Rebellin der Leidenschaft
- dich so kurz nach dem Tod seiner Braut heiratet.«
»Und sie hat Recht«, sagte Nicole. »So viel zu Hadrians Vorwand!«
»Welcher Vorwand?«
Nicole erzählte ihr, dass er vorhabe, den liebestollen Narren zu spielen, um jeglichen Argwohn bezüglich ihrer überstürzten Heirat zu zerstreuen.
»Aber diese Variante zieht auch ihre Kreise«, lenkte Martha sofort ein. »Sarah hat gesagt, sie hätte gehört, Clayborough sei absolut verrückt nach dir, und das sei der wahre Grund für diese Eile.« »Wer wird denn das schon glauben«, hielt ihr Nicole traurig entgegen. Der Gedanke schnürte ihr das Herz zusammen.
»Ich zum Beispiel.«
Nicole fuhr hoch. »Jetzt bist du aber die Verrückte!«
»Aber die Zeit wird alles weisen, nicht wahr?«
Die Möglichkeit, dass der Herzog sie mit der Zeit lieben könnte, überströmte Nicole mit einem so starken Verlangen, dass sie würgen musste. »Er ist ein eiskalter Mensch«, flüsterte sie, aber gleichzeitig dachte sie an sein Verhalten in der Bibliothek, wo er sie umarmt hatte, als sei sie ein Phantom, das jeden Augenblick verschwinden könnte. Als ob er sie ganz verzweifelt brauchte. Als ob er sie liebte, sich nach ihr verzehrte. Sie schloss die Augen; sie wollte sich nicht erinnern - und nicht hoffen.
Mit einemmal lächelte Martha. »Dies wird nicht so wie letztes Mal, Nicole. Dieses Mal kann dir kein Skandal etwas anhaben - nicht als die Braut des Herzogs. Nicht als seine Frau.«
Nicole atmete tief ein, um sich zu sammeln. »Ich muss dieser Hochzeit ins Auge sehen, nicht wahr? Ich werde ihn also heiraten - in anderthalb Wochen. Ich kann es nicht verhindern.«
Martha musterte sie ernst. »Du bist vor Percy weggelaufen. Das kannst du immer wieder tun.«
Nicole erwiderte den Blick ihrer besten Freundin. Wie konnte sie Martha auch nur annähernd erklären, dass sie nicht einmal daran denken konnte, Hadrian auf solch erbärmliche Art den Laufpass zu geben, wo sie es sich doch nicht einmal selbst erklären konnte?
Martha lächelte. »Aber das wirst du nicht tun, Nicole, nicht wahr? Und es ist nicht, weil der Herzog es nicht zulässt.«
Nicole war klug genug, ihr nicht zu antworten; eine plausible Antwort darauf hatte sie ohnehin nicht.
Als Hadrian nach Clayborough House zurückkam, war er sehr schlechter Laune. Seine Anwälte hatten den Tag mit Shelton zugebracht, um die Eheverträge auszuhandeln, und vor einigen Stunden hatte er sie siegesgewiss unterzeichnet. Danach hatte er sich mit ungewöhnlicher Sorgfalt zurechtgemacht, um seiner Braut einen schicklichen Besuch abzustatten. Er gab sich keinen Illusionen hin; vielmehr war er sicher, dass sie wieder »bestens« gelaunt sein würde - so wie gestern Abend. Aber er war darauf vorbereitet, seine eigene Laune in Schach zu halten, und beschloss, sich auf keinen Fall von ihren Worten oder ihrem Benehmen zu irgendetwas verleiten zu lassen.
Doch er hatte sie nicht zu sehen bekommen. Bei seiner Ankunft am Tavistock Square hatte ihm der Butler mit ausgesprochen bedrückter Miene mitgeteilt, Nicole sei indisponiert. Obwohl das Gesicht des Mannes absolut unbeweglich war, schien klar, dass er für seine Herrin log und darunter litt, den Herzog abweisen zu müssen. Kurz darauf erschien die Gräfin. Sie entschuldigte sich und teilte ihm mit, Nicole sei krank und ans Bett gefesselt. Es fiel Hadrian nicht schwer zu erraten, wie krank sie war und was der Grund für ihre Erkrankung war.
Er gab vor, Janes Entschuldigung anzunehmen, erkundigte sich höflich nach Nicoles Befinden und teilte der Gräfin mit, er werde am nächsten Morgen wieder kommen, und dann werde Nicole sich hoffentlich gut genug fühlen, um ihn zu empfangen. Doch sobald er wieder in seiner Kutsche saß, ließ er seine höfliche, formgewandte Fassade fallen.
Hadrian betrat Clayborough House so gereizt und in Gedanken versunken, dass er nicht einmal Woodward bemerkte, der darauf wartete, seinen Mantel entgegenzunehmen. Er ging in die Bibliothek und schloss die Tür mit einem lauten Knall. Er brauchte dieses Getue von ihr nicht, er wusste auch so, dass sie über die Hochzeit nicht gerade glücklich war. Sie hatte ihre Gefühle bereits sehr klar gemacht, als sie selbst seinen Antrag kurzerhand abgelehnt hatte.
Dieses Spiel wird ohnehin bald enden, dachte er grimmig. Die Gräfin hatte seine verschleierte Warnung, dass es besser wäre, wenn Nicole ihn am nächsten Morgen empfangen würde, gut verstanden. Wenn sie darauf bestand, sich so offen gegen ihre Verbindung zu
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