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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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rasch ermüdest, musst du eben früher heimkommen.«
    »Versprochen«, sagte sie, und er wusste, dass sie es auch so meinte; und ebenso gut wusste er, dass sie alles tun würde, worum er sie bat.
    *
    Nicole und Jane kamen weit nach Mitternacht in London an, denn sie waren erst am Nachmittag aus Dragmore abgereist. Regina war noch mit Lady Henderson unterwegs. Die Haushälterin, eine langgesichtige Mrs. Doyle, teilte ihnen mit, dass die beiden auf den Ball der Barringtons gegangen seien. Nicole und Jane legten sich schlafen.
    Nicole wachte ihrer jahrelangen Gewohnheit gemäß kurz nach Sonnenaufgang auf. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Schwester zu sehen. Gestern schien das Leben noch voller Trübsinn zu sein, doch heute zwitscherten die Vögel vor dem Fenster und Nicole war richtig glücklich. Zum ersten Mal seit vielen Jahren freute sich darüber, in der Stadt zu sein, und sie freute sich auch auf die Feste, die ihr dieser Tag vielleicht noch bringen würde.
    Und außerdem überlegte sie, ob sie ihn heute wohl sehen würde.
    Sie unternahm einen kleinen Morgenritt, begleitet von einem Stallburschen, wie es der Anstand erforderte. Regents Park war um diese Zeit noch völlig verlassen; ihre Standesgenossen, von denen die meisten wohl erst vor kurzem zu Bett gegangen waren, hielten diese frühe Stunde für wahrlich unchristlich. Um acht Uhr konnte sie sich nicht mehr beherrschen und riss die Tür zum Zimmer ihrer Schwester auf. Regina lag zusammengerollt unter der Decke und schlief noch tief und fest. Grinsend schlich sich Nicole zu ihr und riss ihr die Decke weg.
    Regina protestierte grummelnd und hielt sich eine Hand vor die Augen.
    »Wach auf, du Schlafmütze!«, rief Nicole, zerrte Regina das Kopfkissen unter ihrer braunen Lockenpracht weg und warf es nach ihr.
    »Nicole?«
    Nicole setzte sich auf die Bettkante. »Ja!«
    Regina warf das Kissen auf den Boden. Sie war nun hellwach und konnte es kaum fassen. Mit einem Freudenschrei fiel sie ihrer Schwester um den Hals. »Was machst du denn hier? Ich glaube es nicht!«
    »Ich habe mich gelangweilt«, sagte Nicole grinsend. »Du siehst schrecklich aus! Wann bist du denn ins Bett gekommen?«
    Regina verzog das Gesicht, was ihre klassische Schönheit jedoch keineswegs schmälerte. Eigentlich sah eine Achtzehnjährige nie richtig schlecht aus. »Im Morgengrauen. Der Ball bei den Barringtons war ein rauschender Erfolg. Jeder, der etwas auf sich hält, war dort. Ach, du hättest schon viel früher kommen sollen!«
    Nicole erstarrte, und um nicht preiszugeben, was in ihr vorging, bückte sie sich, um das Kissen aufzuheben. »Jeder war da? Wer denn zum Beispiel?« »Soll ich jetzt wirklich Namen nennen?«, fragte Regina ungläubig. »Heute Abend treffen sich alle bei den Willoughbys. Kommst du mit?«
    »Wie könnte ich mir das entgehen lassen?«, witzelte Nicole.
    Regina war nun vollends munter. Sie setzte sich auf und musterte ihre Schwester prüfend. »Nicole, du wirkst so anders. Was ist los? Du hasst London doch! Hast du wirklich vor, dich in all die Festivitäten zu stürzen?«
    Nicole zögerte. Sie wollte ihrer Schwester unbedingt alles gestehen, fürchtete sich aber auch. Was gab es schließlich schon zu gestehen? Dass der Herzog von Clayborough ihr gegenüber unmoralische Absichten gehegt hatte? Dass sie, dumm wie sie war, seine Küsse genossen hatte? Dass sie wusste, dass er in London war, und aus genau diesem Grund Dragmore plötzlich so langweilig war? Dass sie sich fragte, ob sie ihn heute Abend wohl sehen würde? »Ich bin es leid, nur immer von Schafen und Kühen umgeben zu sein«, sagte sie schließlich, wobei sie sich nicht sehr wohl fühlte, denn sie hasste es, Regina, die sie innig liebte, anzulügen.
    »Na ja, das kann ich gut verstehen«, rief Regina mitfühlend. Schon von frühester Kindheit an hatte Regina es vorgezogen, sich hübsch anzuziehen und mit Puppen zu spielen, anstatt zu reiten und auf Bäume zu klettern. Keine zwei Schwestern hätten sich unähnlicher sein können. »Ich freue mich so, dass du hier bist!« Impulsiv drückte sie ihre Schwester fest an sich. »Bleib einfach nur in meiner Nähe«, erklärte sie Nicole, »und ich stelle dich dann allen vor. Du wirst schon sehen, du wirst noch viel Spaß haben!«

8
    Als Nicole mit Regina und ihrer Mutter bei den Willoughbys eintraf, drängten sich die Gäste bereits im großen Salon, der zwar nicht so groß wie ein Ballsaal war, aber dennoch Raum für gut hundert Menschen bot. Überall standen

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