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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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quietschenden Reifen auf mich zu.
    »Na los!«, erklang die Stimme erneut. »Lauf !«
    Und das tat ich.
    Ich schoss durch das offen stehende Tor in den Park. Kies knirschte unter meinen Sohlen und ich hatte Mühe, mit den Absätzen nicht umzuknicken oder auszurutschen. Hier standen die Laternen in größerem Abstand zueinander und warfen helle Lichtkreise auf den Weg und einen Teil des Rasens, immer wieder durchbrochen von einem Stück Dunkelheit dazwischen. Bemüht, nicht umzuknicken und mir den Knöchel zu verstauchen oder zu brechen, stolperte ich vorwärts. Mir wurde jedoch schnell klar, dass ich auf diese Weise nicht weit kommen würde. Neben einer Bank blieb ich stehen, streifte mir die Schuhe ab und nahm sie in die Hand. Dabei warf ich einen Blick über die Schulter und sah, wie ein silberner Minivan vor dem Tor stehen blieb. Die Türen flogen auf und zwei dunkel gekleidete Gestalten sprangen heraus, die Gesichter unter Skimasken verborgen.
    Ich rannte weiter.
    Die Kieselsteine schnitten mit ihren scharfen Kanten in meine nackten Fußsohlen. Nach ein paar Schritten wurde es so schmerzhaft, dass ich auf den Rasen auswich. Mit den Schuhen in der Hand floh ich über das feuchte Gras, fort vom beleuchteten Weg. Auf den ersten Metern glaubte ich, in völlige Dunkelheit zu tauchen, dann jedoch, als sich meine Augen allmählich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnten, bemerkte ich, dass es nicht vollkommen finster war. Der fahle Schein des zunehmenden Mondes tauchte den Rasen in einen gespenstischen grün-silbernen Schimmer und reichte aus, dass ich zumindest die Umrisse meiner Umgebung erkennen konnte. Büsche und Bäume erhoben sich wie dunkle Schatten aus dem Gras. Im Vorüberlaufenstreiften mich die Äste einer Trauerweide und einen verrückten Herzschlag lang fühlten sie sich an wie Arme, die nach mir griffen. Dann lag der Baum hinter mir. Einmal blieb der Saum meiner Jacke an einem Strauch hängen. Ich rannte einfach weiter, bis sich der Stoff mit einem Ratsch löste und ich wieder frei war.
    Wann immer ich einen Blick hinter mich warf, sah ich sie: die beiden maskierten Gestalten, die mir in derart atemberaubendem Tempo folgten, dass mein Vorsprung immer weiter zusammenschrumpfte. Ich hatte keine Ahnung, warum diese Kerle hinter mir her waren, alles, was ich wusste, war, dass ich es auch nicht herausfinden wollte.
    Ich war versucht, um Hilfe zu rufen, doch abgesehen davon, dass mich im nächtlichen Park ohnehin niemand hörte, würde es mich nur meinen Atem kosten. Atem, den ich für meine Flucht dringend brauchte.
    Der Friedhof ! Wenn es mir gelang, ihn zu erreichen, könnte ich mich in einer Gruft oder einem Mausoleum verstecken und dort warten, bis meine Verfolger verschwanden. Nein, noch besser: das Pfarrhaus! Ich würde Reverend Daniels um Hilfe bitten! Er würde die Kerle in die Flucht schlagen, davon war ich überzeugt. Zumindest würde er mir Unterschlupf gewähren und die Polizei rufen. Unglücklicherweise waren die Maskierten bereits viel zu nah. Wenn mir nicht schnell etwas einfiel, wie ich sie abhängen konnte, würden sie mich einholen, lange bevor ich den Durchgang zum Friedhof erreichte.
    Nur wenn es mir gelang, meinen Vorsprung so weit zu vergrößern, dass sie mich aus den Augen verloren, hatte ich eine Chance.
    Ich war nie besonders sportlich gewesen und die Wochen im Krankenhausbett hatten das nicht besser gemacht. Mein Herz raste, ich hatte Seitenstechen und meine Lungenbrannten so heftig, dass es sich anfühlte, als würde ich Feuer atmen. Wäre dies ein sportlicher Wettkampf gewesen, ich hätte längst aufgegeben. So jedoch blieb mir nichts anderes übrig, als weiterzulaufen, bis ich die Kerle entweder abgehängt hatte oder einfach zusammenbrechen würde.
    Ich schlug einen Haken und rannte den Hügel hinauf, den die Kids im Winter zum Schlittenfahren nutzten. Auf dem Weg nach oben gesellte sich zu meinen ohnehin schon vorhandenen Problemen auch noch ein heftiges Brennen in meinen Oberschenkeln. Macht schon!, trieb ich meine Beine in Gedanken an. Nicht schlappmachen! Dass ich es bis oben schaffte, ohne einen Krampf in den Beinen zu bekommen, ließ sich vermutlich nur durch ein Wunder erklären. Auf der Hügelkuppe angekommen, sah ich mich nach meinen Verfolgern um.
    Verflucht, waren die schnell!
    Sie hetzten im Zickzack zwischen Bäumen und Sträuchern hindurch und waren nur noch ein paar Meter vom Hügel entfernt. Ich folgte dem Verlauf der Hügelkuppe ein Stück in Richtung

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