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Rebellen: Roman (German Edition)

Rebellen: Roman (German Edition)

Titel: Rebellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Rückweg blieben sie manchmal an dem alten Haus in der Habsburgerstraße 87 stehen. Es stand zwischen der Jacobistraße und dem SPD -Büro und sah anders aus als alle anderen Häuser drum herum. Nicht frisch gestrichen, sondern grau und hässlich und interessant, das Gartentor immer offen, der Garten nicht gepflegt, sondern wild mit wucherndem Gras und Blumen, aus den Treppenritzen wuchs Löwenzahn. Das Beste war, die Fenster standen meist offen, und niemals sahen sie Gardinen. Das einzige Haus in dieser langen Straße, das sich nicht mit Vorhängen vor fremden Blicken schützte! Angeblich lebten Studenten dort, die den Keller vermieteten, das hatte Alexander in der Schule gehört. Aus diesem Keller des Hauses drang die beste Musik, die man sich denken konnte: John Mayall, Don’t Let Me Be Misunderstood von den Animals, Subterranean Homesick Blues von Bob Dylan , In The Midnight Hour.
    Wahnsinn.
    »Die feiern hier Partys«, sagte Alexander.
    »Wenn wir Geld hätten, könnten wir den Keller auch mal mieten«, sagte Paul.
    Wortlos fuhren sie weiter.

19. Alexander
    Auch mit Karin traf Alexander sich häufig. Er lud sie ins Kino ein. Sie sahen sich den Eddie-Constantine-Film an, den Paul ihm empfohlen hatte. Paul kannte alle Eddie-Constantine-Filme. Er sah sie mehrmals und konnte die Dialoge mitsprechen. Um Karin zu imponieren, machte Alexander es genauso wie Paul. Er schaute sich den Film drei Mal an, bevor er mit Karin vor der Kinokasse stand und die Karten kaufte.
    Der Trick war einfach. »Eddie, dreh dich um«, brüllte er, und Eddie Constantine drehte sich um. Kurz bevor Eddie sich die Krawatte band, rief Paul: »Eddie, bind dir den Schlips um!« »Eddie – hinter dir«, schrie er, und Eddie drehte sich um und schlug den Gangster, der sich angeschlichen hatte, mit einem Kinnhaken nieder.
    Alexander fand sich großartig, und er war fest davon überzeugt, Karin beeindruckt zu haben. Nach dem Kino ging er mit ihr in die Eisdiele in der Herrenstraße. Während sie einen Banana split löffelte, fragte er sie, wie ihr der Film gefallen habe (was meinte: Wie fandest du mich?). Völlig überraschend für ihn sagte sie, der Film sei o. k. gewesen, aber das nächste Mal wolle sie lieber Angélique sehen. Alexander erstarrte, als habe ihm jemand einen Kälteschock versetzt. Seine Mutter hatte die Angélique -Romane auf ihrem Nachttisch liegen. Also verachtete er Angélique -Romane. Esdauerte einige Sekunden, bis er wieder klar denken konnte: Vielleicht war das die Gelegenheit, ihr einmal länger als eine Sekunde an die Brust zu fassen.
    So saß Alexander eine Woche später mit ihr im Friedrichsbau. Paul hatte er nicht erzählt, welchen Film sie sich anschauen wollten, und von dem Film bekam er kaum etwas mit. Während der Werbung, 4711 immer dabei und Wir alle brauchen Höhensonne, drückte er seine Schulter leicht an die ihre. Sie rückte nicht weg. Nach der Wochenschau legte er ihr den Arm um die Schulter. Sie ließ es zu. Kaum flimmerten die ersten Bilder des Hauptfilms über die Leinwand, kroch sein Arm langsam über die Jacke an ihrer Seite abwärts. Er hielt den Atem an. Der Mund war trocken.
    Noch ein Zentimeter.
    Und noch einer.
    Sie schob seine Hand nicht weg.
    Noch ein Zentimeter.
    Und dann – da war ihr Busen. Langsam, millimeterweise arbeitete er sich vor und sah dabei angestrengt auf die Leinwand. Er hielt den Atem an. Sein Herz raste.
    Noch ein Millimeter.
    Und schließlich umfasste er mit seiner rechten Hand ihren Busen.
    Welch ein herrliches Gefühl.
    Welch ein Triumph.
    Sie ließ es geschehen. Unfassbar: Sie ließ es geschehen.
    Nur ein wenig enttäuschend war es schon. Denn erstaunlicherweise lag ihre Brust nicht weich und warm in seiner Hand, so wie er es sich vorgestellt hatte, sondern hart und steif. Das musste der Büstenhalter sein. Egal.
    Er hielt ihre rechte Brust und verhielt sich völlig ruhig, damit sie nicht auf die Idee kam, seine Hand wegzunehmen.
    Beide taten so, als schauten sie den Film. Nur einmal setzte sie sich zurecht, und Alexander hielt die Luft an. Den Restdes Films rührte er sich nicht mehr, sondern spürte nur ihre Brust in seiner Hand.
    Er hatte es geschafft, den Busen einer Frau zu berühren, ohne dass sie ihn zurückstieß. Er war stolz, auch wenn sein rechter Arm einschlief und tausend Ameisen auf ihm auf und ab liefen. Das Kribbeln steigerte sich zu einem Schmerz, aber er hielt durch. Er fluchte, dass sein rechter Arm ausgerechnet in dieser Situation einschlafen

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