Rebellin der Leidenschaft
Glastischchen vor dem Kamin ab. Dort knisterte bereits ein Feuer, und die Haushälterin ging daran, es zu schüren. Nicole fragte sich, ob Hadrian - ihr Ehemann - das Feuer für sie gemacht hatte, bevor er im Morgengrauen ihr Zimmer verließ. »Ist heute Morgen jemand - Annie - gekommen, um sich um das Feuer zu kümmern?«, fragte sie.
»Nein, Euer Gnaden!« Mrs. Veig war entsetzt. »Ich würde niemandem erlauben, Sie zu stören, es sei denn, Sie würden ausdrücklich etwas Gegenteiliges anordnen. Möchten Sie, dass Ihr Dienstmädchen das Feuer bei Tagesanbruch schürt? Sie kann das auch ganz leise tun, so dass Sie nicht aufwachen.«
Nicole fragte sich, ob Hadrian heute Abend wieder bei ihr schlafen würde. »Nein, nein, ist schon gut«, antwortete sie Mrs. Veig. »Ich schlafe nicht sehr tief, ich möchte lieber nicht gestört werden.«
Mrs. Veig nickte und ging zum Bett.
Etwas benommen setzte sich Nicole auf den Sessel und starrte mit leerem Blick auf das Tablett mit Muffins, Marmelade und Tee. Hadrian hatte also das Feuer für sie entfacht. Solch eine kleine Geste. Und sie war zu Tränen gerührt!
»Annie!«, rief Mrs. Veig streng. »Sobald du da drin fertig bist, bring diese Laken in die Wäscherei, und dann kannst du das Bett machen.«
Nicole musterte Mrs. Veig, die zu den Vorhängen hinüberging und sie ganz selbstverständlich öffnete. Als ihr Blick auf das Bett weiterwanderte, stutzte sie. In der Mitte war ein dunkelroter Fleck, der aussah wie Blut.
Sie konnte nicht glauben, was sie sah.
Langsam, unsicher, ging Nicole die Treppe hinunter. Dies war nun ihr Heim, doch sie fühlte sich wie eine Fremde, nicht wie seine Herrin, und schon gar nicht wie eine Herzogin. Sie hatte keine Ahnung, wo sie hinging, was sie tun sollte oder was man von ihr erwartete.
Sie war Hadrians Gemahlin, die Herzogin von Clayborough. Sie konnte es noch immer nicht fassen. Aber sie lächelte, denn sie konnte nicht vergessen, wie es letzte Nacht gewesen war, in seinen Armen zu liegen, oder die Wärme in seinen Augen. Und heute Morgen hatte er das Feuer für sie geschürt. Eine so kleine Geste - doch für Nicole war sie ungeheuer bedeutsam.
Sie war seine Frau. Und das war gar nicht so schlecht - es war absolut nicht schlecht. Vielleicht würde es mit einiger Mühe ihrerseits sogar gut gehen. Sie wollte alles tun, was sie konnte, um den katastrophalen Start wieder gutzumachen. Sie wollte mehr tun, als nur zu akzeptieren, dass sie seine Frau war. Sie wollte versuchen, ihm eine gute Frau zu sein - sie wollte versuchen, ihm Freude zu bereiten. Und seine Liebe gewinnen.
Wenn er im Haus war, wollte sie so auftreten, wie es einer Herzogin geziemte. Sie wollte etwas gegen ihre Neigung zu Fauxpas unternehmen. Sie wollte korrekt sein. Schon bei ihrer Toilette heute Morgen hatte sie versucht, so sorgfältig wie möglich vorzugehen. Annie hatte ihr zwar geholfen, doch das junge Mädchen wusste eher noch weniger als Nicole darüber, wie man sich richtig kleidete, und auch sie selbst hatte nicht die geringste Ahnung, was eine Herzogin zum Beispiel am Vormittag trug. Aber sie war entschlossen, alles richtig zu machen. Zum Glück war auch Mrs. Veig dabei gewesen und hatte sich bemüht, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Das größte Problem, vor dem Nicole gestanden hatte, war, was sie anziehen sollte. Da sie nicht als unwissend dastehen wollte, hatte sie Mrs. Veig wie nebenbei gefragt, was sie denn vorziehen würde, dieses oder jenes Kleid. Die Haushälterin hatte sich geschmeichelt gefühlt und ein wunderschönes Ensemble in Gelb und Grün ausgesucht, das Jackett eng anliegend und an der Hüfte ausgestellt, der Rock hinten kunstvoll drapiert. Es war, wie Nicole vermutet hatte. Herzoginnen kleideten sich stilvoll. Sie war nicht überglücklich darüber, solch feine Sachen schon morgens tragen zu müssen, aber sie würde es tun.
Im ersten Stock traf sie eine Schar von Dienstmädchen an, die eifrig im Flur, am Treppenabsatz und in dem phantastischen Ballsaal putzten. Seine Türen waren weit offen und gaben den Blick auf einen glänzenden, schwarzweißen Marmorboden, weiße Säulen und eine mit Fresken verzierte Decke frei. Die Dienstmädchen machten alle einen Knicks und begrüßten sie mit »Guten Morgen, Euer Gnaden«.
Nicole ging langsam weiter die Treppe hinunter. Diese ganze Ehrerbietung brachte sie leicht durcheinander; aber fast noch mehr verwirrte sie die Möglichkeit - und die Hoffnung -, dass Hadrian sich irgendwo in diesem
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