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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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nickte.
    »Willst du dir … noch mehr Bilder ansehen?«
    Klinge zögerte. Paul bot ihr Wissen an, aber was konnte sie ihm dafür bieten? Sie konnte nicht einmal zaubern. »Ich kann dir nichts dafür bezahlen«, sagte sie.
    Paul verzog das Gesicht, als habe sie etwas sehr Komisches gesagt.
    »Zahlen? Wofür? Ich bin kein Experte, ich mag Kunst einfach.«
    »Aber du weißt etwas«, beharrte Klinge. »Und dieses Wissen hat einen Preis. Du kannst es nicht einfach weggeben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil …« Sie suchte nach Worten und hob schließlich hilflos die Hände. »Weil es eben nicht geht!«
    »Vielleicht ist das bei euch in der Eiche so«, sagte Paul freundlich. »Aber jetzt bist du hier.«
    Zwischen Zweifel und Verlangen hin und her gerissen betrachtete Klinge das Bild des Mädchens. Sie stand bereits in Pauls Schuld, weil er sie vor dem alten Wermut gerettet hatte. Wenn sie weitere Gefallen von ihm annahm, konnte sie sich gleich als Sklavinin seine Dienste begeben. Dann würde es Jahre dauern, bis sie ihn bezahlt hatte.
    Und doch …
    »Ja«, sagte sie, »ich würde gern noch mehr ansehen. Wenn ich darf.«
    Die Spannung wich von Pauls Gesicht, und er sah einen Augenblick lang fast wieder wie der kleine Junge aus, der damals auf die Eiche geklettert war. »Dann zeige ich dir die Spitzenklöpplerin «, sagte er und begann zu blättern.
     
    Beim Aufwachen am nächsten Morgen tat Klinge alles weh. Geistig dagegen hatte sie sich nie wacher gefühlt. Sie musste unbedingt alles aufschreiben, was sie gehört hatte, sonst vergaß sie es noch!
    Sie und Paul hatten sich stundenlang unterhalten. Als Paul gemerkt hatte, dass sie sich aufrichtig für die Kunst interessierte, die ihm so viel bedeutete, waren all die Worte aus ihm herausgesprudelt, die sich in den vergangenen Wochen in ihm aufgestaut hatten. Er holte ein Buch nach dem anderen aus dem Regal, erklärte Klinge die verschiedenen Maltechniken und Stile, zeigte ihr seine Lieblingsmaler und erklärte, warum ihre Werke wichtig waren. Gelegentlich streifte er Klinge mit einem verstohlenen Blick, als könnte er nicht glauben, dass sie ihm immer noch zuhörte. Doch sie sagte nur »Mach weiter«, was er dann auch tat.
    Nachdem sie sich die Bilder angesehen hatten, holte Paul wieder sein Skizzenbuch heraus und zeigte Klinge, wie man zeichnete. Er fertigte einige rasche Skizzen von ihr aus verschiedenen Blickwinkeln an und sprach dabei über Dinge wie Schattierung und Perspektive. Klinge saugte das Wissen auf wie ein Schwamm. Sie hätte Paul ewig zuhören können. Doch zuletzt klang Pauls Stimme ganz heiser, und als er sich dann auch noch die Augen rieb, merkte sie, dass sie ihn lange genug wach gehalten hatte. Siewünschte ihm gute Nacht und stieg wieder in ihre feucht riechende Schachtel. Am liebsten hätte sie sich noch viel länger mit Paul unterhalten. Bei ihrer Rückkehr in die Eiche konnte sie so viel mit diesem Wissen anfangen.
    Oder auch nicht, denn alle würden fragen, woher sie es hatte. Die Eichenfeen selbst hatten schon lange keine neuen Ideen mehr. Sie waren vollauf damit beschäftigt, das, was sie wussten, in Erinnerung zu behalten. Und was würde sie mit Worten ausrichten, wenn sie ihnen Pauls Bücher nicht zeigen konnte? Sie hatte in der vergangenen Nacht sehr viel über Kunst gelernt, aber das machte sie nicht zu einer Künstlerin.
    Seufzend drehte Klinge sich auf die Seite und stand auf. Sie kletterte aus ihrer Schachtel und setzte sich auf den Rand des Regalbretts. Mit den Füßen stieß sie die Schranktür auf, um ins Zimmer blicken zu können.
    So grell wie das Sonnenlicht an manchen Stellen durch den Vorhang drang, musste es fast Mittag sein, aber Paul schlief immer noch. Klinge räusperte sich laut und klopfte auf das Regalbrett, bis er sich unter seinen Decken rührte, etwas Unverständliches brummte und die Augen öffnete.
    »Guten Morgen«, sagte Klinge.
    Er stützte sich auf einen Ellbogen und starrte sie schläfrig an. »Du bist immer noch da«, stellte er fest. »Also warst du kein Traum.«
    »Nein. Wäre dir das lieber gewesen?«
    Er ging nicht auf ihre Frage ein und rieb sich den Nasenrücken. »Ich fühle mich hundeelend.«
    »Und ich habe Hunger«, sagte Klinge. »Du hast mir Fleisch versprochen, weißt du noch?«
    Paul schnaubte, doch es klang gut gestimmt. »Jawohl, Majestät.«
     
    »Deine Mutter gibt dir das alles, ohne dass du ein Wort sagst?«, fragte Klinge, als Paul zurückkehrte. Auf seinem Schoß stand ein voll beladenes

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