Rebellin der Leidenschaft
ihn zugegangen war. Seine Nähe war immer beunruhigend. Sie konnte nicht umhin, an die bevorstehende Nacht zu denken - ihre Hochzeitsnacht.
Sie konnte es nicht fassen, aber nun war sie seine Frau. Früher einmal hatte sie sich danach mit ganzem Herzen gesehnt, doch das schien eine Ewigkeit her zu sein. Sie war seine Frau, er hatte seine Pflicht getan. Und nun erwartete er von ihr, ihre Position zu akzeptieren - und auch seine Avancen, mutmaßte sie. Sie ballte die Fäuste. Er konnte sie nicht zwingen, ihn zu heiraten und dann erwarten, lieb und nett zu ihm zu sein, das konnte er einfach nicht. Und wenn er wirklich dachte, sie würde ihn heute Nacht mit offenen Armen empfangen, dann war er einfach verrückt.
Doch was war mit all den Nächten nach dieser einen? Selbst wenn sie sich ihm heute erfolgreich verweigerte, wie lange würde sie das durchstehen? Nicole musste nicht lange nachdenken, um zu wissen, dass es hoffnungslos war. Denn den Gedanken einer Annullierung der Ehe wies sie kurzerhand von sich, ohne über ihre Gründe überhaupt nachzudenken.
Aber er musste einfach verstehen, dass er sie nicht mit Gewalt seinem Willen unterwerfen konnte.
Ihr Herz schlug jedoch zu schnell, und sie war sich seines auf ihr ruhenden Blickes zu sehr bewusst. Es war ein kühner und offenkundiger Blick - seine Intentionen waren augenfällig. Nicole wünschte, sich nicht erinnern zu können, wie es war, in seinen Armen zu liegen, seine Küsse zu empfangen. Doch leider war ihre Erinnerung allzu deutlich.
Sie wandte sich von ihm ab und blickte aus dem Fenster. Der winterliche Abend nahte mit übertriebener Eile, doch trotz der kühlen Luft und der Tatsache, dass ihr Silberfuchsumhang offen war, fror sie nicht. Im Gegenteil. Plötzlich wurde sie von einer unerklärlichen Panik erfasst, sie fühlte sich auf einmal gefangen, beengt. Unwillkürlich zog sie den Fuchs enger um sich.
Hadrian brach das Schweigen zwischen ihnen. »Ich habe keine Pläne für Flitterwochen gemacht.«
»Gut.«
Er fuhr ruhig und sachlich fort. »Ich habe einige dringende Angelegenheiten in Clayborough und anderen Gütern zu regeln. Das wird etwa drei Wochen in Anspruch nehmen. Dann können wir reisen - wenn du es möchtest.«
Sie drehte sich zu ihm um. Die Panik war noch immer da, gepaart mit Verzweiflung. »Ich will nicht! Ich will mit dir nirgendwo hin! Ich will nicht deine Frau sein!« Ihre Stimme versagte. »Ich will es nicht!«
»Ich sagte bereits, dass deine Gefühle keine Offenbarung sind. Offen gesagt, bin ich es leid, sie mir immer wieder anhören zu müssen. Behalte deinen Kummer über das Thema unserer Ehe bitte für dich.« Sein Blick war stahlhart und eisig kalt.
Nicole wandte ihre tränenverschleierten Augen von ihm ab.
»Mit einer so zänkischen Braut Flitterwochen zu verbringen, habe ich ohnehin keine Lust«, sagte er.
Es hätte ihr nicht wehtun sollen, denn sie wollte nicht mit ihm verreisen. Flitterwochen waren für Liebende, nicht für Antagonisten. Sie wusste ohne jeden Zweifel, hätte er Elizabeth geheiratet, dann hätten sie sich Wochen lang allein zu zweit im Ausland vergnügt. Doch es tat ihr weh. Sie vergrub sich tief in ihr Fuchscape und kämpfte gegen die Tränen an - Tränen der Erschöpfung, der Verzweiflung, vielleicht auch der Niederlage.
Fünf Stunden später trafen sie in Clayborough Hall ein. Es war dunkel geworden, eine sternenlose, düstere Nacht, so dass Nicole den Palast nicht richtig sehen konnte, der, so hatte sie gehört, sogar mit jenen der königlichen Herzöge mithalten konnte. Hadrian half ihr beim Aussteigen. Nicole ließ es geschehen, sie hatte ohnehin keine Wahl, doch sobald ihre Füße den Boden berührten, zog sie rasch ihre Hand zurück. Sie hörte, wie er missfällig schnaubte.
Vor dem ausladenden Eingangsbereich standen so viele Diener zur Begrüßung aufgereiht, dass Nicole perplex und fast verängstigt war. Es mochten etwa hundert Personen sein, die alle darauf gewartet hatten, ihre neue Herrin willkommen zu heißen - sie. Sie zog ihr Silberfuchscape fester um die Schultern, doch ansonsten rührte sie sich nicht. Hadrian wandte sich an das Personal.
»Es ist schon ziemlich spät. Sie können die Herzogin morgen Mittag begrüßen. Bitte gehen Sie jetzt wieder an Ihre Plätze.«
Sie verschwanden alle.
Herzogin. Sie können die Herzogin morgen begrüßen. Nicole hatte es noch nicht wirklich registriert. Sie war noch immer unbeweglich. Sie war die Herzogin von Clayborough. Es war erstaunlich, es
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