Rebellion Der Engel
Lächeln, das kein Wässerlein trüben konnte, machten ihn zum Inbegriff eines Traummannes. Zumindest äußerlich. Mein Blick wanderte an ihm vorbei zu den Männern, die ihn begleiteten. Ein Dutzend Krieger, gerüstet in dunkelgrüne Lederharnische, mit Schwertern und Speeren aus Eis in den Händen.
»Sie sind zu deinem Schutz hier«, sagte der Blonde. »Gestatte mir, dass ich mich vorstelle.«
»Nicht nötig. Ich weiß, wer du bist, Luzifer.«
»Ich bevorzuge Morgenstern, das weckt weniger negative Assoziationen.«
Es interessierte mich einen Dreck, wie er sich nannte – ich wusste, wer er war, und allein das ließ mir das Herz verdammt weit in die Hosen rutschen. Aber ich würde den Teufel – Verzeihung – tun und ihn das merken lassen, weshalb ich rasch meine Arme vor der Brust verschränkte. Das ließ mich nicht nur kämpferisch wirkten, sondern verbarg gleichzeitig meine zitternden Hände. Solange meine Knie sich nicht der aufsteigenden Panik geschlagen gaben und einknickten, sollte es mir gelingen, halbwegs souverän zu wirken. Lass ihn deine Angst nicht merken. Wenn es bei Hunden funktionierte, dann vielleicht auch bei Luzifer.
»Wir können das Ganze auch gern abkürzen«, sagte ich betont gelassen und versuchte krampfhaft, das Beben aus meiner Stimme zu verbannen. »Ich weiß, dass du mich hierzu nicht zwingen kannst. Ohne meine freiwillige Mitwirkung wirst du nichts erreichen – und die bekommst du nicht.« Herr im Himmel, ich hoffte wirklich, dass die Sache mit der Freiwilligkeit nicht gelogen war!
»Sie denkt, dass die Nephilim im Felsen gut aufgehoben sind«, erklärte Kyriel. »Dass sie Gefangene sind und auchihre Nachfahren zu Gefangenen gemacht werden, wenn auch nicht in Stein, interessiert sie nicht.«
Versuch nur, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Das zieht nicht!
Der Morgenstern nickte. »Ich vermute, du zweifelst daran, dass mein Freund Kyriel dir die Wahrheit gesagt hat.«
Streng genommen zweifelte ich an einer Menge von dem, was Kyriel gesagt hatte.
»Aber es stimmt«, fuhr er fort. »Du musst es wollen. Andernfalls passiert gar nichts.«
Binnen eines Wimpernschlags stand er vor mir, griff nach meinem rechten Arm und löste ihn mit solcher Mühelosigkeit aus seiner Verschränkung, dass ich überrascht nach Luft schnappte. Bevor ich auch nur ansatzweise reagieren konnte, packte er meine Hand. Als ich begriff, was er vorhatte, stieß ich einen Schrei aus, doch es war zu spät. Er presste meine Handfläche flach auf den Felsen und hielt sie dort.
Der Fels fühlte sich rau und kühl unter meinen Fingern an. Leblos. Ich wartete darauf, dass etwas passieren würde. Knirschen. Stimmen. Hitze, die vom Stein abstrahlte. Doch nichts geschah.
Schließlich gab der Morgenstern meine Hand frei. »Siehst du. Nichts.«
Sofort verschränkte ich meine Arme wieder, doch sein Lächeln zeigte mir deutlich, dass mein Zittern ihm nicht entgangen war.
»War dir das Beweis genug, dass ich das nicht tun will?« Mir zu zeigen, dass nichts geschehen würde, wenn ich es nicht wollte, brachte ihn keinen Schritt weiter. Aber warum tat er es dann? Die Bösen konnten doch im wahren Leben unmöglich genauso dämlich sein, wie sie in Filmen oft dargestellt wurden. Andererseits konnte es mir nur recht sein, wenn er anfing, mir all seine Pläne zu offenbaren, währendich die Zeit nutzen konnte, um nach einem Fluchtweg zu suchen.
Kyriel trat neben seinen Chef und sah mich an. »Erinnerst du dich, dass ich sagte, ich sei in Ambers Versteck gewesen?«
Ich nickte.
»Ich war nicht der Einzige.«
»Akashiel«, flüsterte ich.
»Ganz recht.« Er legte den Kopf schief und betrachtete mich. »Ich schätze, das bringt uns deiner Freiwilligkeit ein Stück näher. Zumindest, wenn du Wert darauf legst, ihn wohlbehalten zurückzubekommen.«
»Du bluffst!«
»Er war bei deiner Freundin, als Lelahel und Nathanael auftauchten«, fuhr er ungerührt fort. »Die drei haben gekämpft und er – man muss es leider sagen – hat nicht sonderlich gut dabei abgeschnitten. Sie haben ihn nicht umgebracht, das wäre eine Sünde gewesen, aber sie ließen ihn zurück. Als ich ihn fand, dachte ich, er könnte sich womöglich noch als nützlich erweisen.«
Kyriel sagte die Wahrheit, das spürte ich. O mein Gott! Akashiel war verletzt – und in der Gewalt dieser Irren!
Der Morgenstern umfasste mit der Hand mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. »Wenn du uns nicht diesen kleinen Gefallen erweist, wird er eines langen und
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