Rebellion Der Engel
würde. Abgesehen davon, dass sie offensichtlich unter Schock stand, tat sie ihm leid. Sie hatte Schreckliches durchgemacht und nichts davon war ihre Schuld. Sie anzuschreien, war weder sonderlich nett noch fair.
Er wollte gerade nachhaken, als sie sagte: »Es war Rachel.«
Ihre Worte durchfuhren ihn wie ein Blitz. »Rachel hat Sie geheilt?«
Amber wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und verschmierte Schmutz und Blut darauf, bis es wie eine starre Maske erschien. »Sie hat mehr getan als das«, flüsterte sie. »Ich glaube, ich war … tot.«
Dass Rachel sie geheilt haben könnte, war bereits undenkbar. Aber das war unmöglich. Dazu reichte ihre Macht nicht aus. Amber musste sich irren. Vielleicht war siebewusstlos gewesen und bildete sich nun ein, von den Toten zurückgekehrt zu sein.
»Was ist hier passiert? Wo ist Rachel?«
»Sie haben sie gezwungen, hierherzukommen. Nate … O Gott, er war mein Freund! Ich dachte, er liebt mich!« Zu Akashiels Erstaunen schien sie eher wütend als traurig zu sein. »Aber er hat mich nur benutzt, um an Rachel heranzukommen. Sobald sie hier war, hat er mir ein Messer in die Seite gestoßen. Als ich wieder zu mir kam, war ich allein.« Sie schnappte nach Luft, als ihr bewusst wurde, was das bedeutete. »Sie haben Rachel!«
»Die beiden sind keine Gefahr mehr«, sagte Akashiel. »Rachel ist beim Reverend.« Amber atmete sichtbar auf. Sie musste ja nicht wissen, dass das nur insoweit eine Verbesserung war, als Kyriel sie nicht umbringen würde. Zumindest nicht, bevor sie nicht getan hatte, wofür sie sie brauchten.
»Kommen Sie.« Er hielt ihr seine Hand entgegen. »Ich bringe Sie nach Hause.«
Sie ergriff seine Hand und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen, dann jedoch zögerte sie plötzlich. »Sie sind ein Fremder. Ich kann doch nicht –«
»Mein Name ist Ash McCray«, holte er die Vorstellung nach. »Ich bin für Rachels Sicherheit verantwortlich.«
»Sie sind also ihr Schutzengel.«
»So kann man es auch nennen«, murmelte er und ließ offen, ob Schutzengel im wörtlichen Sinne gemeint oder lediglich so dahingesagt gewesen war. Er musste Rachel klarmachen, dass sie nicht über ihn und seinesgleichen sprechen durfte – nicht einmal mit ihrer besten Freundin. Zuerst musste er sie jedoch finden.
Alles in ihm drängte danach, sich auf die Suche nach Rachel zu machen. Da er jedoch nicht wusste, wo er anfangen sollte, und Amber in diesem Zustand nicht einfach einenihrer Freunde darum bitten konnte, sie abzuholen, ohne in Erklärungsnot zu geraten, entschied er, sich zuerst um sie zu kümmern. Er nahm sie an der Hand. Einen Atemzug später standen sie in ihrem Wohnzimmer in Ruby Falls.
Als Amber die veränderte Umgebung sah, schnappte sie überrascht nach Luft. Ehe sie sich noch mehr aufregen konnte, legte er ihr eine Hand auf die Stirn und tastete nach ihrem Gedächtnis. Er löschte die Tatsache, dass Rachel ihn ihren Schutzengel genannt hatte, und gab ihr statt des Versetzens die Erinnerung an eine Autofahrt von Seattle hierher ein. Dann zog er die Hand zurück.
Für einen Moment sah sie ihn verwirrt an, dann lächelte sie unsicher. »Danke, dass Sie mich hergebracht haben.«
Akashiel nickte. »Ich werde jetzt nach Rachel sehen.« Dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wo sie sich befand, behielt er für sich. Amber hatte genug durchgemacht. Sie musste sich nicht auch noch um Rachel sorgen – es genügte, wenn er das tat. »Nehmen Sie ein heißes Bad und legen Sie sich hin«, riet er ihr. »Danach werden Sie sich besser fühlen.«
Er war schon fast durch die Tür, als sie fragte: »Wie haben Sie das gemacht?«
Akashiel drehte sich noch einmal zu ihr herum. »Was meinen Sie?«
»Im einen Moment standen wir noch in der Lagerhalle, im nächsten waren wir hier.«
»Sie erinnern sich daran?«
»Natürlich. Ich leide schließlich nicht unter Gedächtnisverlust.«
Er war sicher, dass er keinen Fehler gemacht hatte. Er hatte sogar noch einmal das Muster der Erinnerungen überprüft, ehe er ihren Kopf verlassen hatte. Alles war, wie es hätte sein sollen. Bis auf die Tatsache, dass sie sich trotzdemdaran erinnerte, was wirklich geschehen war – als sei sie gegen seine Beeinflussung immun.
Er sparte sich einen zweiten Versuch, denn er wusste, dass der nicht anders enden würde als der vorherige, außer, dass sie vielleicht bemerken würde, dass er in ihrem Kopf herumstocherte, wenn er es zu oft tat.
Etwas stimmte nicht mit dieser Frau – und er wurde
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