Rebellin der Leidenschaft
Er würde ihr Topas kaufen.
Sie schlenderte in die Mitte des Raumes. Er beobachtete sie. Sie drehte sich um und lächelte vorsichtig, unsicher. Er schaffte es, ihr Lächeln zu erwidern. Er stellte fest, dass sie beide das Herz nicht gerade auf der Zunge trugen. Aber er bemerkte auch, dass sie keine kreischende Göre war. Vielmehr versuchte sie heute, so vorsichtig und so höflich zu sein wie er auch. Das allein war schon so etwas wie eine Waffenruhe.
»Hast du gut geschlafen?«, fragte er sie schließlich, um das Schweigen nicht unangenehm lang werden zu lassen. Es war ihm unmöglich, beim Gedanken an sie nicht an Sinnliches zu denken, sie nicht sinnlich wahrzunehmen. Er fragte sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er sie einfach in die Arme nähme und sie hier, auf dem Sofa, lieben würde.
»Ja. Nein. Eigentlich nicht so richtig.« Dieses Mal lachte sie sogar ein wenig.
Und dieses Mal war sein Lächeln echt und ungekünstelt.
Wieder trafen sich ihre Blicke. Doch dann wandte sich Nicole nervös ab. »Ich wollte nur hallo sagen.« »Das freut mich.«
Sie drehte sich rasch zu ihm um und musterte ihn.
Er spürte, wie er errötete, deshalb wandte jetzt er sich ab. Was, wenn sie die Wahrheit erraten würde? Dass er ihre absolute Ergebenheit wollte - und mehr als das? »Möchtest du das Personal kennen lernen?«, fragte er.
»Oh ja«, antwortete sie erwartungsvoll.
Er öffnete ihr die Tür. »Wenn wir mit den Vorstellungen fertig sind«, sagte er, und selbst jetzt spürte er die sexuelle Spannung zwischen ihnen wieder äußerst stark, »muss ich wegfahren und mich um Dinge kümmern, die ich schon viel zu lange vernachlässigt habe.«
War sie enttäuscht? Er hoffte, sich nicht selbst zum Narren zu halten, wenn er so dachte - wenn er dies hoffte. »Mrs. Veig serviert um ein Uhr ein Mittagessen. Wenn dir dieser Zeitpunkt nicht recht ist, kannst du ihn ganz nach deinem Belieben ändern.«
»Ein Uhr passt mir sehr gut.«
Es fiel ihm sehr schwer, an ihrer Seite zu gehen, ohne sich ihr zu nähern. Die hemmungslose Leidenschaft der letzten Nacht machte es sogar noch schwerer. Er wusste, dass es wahrscheinlich höchst selbstsüchtig von ihm war, auch nur daran zu denken, seine Pflichten mit einer so diskreten wie scheinheiligen Entschuldigung zu vernachlässigen und mit ihr wieder nach oben zu gehen. Wahrscheinlich war sie nicht in der Verfassung, ihrem lüsternen Gatten schon wieder zu Willen zu sein. Doch er konnte diese Idee nicht aus seinen Gedanken verbannen.
Die Vorstellungen nahmen eine Stunde in Anspruch. Das Personal zum Unterhalt der Residenz von Clayborough umfasste hundertzehn Personen. Dazu kamen allerdings noch zahlreiche weitere Bedienstete - Gärtner, Wildhüter, der Parkverwalter, Stallburschen, der Stallmeister, der Zureiter, Hundeführer, Kutscher, Lakaien und Vorreiter. Außerdem gab es noch zwei Maurer und vier Zimmerleute, denn, so erklärte der Herzog, an solch einem alten Gebäude gab es immer viele Reparaturen zu erledigen.
Er brachte sie zum Haus zurück, wenn man eine so weitläufige, palastartige Residenz überhaupt so nennen konnte. Am Eingang übergab er sie der Obhut von Mrs. Veig und Woodward. »Genießen Sie Ihr Essen, Madame. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht Gesellschaft leisten kann.« Sein Ton war formell, doch das Bedauern war echt.
»Ich verstehe«, sagte Nicole. »Wann kommst du denn zurück, ich meine, Sie, Mylord?«
Erstaunt über ihre sorgfältig gewählten Worte zog er die Augenbrauen hoch und lächelte. Aber es war die korrekte Anrede gewesen, ebenso wie sie den ganzen Vormittag geradezu ein Bild von Schicklichkeit abgegeben hatte. Hatte sich seine Gattin für mehr als eine Waffenruhe entschieden, hatte sie einen Wandel ihres Herzens vollzogen? Und war es klug für ihn, sich über diese Aussicht - über sie - so zu freuen?
»Ich beabsichtige, um halb sieben zurück zu sein. Wenn Sie wollen, können wir uns vor dem Abendessen, um halb acht, auf einen Sherry im roten Salon treffen. Wir essen um acht - es sei denn, Sie möchten den Zeitpunkt ändern, natürlich.«
»Nein, es ist gut so«, erwiderte Nicole leicht errötend.
»Du kannst alles verändern, was du willst, Nicole«, sagte der Herzog leise, so dass niemand mithören konnte. Er wollte absolut klarstellen, dass ihre Position als seine Frau und als die Herzogin ihr in ihrer Domäne eine Macht verliehen, die der seinen nicht nachstand. Und vielleicht wollte er ihr indirekt mitteilen, dass auch er selbst
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