurst, Käse, Marmelade und mehr. Er bereitete sich eine für seine Verhältnisse opulente Mahlzeit zu, begleitet von einem Cappuccino aus einem nagelneuen Vollautomaten. Es kam ihm fast so vor, als habe Ricardo nur auf ihn gewartet, denn Willis konnte sich nicht vorstellen, dass das Apartment in wenigen Stunden so perfekt hätte bestückt werden können.
    Nach dem Frühstück fuhr er mit dem Aufzug ins Erdgeschoss und meldete sich beim Pförtner. Das Taxi stand bereits vor der Tür. Der Fahrer war offensichtlich instruiert worden, denn er beförderte Willis zielgerichtet zu einem der nobelsten Bekleidungsgeschäfte der Stadt.
    Dort wurde er von einem Verkäufer empfangen, der ihn ebenfalls schon zu erwarten schien. »Was möchten Sie zuerst anprobieren, Herr Reming?«
    Reming? Sein Name war nicht Reming, sondern Porrs. Willis wollte widersprechen, besann sich aber doch anders. Er würde den Mann damit nur verwirren. Sollte er ihn doch anreden, wie er wollte, Hauptsache, er bekam ein paar ordentliche Klamotten. Das stellte sich dann aber doch als schwieriger als erwartet heraus. Die meisten Hosen, die er anprobierte, waren unmöglich geschnitten und mit allem möglichen Firlefanz versehen, der ihm nicht gefiel.
    »Haben Sie nicht eine einfache Jeans oder so?«, fragte er den Verkäufer schließlich, nachdem er ein halbes Dutzend Hosen durchprobiert hatte, die er allesamt schrecklich fand, auch wenn der Verkäufer jedes Mal in blumigen Worten darauf hinwies, wie sehr sie doch seine Figur betonten und wie gut sie doch zu ihm passten.
    »Eine einfache Jeans?« Der Verkäufer rümpfte die Nase, als habe Willis etwas Unanständiges gesagt. Dann bequemte er sich aber doch, aus einem Hinterraum mit zwei Hosen zurückzukommen, die dem, was Willis gemeint hatte, zumindest nahekamen.
    Bei den Hemden war es nicht viel anders. Willis war es gewohnt, entweder mehrere T-Shirts übereinander zu tragen oder kräftig gewebte Baumwoll- oder Flanellhemden. Die meisten Produkte hier im Laden hingegen waren aus so hauchdünnem Stoff, dass Willis Angst hatte, sie würden bei einer unvorsichtigen Bewegung reißen. Nachdem er sich nach viel Hin und Her für einige Hemden entschieden hatte, ließ er sich noch ein paar T-Shirts einpacken und ein Paar Turnschuhe, die mehr kosteten als die gesamte Kleidung, die er am Leib trug. Er bezahlte mit der Kreditkarte und verließ

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