Rebellen: Roman (German Edition)
Tisch: »Ich gehe zum monatlichen Treffen der Stuttgarter Detektive. Die Detektei Nolte veranstaltet einmal im Monat einen Jour fixe. Bisher habe ich den Umgang mit anderen Detektiven immer vermieden, aber heute will ich mich dort mal sehen lassen. Und den großen Richard Nolte treffen. Er sucht Security-Personal.«
»Mein Horoskop stimmt aber bei zwei Aufträgen immer noch, oder?«
»Leider.«
Dengler rührte den Espresso um.
»Vielleicht kann ich dir ja den dritten Auftrag beschaffen«, sagte Martin Klein.
»Ich erledige keine Auftragsmorde.«
Martin Klein lachte.
Dann sagte er: »Ich habe die Horoskopschreiberei satt. Ich möchte mal wieder einen richtigen Kriminalroman schreiben.«
»Aber die letzten drei haben sich doch schon nicht verkauft. Was willst du mit einem vierten?«
»Mir fehlt nur ein richtiger Fall, ich brauche einfach einen guten Stoff.«
»Warum siehst du mich dabei an?«
»Ganz einfach«, sagte Martin Klein, »du schilderst mir deine Fälle. Daraus mache ich einen Roman. Du bekommst dafür ein Viertel meiner Horoskophonorare.«
»Mmh.«
»Was ist das für ein Fall, den du übernommen hast?«
»Eine Erbschaftssache.«
Martin Klein verzog das Gesicht.
»Eine Erbschaftssache! Das klingt wirklich hochspannend. Wie soll ich daraus einen Kriminalroman machen?«
»Sorry, ich würde auch lieber ein großes Wirtschaftsdelikt bearbeiten, viel Geld verdienen und dir nebenbei das Material für einen großen Krimi liefern.«
Dann wechselte er das Thema: »Wann kommt Olga zurück?«
Olga bewohnte die Wohnung im dritten Stock über dem Basta. Sie war letzte Woche in Zürich an der Hand operiert worden.
»Heute Abend, mein Lieber. Heute Abend ist sie wieder bei uns.«
Er hob die Kaffeetasse.
Und lachte.
Draußen begann es zu regnen.
Leseprobe: Fremde Wasser - Denglers dritter Fall
Widmung
Meinen Freiburger Freunden: Murmel, Löpf, Otel, Detsch und allen anderen
Motto
Höchste Güte ist wie das Wasser.
Des Wassers Güte ist es,
allen Wesen zu nützen ohne Streit.
LAOTSE
Prolog: Berlin, Reichstag, März 2006
In diesem Jahr wollte es nicht Frühling werden.
Angelika Schöllkopf, Bundestagsabgeordnete der konservativen Regierungspartei, saß missmutig an ihrem Schreibtisch und sah dem Regen zu, der gegen das Fenster trommelte. Draußen rüttelte der Wind an den Verstrebungen der Jalousien, als wolle er das Parlament stürmen.
Ihr ging es nicht gut.
Seit dem Aufstehen quälte sie ein schmerzhafter Druck im Brustkorb. Ein Gefühl der Enge machte ihr Angst. Sie schob beides auf die Rede, die sie in einer halben Stunde im Plenum halten würde. Es war nicht ihre erste Bundestagsrede, aber ihre wichtigste. Sie war beunruhigt. Ihr Blick suchte den Bildschirm, der oben auf dem Bücherregal aus dunklem Kirschholz stand. Das Parlamentsfernsehen übertrug die laufende Debatte. Den Ton hatte sie abgedreht, und das Bild zeigte einen liberalen Kollegen, der wie ein fetter Barsch stumm den Mund öffnete und wieder schloss. Dann streifte die Kamera durch die leeren Reihen. Viel Publikum würde sie nicht haben. Sie sah den Fraktionsvorsitzenden, der mit sturem Blick in Akten blätterte und so tat, als höre er der Rede des Abgeordneten der Opposition nicht zu.
Rituale, dachte sie. Sie geben Sicherheit.
Der Druck in ihrer Brust wurde heftiger. Ihr war, als läge im Inneren ihres Bustkorbes ein Gummireifen, der langsam aufgeblasen wurde und nach außen drängte. Eine Panikattacke erfasste sie, doch sie zwang sich zur Ruhe. Sie atmete heftig, aber das Gefühl, jemand drehe ihr langsam, aber systematisch die Luft ab, steigerte sich.
Das Telefon klingelte. Sie wollte nicht abnehmen, dachte dann aber, es könne der Fraktionsgeschäftsführer sein, der sie zu ihrem Auftritt im Plenum rief.
Sie nahm den Hörer ab.
»Schöllkopf.«
Am anderen Ende der Leitung meldete sich niemand. Sie hörte Straßengeräusche.
»Hallo?«
»Spreche ich mit Angelika Schöllkopf, der Abgeordneten?«, fragte eine Männerstimme.
»Ja.«
Die Verbindung brach ab.
Sicher ein Journalist, dachte sie. Ein ausgedehnter Schmerz bohrte sich in ihre Schulterblätter.
Mit der Rechten musste sie sich aufstützen, als sie aufstand, um zu dem Waschbecken am anderen Ende ihres Büros zu gehen. Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Blass und fahl. Sie griff zu ihrer Schminktasche. Legte Concealer, Puder und Rouge auf. Es strengte sie an. Aber nun sah sie besser aus. Das Telefon klingelte erneut.
Sie nahm ab.
»Ich komme«,
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