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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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Tablett.
    Paul blieb stehen und schüttelte warnend den Kopf. »Nicht so laut«, flüsterte er. Klinge erschrak. Er hatte natürlich recht. Sie mussten beide leise sprechen, wenn niemand Klinges Anwesenheit bemerken sollte.
    Klinge hüpfte vorsichtig auf das Tablett, ging um ein mit einer orangefarbenen Flüssigkeit gefülltes Glas herum und setzte sich neben einen dampfenden Teller mit zwei riesigen Spiegeleiern, einem Haufen Bohnen in rotbrauner Soße und einigen mit Fett durchwachsenen Streifen Fleisch. So viel konnte sie in einer ganzen Woche nicht essen.
    »Hier.« Paul brach ein Stück getoastetes Brot ab und reichte es ihr. Klinge biss mit Appetit hinein. Sie kaute noch, als Paul ein Buch aus der Tasche an seiner Armlehne zog und es aufgeschlagen auf den Tisch neben sich legte.
    »Das habe ich im anderen Zimmer gefunden«, sagte er. »Ich dachte, vielleicht interessiert es dich.«
    »Wovon handelt es?«, fragte Klinge.
    »Von Alfred Wrenfield, einem berühmten Maler, der hier in der Gegend gewohnt hat – also das ist jetzt bestimmt hundertundfünfzig Jahre her.« Paul blätterte die Seiten um. »Er hat zuerst nur Landschaften und gelegentlich ein Porträt gemalt. Später war er plötzlich wie besessen von Feen und wollte nichts anderes mehr malen.«
    »Feen?«, fragte Klinge verwirrt. »Du meinst … er hat welche gesehen?«
    »Bisher habe ich das nicht geglaubt«, sagte Paul. »Aber jetzt, wo ich dich sehe, bin ich mir nicht mehr so sicher. Wrenfield war nicht der Einzige, der Feen gemalt hat, aber so viel ich weiß, hatnur er Feen gemalt, die aussehen wie du – also nicht dick und rund wie Babys oder dürr und runzlig wie Gnome, sondern wild und fremdartig und …«
    »Und was?«, fragte Klinge.
    Doch Paul hustete nur und blätterte eine Seite um. »Hier ist ein frühes Bild von ihm. Es trägt den Titel Feentanz. Was hältst du davon?«
    Klinge stand auf, warf einen Blick auf das Bild und brach in Lachen aus.
    Paul runzelte die Stirn. »Was ist? Findest du nicht, dass die Feen wie du aussehen?«
    »Die links vielleicht«, sagte Klinge und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Aber was sind das rechts für Wesen?«
    »Also«, sagte Paul langsam, »es ist doch ein Tanz, dann müssen es wohl die männlichen Feen sein, oder?«
    »Männliche Feen«, wiederholte Klinge und begann wieder zu prusten.
    »Heißt das … du hast noch nie eine männliche Fee gesehen?«
    Paul klang so erstaunt und ernst, dass Klinge das Lachen verging. »Nein, natürlich nicht«, sagte sie. »Es gibt keine.«
    »Aber es muss welche geben.«
    »Wir sind keine Tiere«, erklärte Klinge geduldig. »Wir müssen uns keine Partner suchen, damit wir Junge haben können. Wir werden, wenn kein Unfall passiert, dreihundert Jahre alt oder älter, und wenn wir sterben, werden wir einfach ersetzt.«
    »Ersetzt? Durch was?«
    »Eine andere Fee natürlich.« Bestimmt ist er müde, dachte sie, sonst wäre er nicht so schwer von Begriff.
    »Du meinst … einen Klon?«
    Klinge wusste nicht, was dieses Wort bedeutete, aber sie spürte,dass Paul sie nicht verstanden hatte. »Durch eine neue Fee«, sagte sie. »Eine andere als die, die gestorben ist.«
    »Eine ausgewachsene Fee?«
    »Nein, natürlich nicht. Dazu sind die Eier zu klein.«
    Paul starrte sie fassungslos an. »Ihr legt Eier ?«
    »Nein! Wie stellst du dir das vor – das ist doch albern!« Klinge verschluckte sich fast an ihrem Toast. »Das Ei taucht einfach auf, wenn die alte Fee verschwindet. Durch Zauberei.«
    Paul sah sie misstrauisch an. »Du hast gesagt, ihr könntet nicht zaubern.«
    »Wir entstehen durch Zauberei, aber wir können kaum noch selber zaubern und den Zauber auch nicht richtig beherrschen. Wir zaubern die Eier nicht her, sie … tauchen einfach auf.«
    »Aber eins verstehe ich trotzdem nicht«, sagte Paul. »Ich bin natürlich kein Wissenschaftler und verstehe auch nichts von Magie. Aber wenn es keine männlichen Feen gibt, warum seht ihr dann so … na ja, weiblich aus?«
    Klinge wollte schon etwas erwidern, doch dann besann sie sich anders. Paul hatte recht. Warum sahen Feen, die nie Kinder bekamen und säugten, fast genauso aus wie menschliche Frauen, die Kinder bekamen?
    »Gott sei Dank«, sagte Paul mit einem Blick auf Klinges verwirrtes Gesicht. »Ich dachte schon, ich müsste noch mein Anatomiebuch herausholen. Du verstehst also, was ich meine? Ich wollte dich mit meinem Hinweis auf männliche Feen nicht kränken. Ich wusste es einfach nicht besser.«
    Klinge

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