Rebellin der Leidenschaft
nicht auch - verehrte Gattin?!«
Sie verkrampfte sich. »Die Torte wird erst in ein paar Stunden angeschnitten.«
»Ist mir schnurzegal.«
»Das merkt man«, gab sie mit einem bedeutungsvollen Blick zurück.
»Deine Stimmungsumschwünge sind mir unverständlich. Weshalb willst du auf einmal noch bleiben? Ganz offensichtlich amüsierst du dich ja nicht gerade.«
»Weil es besser ist, hier zu bleiben, als mit dir zu gehen.«
Er lachte eisig. »Aha, jetzt kommen wir den Dingen auf den Grund. Du versuchst, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Hast du Angst davor, mit mir allein zu sein und dich zu verraten?«
»Ich habe keine Angst«, erwiderte sie knapp. »Ich versuche nur, hinauszuzögern, was mir extrem unangenehm ist - unsere Zukunft.«
»Wenn du mich weiterhin so reizt, dann wird sie in der Tat mehr als unangenehm.«
Sie bekam große Augen.
»Du drohst mir?«
»Das kannst du sehen, wie du willst.« Er ergriff erneut ihren Arm und führte sie mit sich. Als sie versuchte, sich zu wehren, drehte er sich mit eisern kontrollierter Wut zu ihr um. »Hast du heute nicht schon Szenen genug abgeliefert? Musst du unbedingt noch eine machen?«
»Du bist es doch, der hier eine Szene macht«, zischte sie, doch sie widersetzte sich nicht länger.
Hadrian ignorierte sie. Sie verabschiedeten sich von ihren Familien. Im Verlauf ihres Aufbruchs wurden sie wieder und wieder von Gästen aufgehalten, die ihnen alles Gute wünschten, wiewohl nicht wenige von ihnen ihre Neugier bezüglich dieses kühl wirkenden Bräutigams und seiner feindseligen Braut nicht verhehlen konnten. Kaum dass sie aus dem Haus gelangt waren, katapultierte der Herzog seine Gattin fast in die Kutsche der Clayboroughs.
Sie kauerte sich wortlos in die hinterste Ecke. Hadrian nahm gleich beim Einstieg Platz und ignorierte sie, so gut es ging, obwohl er so wütend auf sie war, dass er sie am liebsten erdrosselt hätte. Er gab dem Kutscher ein Zeichen, abzufahren.
Sie sprachen kein Wort. Hadrian war zornig wegen ihres Benehmens, das sie den ganzen Tag über vor der Creme der britischen Gesellschaft gezeigt hatte. Er hatte alles getan, um jeglichen Klatsch über sie beide im Keim zu ersticken, hatte seine kostbare Zeit mit banalen Festen und blöden Bällen verschwendet, sich mit geistlosen Damen und kriecherischen Herren abgegeben und sich benommen wie ein liebestoller Tölpel. Und jetzt hielt ihn zweifellos jeder für den größten aller Narren - vernarrt in eine Braut, die ihn offen verachtete. In nur wenigen Stunden hatte Nicole alles kaputtgemacht, was er in den vergangenen zehn Tagen erreicht hatte - all das, was er um ihretwillen erreicht hatte.
»Ich hoffe, du bist mit dir zufrieden«, knurrte er.
»Warum sollte ich mit irgendetwas an diesem größten aller Tage zufrieden sein?«
Sie hielt sich so weit von ihm fern, wie es ging, in die letzte Ecke der Kutsche gedrückt. So zornig sie auch war, konnte er nicht umhin zu bemerken, wie hinreißend sie in dem silbernen Hochzeitskleid mit ihren ebenholzschwarzen offenen Haaren aussah. Er streckte lässig seine langen Beine aus, so dass die Spannung, die in ihm aufstieg, nicht bemerkbar war. »Ich schlage vor, du änderst deine Haltung. Du bist jetzt meine Frau. Dieser Umstand wird sich nicht ändern - nicht, so lange ich lebe. Oder macht es dir Spaß, Skandale zu provozieren?«
Ihr Blick loderte vor Zorn. »Du weißt, dass ich genau das nicht mag!«
»Ganz im Gegenteil, ich habe den Eindruck, du hast es geradezu genossen, heute eine Szene nach der anderen zu machen.« Und mit Sicherheit wusste er, dass es sie gefreut hatte, ihn zu demütigen. Eine weitere Woge des Zorns überkam ihn. Er kämpfte mit aller Macht dagegen an.
»Du hast mich zum Altar gezwungen. Dachtest du, ich würde unterwürfig kommen? Mit gesenktem Haupt, in Büßerpose? Wenn du das dachtest, dann hast du dich schwer getäuscht!«
»Es gibt nur einen Ort, an dem Sie sich mir unterwerfen, Madame.« Sein Blick durchbohrte sie. »Vielleicht ist das der einzige Ort, an dem du dich von nun an aufhalten solltest. Zum Besten für uns beide.«
Bei seiner Anspielung auf ihre verhängnisvolle Leidenschaft war Nicole zunächst errötet, doch jetzt raubte sein Ansinnen ihr fast den Atem. »Ich hoffe nur, dass das ein Scherz ist«, murmelte sie verbissen.
»Der Gedanke hat durchaus etwas.«
Sie blickten einander an. Für Nicole war die Kutsche zu klein, Hadrian war ihr zu nahe. Seine Nähe beunruhigte sie schon, seit sie vor dem Altar auf
Weitere Kostenlose Bücher