Rebellin der Leidenschaft
Recht hatte. Und es tatsächlich ihre Schuld war, dass Regina noch unverheiratet war. Sie hatte das Gefühl, Regina ein Unrecht zugefügt zu haben. Doch sie liebte ihre kleine Schwester; um nichts in der Welt hätte sie ihr wehtun wollen.
Doch gleichzeitig beschlich sie auch das Gefühl, dass Regina sie im Stich gelassen hatte. Und das tat ihr weh. Gerade jetzt, wo sie ihre Schwester verzweifelt brauchte, als Freundin und als Verbündete, hatte Regina sie im Stich gelassen.
»Nicole, wir müssen unbedingt miteinander reden!«, rief Martha.
Es war Teestunde, einen Tag nach dem festlichen Abend bei den Lindleys, und Nicole war überfroh, Martha zu sehen. Den ganzen Tag lang hatte sie sich mit Hochzeitsvorbereitungen herumschlagen müssen, die nun fieberhaft vorangetrieben wurden. Offenbar war der Herzog trotz oder gerade wegen der großen Eile, derer es bedurfte, entschlossen, die größte Hochzeitsgesellschaft seit Jahren einzuladen, und Jane war den ganzen Tag ausschließlich mit der Planung für diesen Tag beschäftigt.
Nicole kümmerte sich nicht um die Pläne der anderen. Doch ihre Mutter sorgte dafür, dass sie zumindest über die wichtigeren Details informiert wurde. Zudem hatte Jane eine Schneiderin von einem der ersten Modesalons der Stadt engagiert, und Nicole musste den ganzen Tag lang die Vorschläge dieser Frau über sich ergehen lassen - ihr Brautkleid und die dazugehörige Ausstattung mussten ausgesucht, anprobiert, geändert und immer wieder neu anprobiert werden. Die ganze Woche würde wohl mit endlosen Anproben verstreichen.
Nicole wurde immer wütender.
Marthas gequältem Tonfall nach zu schließen, hatte sie bereits von den bevorstehenden Trauungsfeierlichkeiten erfahren. »Die ganze Stadt weiß Bescheid! Ich konnte es nicht glauben! Aber als ich hier hereinkam und Mr. Henry sah, den besten Küchenchef in ganz London, und dann Madame Lavie, die kreativste Schneiderin der Stadt, da wusste ich, dass es wahr ist!«
Nicole saß in ihrer Unterwäsche auf dem Bett; Madame Lavie war soeben gegangen.
»Es ist wahr.«
»Und du hast mir nichts gesagt!«, rief Martha gekränkt.
Nicole drehte sich heftig zu ihr um. »Es ist doch alles erst gestern passiert! Gestern! Oh! Dieser verdammte Kerl hat bestens dafür gesorgt, dass es keinen Ausweg mehr gibt!«
»Besser, du erzählst mir alles von Anfang an«, sagte Martha besorgt.
Nicole kam ihrer Bitte nach. Als sie geendet hatte, war Martha schockiert - Nicole hatte ihr den wahren Grund für die Heirat nicht verschwiegen. Doch sie ergriff die Hand ihrer Freundin und versuchte, sie zu trösten. »Ich weiß, es ist nicht so, wie sich eine Frau ihre Hochzeit erträumt, aber gleich zu Anfang wolltest du es auch. Und du könntest immerhin schwanger sein, Nicole. Natürlich musst du ihn heiraten. Warum bist du nur so stur und uneinsichtig?«
Nicole stand auf. »Ich bin es leid, von allen, die mich mögen, dasselbe zu hören zu bekommen - von allen, die eigentlich zu mir stehen sollten.«
»Muss man sich denn unbedingt auf die eine oder andere Seite schlagen, Nicole?«
»Er hat das ganze zu einem Krieg gemacht«, erklärte Nicole düster. »Wenn er bloß gewartet hätte ...«
Martha betrachtete sie forschend.
Nicole sprach ihre Gedanken nicht weiter aus. Doch sie waren da. Wenn er gewartet hätte, dann wäre vielleicht mit der Zeit alles so geworden, wie es hätte werden sollen. So, dass er allen Ernstes und aufrichtig um ihre Hand angehalten hätte.
»Du Ärmste«, sagte Martha leise.
»Das Letzte, was ich will, ist dein Mitleid. Sag mir lieber, wie ich aus diesem Schlamassel herauskomme!«
»Gar nicht!«, rief Martha entsetzt. »Alle wissen über eure Verlobung Bescheid, und diese Sache allein ist schon ungehörig genug! «
Mit düsterer Miene setzte sich Nicole ihrer Freundin gegenüber. »Wie ungehörig? Es kann ja nicht schaden, wenn ich alles erfahre. Was sagen denn die Leute?«
Martha zögerte.
»Wahrscheinlich das Schlimmste«, versuchte Nicole zu raten. Es quälte sie, obwohl sie damit gerechnet hatte, dass es so kommen würde - ein neuerlicher Skandal, und sie im Mittelpunkt.
»Das ist nur Stacy Worthington, dieses Miststück!«, ereiferte sich Martha. Ihre vulgäre Ausdrucksweise schockierte sogar Nicole so sehr, dass sie errötete. »Heute Nachmittag bei Sarah Lockheart habe ich sie ja selbst gehört!«
»Was sagt sie denn?«
Martha zögerte erneut. »Dass es nur einen Grund geben kann, warum der Herzog von Clayborough - ein Ehrenmann
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