Rebellin der Leidenschaft
die Augen. Hinter seinem nackten, goldenen Körper flammte das Feuer auf. Diese Wärme, die sie in seinen Augen sah, war eine Illusion, oder etwa nicht? Wie aus eigenem Antrieb glitt ihr Blick erneut über ihn, über seine breite Brust, seine Hüften, seine schwere, große Männlichkeit, die jetzt erschlafft und feucht war. »Ja«, hörte sie sich flüstern.
Er kam zu ihr. Sie versuchte, ihn nicht dauernd anzusehen, aber es war unmöglich. Ihre Blicke waren ineinander verfangen. Er setzte sich neben sie auf das Bett. Zu ihrer Überraschung ließ er eine Hand durch ihr dickes, welliges Haar gleiten und streichelte es. Zum zweiten Mal in ihrem Leben fiel sie beinahe in Ohnmacht, doch dieses Mal aus rauschhafter Freude.
Sie versuchte, seine Gedanken zu lesen, die Wärme - es konnte nichts anderes sein -, die sie in seinen Augen sah, zu durchdringen und zu begreifen. Sie hatte solche Angst zu sehen, was sie doch sehen wollte, doch die Hoffnung ließ sich nicht vertreiben. Und dann, als er den Kopf zu ihr hinabbeugte, spielte es keine Rolle mehr. Nicht in diesem Augenblick. Sie wartete eine Ewigkeit darauf, seine Lippen zu fühlen, und seufzte auf, als es endlich so weit war.
Nicole wachte auf, zu heiter, um noch müde zu sein, obwohl sie kaum geschlafen hatte - wegen ihres unersättlichen Gatten. Sie streckte sich zufrieden und blickte zu seiner Seite des Bettes, doch er war nicht mehr da.
Sie setzte sich auf. Sie war noch immer nackt, und es fühlte sich herrlich an, obwohl sie vor lauter exzessiver Leidenschaft ganz wund war. Doch sie lächelte. Sie lächelte und lächelte und lächelte.
Oh, was war sie doch für eine Närrin gewesen! Jetzt wusste sie es. Es war unglaublich dumm gewesen, sich der Heirat mit Hadrian zu widersetzen. Sich gegen die Heirat mit dem Mann zu wehren, den sie so sehr liebte, dass es wehtat.
Es war besser, bei ihm zu sein, als ihm fern zu sein. Viel, viel besser!
Langsam stand sie auf; sah, dass es schon später Vormittag war - sie hatte unverschämt lange geschlafen. Ihr Morgenrock lag auf dem Boden; sie zog ihn an und öffnete dann die Vorhänge. Ein wolkenverhangener, grauer Tag begrüßte sie. Der Winter nahte.
Sie fragte sich, wo Hadrian war.
Sie fragte sich, wie er sich ihr gegenüber jetzt verhalten würde.
Nicole ging in das mit Marmor geflieste Bad und ließ Wasser einlaufen. Gedankenverloren setzte sie sich auf den Rand der Wanne. Sie durfte sich jetzt keinen Illusionen hingeben. Dass sie eine so wunderbare Leidenschaft miteinander teilen konnten, bedeutete noch lange nicht, dass er sie liebte. Sie konnte nicht vergessen, dass Elizabeth noch nicht einmal einen Monat tot war. Aber mit der Zeit würde sein Kummer nachlassen. Und sie, Nicole, würde dann immer noch hier sein, seine Frau.
Wenn sie jetzt eine so große Leidenschaft teilten, konnte er sie nicht eines Tages dann doch lieben?
Sie durfte einfach nicht vergessen, dass er sie aus Pflichtgefühl geheiratet hatte. Aber irgendwie schien das jetzt nicht mehr so viel zu bedeuten.
Nicoles Hände zitterten. Sie hätte sich dieser Heirat nie widersetzen sollen. Sie hätte nie ihren Ärger öffentlich, vor all ihren Gästen, zeigen sollen. Sie hätte letzte Nacht nicht versuchen sollen, ihn auszusperren. Oh, wie sie ihren Stolz heute hasste! Reumütig erkannte sie, dass sie jetzt wahrscheinlich keinen mehr hatte. Dafür hatte er gesorgt, letzte Nacht.
Und es machte ihr nichts aus.
Es klopfte an ihrer Tür. Sie öffnete; es waren Mrs. Veig und Annie. Die Haushälterin hielt ein Frühstückstablett vor sich und schaute sie bange an. »Euer Gnaden, ich würde mir nie erlauben, Sie zu belästigen, aber ich - ich habe einfach das Badewasser gehört.« Sie warf Annie einen missbilligenden Blick zu.
Nicole lächelte. »Ja, ich möchte ein Bad nehmen.«
»Sie haben Personal, um Ihr Bad vorzubereiten, Euer Gnaden«, erklärte Mrs. Veig. Dann blickte sie düster und vorwurfsvoll auf die kleine Annie. »Nun mach schon, Mädchen! Sieh zu, dass das Bad genau so ist, wie Ihre Gnaden es wünscht!«
»Jawohl!« Annie verschwand.
Nicole war verwundert. Sie hatte vergessen, dass in ihrem neuen Leben einiges anders verlief; sie war ja nun nicht mehr Lady Shelton, sondern die Herzogin von Clayborough. Und Herzoginnen wagten es offenbar nicht, sich ihr Badewasser selbst einzulassen. »Tut mir Leid«, sagte sie.
Doch Mrs. Veig hörte sie nicht, oder sie tat wenigstens so; sie ging ins Zimmer und stellte ihr Tablett auf dem fein gearbeiteten
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