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Rebellen: Roman (German Edition)

Rebellen: Roman (German Edition)

Titel: Rebellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Pause und starrte ihn unverwandt an.
    Dengler wartete. Die Spitze seines Füllers ruhte erwartungsvoll über dem Papier. Er wusste nicht, was er schreiben sollte. Da die Frau jedoch weiter schwieg, schrieb er: Kein schwaches Herz.
    »Erzählen Sie der Reihe nach«, sagte er ruhig, und dann sah er, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.
Videosequenz bellgard1.mpg
    »... weiß nicht, woher der Kunde meine Telefonnummer hat, aber er hat sie, und er drohte mir, mich auffliegen zu lassen. Zum ersten Mal, seit ich diesen Job mache, werde ich bedroht. Wahrscheinlich ist Schumacher vom Verband die undichte Stelle. Den werde ich mir noch zur Brust nehmen. Diese Aufnahmen hier sind meine Lebensversicherung. Ich werde sie versteckt ins Netz stellen. Sollte ich das Verzeichnis, in dem diese Videodateien gelagert sind, eine gewisse Zeit nicht aufrufen, wird der automatische Schutz aufgelöst, und die Videosequenzen werden öffentlich im Netz stehen, frei zugänglich für jedermann. Und da werden einige staunen, was aus dem Dr. Norbert Bellgard geworden ist, auf dem sie alle herumgehackt haben.
    Also, ich heiße Dr. Norbert Bellgard, bin ehemaliger Kardiologe, bekannt durch den Herzklappenskandal, den die Spürhunde von der AOK angezettelt hatten und wegen dem ich meine Zulassung verlor. Ich erinnere mich noch gut, wie die Polizisten mich morgens um fünf aus dem Bett klingelten. So etwas vergisst man nicht so leicht. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen. Ich habe mir bis heute nichts vorzuwerfen. Ich glaubte, die Herzklappen aus China seien genauso gut wie die deutschen. Ich dachte das wirklich. Reinen Herzens.
    Wenn die Krankenkasse in aller Ruhe auf mich zugekommen wäre und gesagt hätte: Dr. Bellgard, wir wissen, Sie verwenden die billigeren chinesischen Herzklappen. Sie vertreiben sie auch an andere Kollegen. Es gibt da gewisse Probleme, es gab drei Todesfälle, dann hätte ich doch mit mir reden lassen, ich wollte doch niemandem etwas zuleide tun. Dann hätte man das ausbügeln können, aber so ... Gleich mit der Polizei eine Hausdurchsuchung, wie bei einem Terroristen? Das war damals eine schwere Zeit für mich. Die Presse, Annette, die mich verließ, dazu das Gefühl, das Oberschwein der Nation zu sein, dabei, und das sag ich hier noch einmal, ahnte ich nicht, dass die chinesischen Dinger nicht so sauber arbeiten, ich meine, die kopieren doch sonst alles so sauber, die Chinesen, wieso dann nicht auch Herzklappen.
    Hätte man damals mit mir geredet, in aller Ruhe, wäre alles wieder gut geworden, und eine Menge Leute würden heute noch leben.«

Leseprobe: Brennende Kälte - Denglers vierter Fall

Widmung

    Meinem Bruder gewidmet

Motto

    »In der Erinnerung eines jeden Menschen gibt es Dinge,
    die er nicht allen mitteilt, sondern höchstens seinen
    Freunden. Aber es gibt auch Dinge, die er nicht
    einmal den Freunden gesteht, sondern nur sich selbst,
    und auch das nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit .
    Schließlich aber gibt es auch noch Dinge, die der Mensch
    sogar sich selbst zu sagen fürchtet, und solcher
    Dinge sammelt sich bei jedem anständigen Menschen
    eine ganz beträchtliche Menge an.«
    Fjodor Dostojewski,
    Aufzeichnungen aus dem Untergrund

    »Die Sicherheit Deutschlands wird auch
    am Hindukusch verteidigt.«
    Peter Struck (SPD),
    Ex-Verteidigungsminister

Prolog
    Welche Farbe hat das Paradies? In seiner Erinnerung war es erdbraun und gelb und moosgrün. Es roch nach warmem Waldboden, nach Fichtennadeln und Tannenzapfen.
    Nur wenige Meter oberhalb des alten Forstwegs lag ihr Versteck. In der Mitte eine riesige, über hundert Jahre alte Blautanne, umringt von einer Gruppe Fichten, die in einem respektvollen Radius von vier Metern wuchsen, gerade so, als wollten sie den ehrwürdigen Stamm vor fremden Blicken schützen. Und so umgab den großen Baum eine halbdunkle Höhle, die, so glaubten die beiden Jungs damals, ihr alleiniges Geheimnis sei.
    Oft versteckte er sich allein in der Höhle. Die spätsommerliche Sonne wärmte seinen Rücken und ließ die am Boden liegenden Äste knacken. Manchmal saß er stundenlang in diesem Versteck und tat nichts. Saß einfach da und fühlte sich geborgen. Geborgen und sorglos. So ist es also, das Glück, dachte er damals. So ist es, keine Angst zu haben. Nicht vor den Geräuschen des Waldes und nicht vor den Menschen. Er schloss die Augen, fest, ganz fest, kniff die Lider zusammen und nahm sich vor, dieses Gefühl nie wieder zu vergessen. Es hing mit dem Geruch der Erde

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