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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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orientierungslos. Er drehte sich seitwärts, zuckte zusammen, weil er fürchterliche Kopfschmerzen hatte, und sah die ersterbende Glut im Kamin. Die weinroten Vorhänge an den hohen Fenstern waren offen, draußen war nichts als pechschwarze Nacht. Es musste sehr spät sein. Dann erinnerte er sich plötzlich wieder an alles. Er lag auf dem Boden der Bibliothek, wo er eingeschlafen war. Nachdem er Nicole Shelton geliebt hatte.
    Bei diesem Gedanken stach der nächste heftige Schmerz durch seinen Schädel wie ein Dolch.
    Als er die Decke nach unten schob und sich langsam und sehr vorsichtig aufsetzte, kam ihm alles wieder in den Sinn. Sie war gekommen, mit Mitgefühl in ihrem Blick und auf den Lippen, und er war überwältigt worden von einem Bedürfnis, wie er es noch nie zuvor für einen Menschen gespürt hatte.
    Einen Augenblick lang erschreckte ihn diese Erinnerung. Doch er fand rasch seine Beherrschung wieder, und damit verschwand dieses widerspenstige Gefühl.
    Er dachte an ihre Wärme, als er sie umarmte, als er sie einfach nur in den Armen hielt; dann erinnerte er sich daran, wie ungestüm und grob er sie zu Boden gedrückt und penetriert hatte. Bei diesem Gedanken spürte er eine dumpfe, heiße Schamröte in sich aufsteigen, eine Scham, in die sich heftige Wut und Zorn mischten. Er hatte sich nicht nur unreif wie ein grüner Schuljunge verhalten, sondern auch ebenso vorschnell gehandelt.
    Wie hatte das passieren können?
    Verärgert und erschüttert zugleich stand Hadrian auf und glättete seine Kleidung. Schon vor langem hatte er elektrisches Licht installieren lassen; nun schaltete er sämtliche Lampen im Raum ein, so dass die Bibliothek hell erleuchtet war. Dann ließ er sich schwer auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen.
    Was zum Teufel hatte er nur getan?
    Den Kopf in die Hände gestützt, überwältigten ihn seine Erinnerungen so stark, als würde er das Erinnerte noch einmal durchleben.
    Zu viele Empfindungen, zu viele Gefühle. Nur mit größter Anstrengung gelang es ihm, sie abzuschütteln. Es war leichter - und sicherer -, sich auf die Fakten zu konzentrieren.
    Es spielte keine Rolle, dass sie gekommen war - was sie zweifelsohne nicht hätte tun sollen -, er hätte sich auf jeden Fall weigern müssen, sie zu empfangen. Stattdessen hatte er eine Schlacht verloren, die in ihm getobt hatte, seit er Nicole Shelton zum ersten Mal gesehen hatte, die Schlacht gegen sich selbst und gegen seine Begierden. Er hatte verloren, so war es nun einmal, das war eine Tatsache. Es war zwecklos, sich über etwas Gedanken zu machen, was ohnehin nicht mehr zu ändern war. Und jetzt gab es für ihn natürlich nur mehr eine Möglichkeit: Er würde sie heiraten.
    Dabei war Elizabeth eben erst ins Grab gelegt worden. Dieser quälende Gedanke ließ ihn aufstöhnen; der Schmerz in seinem Kopf war fast unerträglich. Doch das nagende Schuldgefühl war verschwunden. Er wusste nicht weshalb, und er wollte sich darüber auch keine Gedanken machen. Es war ihm genug, dass sich diese Qual in nichts aufgelöst hatte.
    Er hob den Blick und bemerkte die beiden Kissen und die Decke auf dem Boden. Wenn er aufgewacht wäre und sie sich selbst geholt hätte, dann hätte er nicht auf dem Boden weitergeschlafen. Woodward hätte es in einer solchen Situation niemals gewagt, sie ihm zu bringen. Es konnte also nur Nicole gewesen sein. Bei der Vorstellung, wie sie ihn zudeckte und ihm die Kissen unter den Kopf schob, spannte sich sein ganzer Körper an. Verdammt! Er wollte auf keinen Fall zärtliche Gefühle für sie empfinden!
    Aber sie würde seine Gemahlin werden. Es gab keinen Grund mehr, sie zu meiden und ärgerlich zu sein, oder wenn, dann höchstens auf sich selbst. Er konnte nicht umhin festzustellen, dass der Gedanke, Nicole als seine Braut zu sehen, ihm gar nicht wirklich missfiel. Er merkte sogar, dass sich seine Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen.
    Hadrian stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. Nein, ich würde sie nie zu meiner Frau machen, sagte er sich schroff. Aber dies war keine Angelegenheit, in der er eine Wahl hatte. Und wenn es das gewesen wäre, dann hätte er sich sicher nicht für Nicole entschieden. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie eine gute Ehefrau abgeben würde, und eine Herzogin schon gar nicht. Nein, seine Wahl würde mit absoluter Sicherheit nicht auf sie fallen.
    Er hatte sich dieses Problem selbst geschaffen, und er würde seine Pflicht tun. Das war alles, mehr gab es dazu nicht

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