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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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fielen fast aus den Höhlen.
    »Was ist denn los?«, fragte Nicole.
    »Du hast Besuch! Und du wirst nicht glauben, wer es ist.«
    »Ich bin nicht zum Raten aufgelegt«, erwiderte Nicole. Den ganzen Tag über war ihre Stimmung alles andere als gut gewesen, am liebsten hätte sie sich die Haare einzeln ausgerupft oder wäre gleich ganz aus der Haut gefahren. Einfach abzuwarten, nicht Bescheid zu wissen - das war schier unerträglich für sie.
    »Es ist der Herzog von Clayborough!«
    Nicoles Kinnladen fiel herunter. »Hadrian? Ich meine, der Herzog? Aber - was will er denn?«
    »Weiß ich nicht! Das ist doch seltsam - mit Elizabeth und so, die ist doch gerade erst beerdigt! Mutter ist bei ihm, Vater ist nämlich noch nicht von seinen Geschäften zurück. Was könnte er bloß wollen?«
    Nicole begann zu zittern. Genau diese Frage stellte auch sie sich. Es machte absolut keinen Sinn, dass er nach dem, was gestern geschehen war, hierher kam, es sei denn, er war so wütend, dass er sich nicht mehr im Zaum halten konnte. Nur rohe Wut konnte ihn veranlassen, alle Konvention und jeglichen Anstand zu vergessen und sie in Dragmore aufzusuchen. Wenn nur etwas mehr Zeit verstrichen wäre, damit er sich ein wenig hätte beruhigen können!
    Nicole zappelte nervös herum, während Annie und Regina ihr die Haare hochsteckten; dann bedankte sie sich hastig und eilte die Treppe hinunter. Vor der Tür des Teezimmers blieb sie kurz stehen und schöpfte Atem, bevor sie eintrat.
    Der Herzog saß neben ihrer Mutter auf einem Sofa, in der Hand eine Tasse Tee und Gebäck auf seinem Teller. Nicole erwartete einen flammenden Blick von ihm, doch er wandte nur ohne einen deutbaren Gesichtszug den Kopf, als er sie sah, und stand auf.
    Sie errötete und machte einen kleinen, unsicheren Knicks. »Guten Tag, Euer Gnaden.«
    Er erwiderte ihren Gruß ausdruckslos. Jane schenkte ihr eine Tasse Tee ein, und Nicole nahm gegenüber den beiden auf einem Stühlchen mit gerader Lehne Platz. Ihre Hände waren so zittrig, dass sie die Tasse lieber abstellte. »Das ist sehr unerwartet«, sagte sie.
    Sie konnte seine Miene nicht entschlüsseln. Er sah nicht so gut aus wie sonst, aber auch nicht so, wie er gestern ausgesehen hatte. Die Ringe unter seinen Augen waren verschwunden, doch die Augen selbst waren noch immer blutunterlaufen. Er blickte grimmig, um seinen Mund lagen Falten, doch er war frisch rasiert und untadelig gekleidet - ein hellbraunes Leinensakko, eine dunkle Krawatte und eine braune Hose. »Ist es das?«, fragte er knapp.
    Nicole errötete noch mehr. Sie wusste genau, was er meinte, und sie wäre am liebsten gestorben. Weil er nicht weitersprach, entstand ein unangenehmes Schweigen. Jane blickte zwischen den beiden hin und her und versuchte dann, die Spannung zu lösen. »Jetzt, wo Sie herausgekommen sind, werden Sie am Wochenende den Ball bei den Fairfax besuchen?«
    »Ich weiß es noch nicht«, antwortete Hadrian und wandte sich der Gräfin zu. »Ich bin nicht unbedingt in der Stimmung zu tanzen, und auch nicht sehr zu Scherzen aufgelegt.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Jane. »Aber auch ich kann nicht umhin, überrascht zu sein, dass Sie zu uns gekommen sind, Euer Gnaden.«
    »Wenn Sie mir einen Augenblick mit Ihrer Tochter allein geben, dann wird sich vielleicht alles rasch erschließen«, sagte er, ohne die Miene zu verziehen.
    Jane nickte und warf Nicole einen forschenden Blick zu, bevor sie sich erhob. »Ich muss noch einige Briefe beantworten«, meinte sie. »Ich denke, das dürfte in fünfzehn Minuten erledigt sein.« Damit verließ sie den Raum, ließ jedoch die Tür offen.
    Meine gute Mutter, dachte Nicole; sie konnte sich keine andere Mutter vorstellen, die ihre Tochter mit einem Besucher allein ließ, auch wenn es der Herzog von Clayborough war. Der starrte sie weiterhin nur unablässig an, und so begann sie, unruhig auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen. Sie fühlte sich zunehmend unwohl.
    Die Hände in den Schoß gelegt, wartete sie darauf, dass er zu sprechen begann. Doch es schien ihm zu genügen, einfach nur dazusitzen und zu starren. Er war heute ein vollkommen anderer als gestern - es war, als sei er eine gänzlich andere Person. Oder war der Hadrian von gestern ein Produkt ihrer wilden Phantasie gewesen? Es hatte nicht nur damit zu tun, dass er nüchtern war. Es war ihm keinerlei Kummer anzumerken, keine Traurigkeit, keine Verzweiflung. Sein Gesicht glich einer Maske. Aber sie wusste, er musste all dies einfach noch

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