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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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verachtet mich ebenso wie ich ihn«, sagte Nicole unsicher. Doch dann hob sie stolz das Kinn, bemüht, unbekümmert zu wirken, so, als hätten sich ihre Blicke rein zufällig getroffen. Seine Wut verletzte sie, doch warum sollte sie ihm das zeigen? Einen Augenblick später kehrte er ihr den Rücken zu.
    Nicole erstarrte. Sie sah, wie eine kleine blonde Frau seinen Arm ergriff und sich an ihn schmiegte. Der Herzog beugte sich zu ihr hinab und sie lächelte. Als er sich wieder aufrichtete, lag auch auf seinem Gesicht ein Lächeln.
    Plötzlich war Nicole tief betrübt. »Das ist sie, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Nicole kehrte dem Paar den Rücken zu. Sie hatte Elizabeth, die neben dem Herzog winzig wirkte, nicht eingehend mustern können, doch sie hatte genug gesehen. Elizabeth war zierlich, blond und blass. Nie hatte sich Nicole so groß, dunkel und ungelenk gefühlt wie jetzt. Und der Herzog mochte sie, er mochte sie sichtlich. Es war so offenkundig, dass Nicole die Tränen in die Augen traten.
    »Nicole, komm, gehen wir uns die Nase pudern«, sagte Martha rasch und nahm sie bei der Hand.
    Nicole wollte erst protestieren, doch sie hielt sich zurück. Stattdessen brachte sie mühsam ein schiefes Lächeln zustande und folgte Martha aus dem Salon.
    *
    Als sie in den Festsaal zurückkehrten, hatte sich Nicole von dem Schock, den Herzog mit seiner Verlobten zu sehen, wieder einigermaßen erholt. Sie mischte sich mit Martha unter die Gäste und wurde vielen Leuten vorgestellt. Dennoch wusste Nicole in den nächsten beiden Stunden stets genau, wo sich der Herzog aufhielt.
    Elizabeth verließ ihn kaum und er schenkte Nicole keine weitere Beachtung. Noch zwei Mal trafen sich ihre Blicke versehentlich, doch er kehrte ihr beide Male sogleich den Rücken zu, als sei sie Luft oder als stünde sie weit unter ihm. Natürlich wies er sie ganz bewusst zurück. Nicole war sich sicher, dass er sie ebenso deutlich wahrnahm wie sie ihn, aber entschlossen war, ihr um jeden Preis aus dem Weg zu gehen.
    Nun bedauerte sie, keine Verehrer zu haben, denn dann hätte sie sich bei ihnen unterhaken können, wie es Elizabeth bei ihm tat. Es war wirklich beschämend. Sie war dreiundzwanzig, fast schon vierundzwanzig, eine alte Jungfer ohne Aussicht auf einen attraktiven Ehemann. Elizabeth war gerade achtzehn geworden, sie war blond, adrett und dem Herzog versprochen. Nicole mochte sie nicht. Sie wusste, dass das missgünstig war, aber sie konnte einfach nicht anders. Dieses kleine Küken hatte alles, sie hatte ihren Prinzen, sie lebte den Traum, den Nicole nur so kurze Zeit hatte träumen dürfen. Sie konnte gar nicht anders, als sie nicht zu mögen. Und in gleichem Maße verachtete sie ihn.
    Als es Mitternacht schlug, hielt Nicole es nicht mehr aus. Sie schlich sich aus dem Salon nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen. Der Herzog hatte die Gesellschaft wohl schon in Begleitung seiner geliebten Verlobten verlassen, jedenfalls hatte sie ihn seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Die Nachtluft war kühl und feucht, ein willkommener Gegensatz zur stickigen Wärme des Salons. Wolken fegten über den Himmel, hie und da funkelten ein paar Sterne und ab und zu zeigte sich auch der abnehmende Mond. Nicole lehnte sich an die Hauswand und betrachtete den beleuchteten Garten. Sie fühlte sich völlig erschöpft; eigentlich war der Abend eine Katastrophe gewesen.
    Sie hätte nicht nach London kommen sollen. Sie war seinetwegen gekommen, dieser Einsicht konnte sie sich nun nicht mehr verschließen. Sie war wirklich eine Närrin. Heute Abend hatte ihr Herz einen weiteren Sprung bekommen.
    Sie hörte die Flügeltüren zur Veranda nicht aufgehen. Sie hörte seine Schritte nicht. Doch plötzlich hörte sie seine tiefe Stimme, sie klang verärgert. »Was tun Sie hier?«
    Nicole rang nach Atem, wirbelte herum und stand vor dem Herzog von Clayborough. Obgleich die Veranda nur spärlich beleuchtet war, sah sie in seiner Miene, dass sie sich im Tonfall seiner Stimme nicht getäuscht hatte.
    »Ich schnappe etwas frische Luft.«
    »Sie wissen ganz genau, dass ich es so nicht meinte.«
    »Ach ja?«
    »Lassen Sie Ihre Spielchen!«, sagte er drohend und trat einen Schritt weiter auf sie zu. »Warum sind Sie mir nach London gefolgt?«
    Wieder rang sie nach Atem, und zwar nicht wegen seines Ärgers, sondern weil er mit seiner Vermutung genau ins Schwarze getroffen hatte. Dennoch erhob sie Einspruch. »Da täuschen Sie sich! Ich bin Ihnen keineswegs nach London gefolgt.«

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