Rebellion Der Engel
geworfen.
Großartig.
Allerdings gab es trotz allem einen Lichtblick. Anfangs war Akashiel stinksauer gewesen, dass Kyriel sich als ihr Schutzengel ausgab. Je länger er jedoch darüber nachdachte, desto deutlicher wurden ihm die Möglichkeiten bewusst, die sich daraus für ihn ergaben. Rachel wusste nun, dass sie einen Schutzengel hatte, auch wenn der, der behauptete, es zu sein, ein Lügner war. Solange Akashiel sich im Verborgenen hielt und dafür sorgte, dass sie ihn nicht noch einmal zu Gesicht bekam, konnte er sie leiten und ihr Hilfestellung geben. Und das, ohne die Regeln zu brechen – zumindest nicht mehr, als er sie bisher schon gebrochen hatte.
11
A m nächsten Morgen saß ich in meinem Büro, eine große Tasse Schokokaffee und einen Muffin vor mir auf dem Schreibtisch. Oben im Café hatte Steve mir seinen »Ich muss mit dir reden«-Blick zugeworfen und ich glaube, als er mir den Teller mit dem Muffin über die Theke schob, hatte er es sogar laut ausgesprochen. Ich war jedoch so mit mir selbst beschäftigt, dass ich nur nickte und ihn mit einem »später« vertröstete.
Zurück an meinem Schreibtisch, gab ich als Erstes Mc-Crays Namen in die Suchmaschine ein. Außer ein paar Profilen bei My Space, allesamt von Teenies, und einem Anwalt mit demselben Namen, spuckte meine Suchanfrage keine weiteren Treffer aus. Auch die Handynummer und Variationen des Vornamens brachten mich nicht weiter. Frustriert wandte ich mich schließlich den Abrechnungen der letzten Tage zu.
Es fiel mir schwer, mich auf die Zahlen zu konzentrieren. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu den Ereignissen der letzten Nacht. Als wären dieser McCray und der übergroße Flattermann in meinem Garten nicht schon mehr als genug gewesen, hatte ich auch wieder geträumt.
Ich war zurück in der Höhle, umgeben vom Rauschen des Meeres, dem Schlagen der Wellen und einer durchdringenden Kälte, die die salzige Luft erfüllte. Obwohl ich noch immer die Gefahr spürte, die von diesem Ort ausging, zog es mich weiter. Es fühlte sich nicht wie ein Traum an: Ich sah den graubraunen Fels, roch das Meer und hörte das Knirschen meiner Schritte auf dem salzverkrusteten Boden. Alles schien vollkommen real zu sein.
Wie beim letzten Mal auch, war es hell genug, um mich meine Umgebung erkennen zu lassen. Erst dachte ich, esläge an meiner eigenartigen Fähigkeit, mit meinen Augen die Dunkelheit zu durchdringen, wie ich es gemacht hatte, als der Schwarze Engel unter der Weide gestanden hatte. Dann jedoch erkannte ich, dass das Licht von oben kam. Ich legte den Kopf in den Nacken, auf der Suche nach dem Ursprung der Helligkeit, die wie bläulich schimmernder Nebel über der Höhle lag. Blinzelnd starrte ich ins Licht, bis ich die Quelle dahinter erkannte. Die Felsdecke war über und über von Kristallen überzogen, aus denen die Helligkeit sickerte wie aus einem Meer von Glühbirnen.
Meine Schritte wurden vorangetrieben, angezogen von den Felswänden im hinteren Teil der Höhle, und obwohl ich die Bösartigkeit spürte, die dort lauerte, gelang es mir nicht, stehen zu bleiben. Es war, als hätte ein anderer die Kontrolle über meinen Körper übernommen und drängte mich nun vorwärts. Ich zitterte am ganzen Leib, was nicht allein von der Kälte herrührte, und meine Schritte waren unsicher. Trotzdem zog es mich weiter.
Wenngleich ich mich nicht erinnern konnte, jemals an einem Ort gewesen zu sein, der diesem auch nur im Entferntesten geähnelt hätte, kam mir alles auf erstaunliche Weise bekannt und vertraut vor. Ein wenig erinnerte mich das Gefühl daran, was ich empfunden hatte, als ich Ash McCray in die Augen geblickt hatte – nur ohne die Wärme und das Wissen, dass mir nichts geschehen würde.
Wie schon im ersten Traum, spürte ich die Bösartigkeit, die den Fels bis in seine Wurzeln durchdrang und so greifbar in der Luft lag, dass es mich selbst jetzt, Stunden danach, noch fröstelte.
Im Traum jedoch konnte selbst meine Angst nicht verhindern, dass es mich immer weiter vorwärts drängte, bis ich schließlich vor einem riesigen Wall aus graubraunem Fels stand. Erstaunt stellte ich fest, dass man daranvorbeigehen konnte und die Höhle dahinter noch weiter führte. Doch diese Wand war es, die mich von Anfang an angezogen hatte. Schatten lagen auf der zerklüfteten Oberfläche, und je länger ich auf den Fels starrte, desto mehr veränderte sich meine Wahrnehmung. Was zunächst wie das willkürliche Spiel von Licht und Schatten gewirkt
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