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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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geben, andernfalls wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihn zu sehen.
    Er hatte alles vollkommen falsch angepackt. Zu unüberlegt. Wie sollte er auch wissen, wie man so etwas anging, wenn er sich bisher nie jemandem gezeigt hatte? Seinesgleichen handelte aus dem Verborgenen heraus. Er flüsterte seinen Schützlingen Warnungen zu und gab ihnen positive Schwingungen und Gedanken ein. All das geschah, ohne dass seine Schützlinge auch nur ahnten, dass es ihn gab. Für sie war er keine Person, sondern im besten Fall, sofern sie überhaupt etwas wahrnahmen, reine Intuition oder positive Energie.
    Verfluchte Scheiße! Er war geschickt worden, um einen Altfall abzuschließen. Das bedeutete für gewöhnlich nicht mehr, als nachzusehen, was aus seiner Schutzperson geworden war, und den Fall danach ein für alle Mal zu den Akten zu legen. Stattdessen hatte er sie beinahe umgebracht!
    Das alles hätte überhaupt nicht passieren dürfen!
    Sie hätte überhaupt nicht imstande sein dürfen, ihn zu sehen – und trotzdem hatte sie es getan.
    Doch das war nicht das Einzige, was nicht wie gewohnt lief. An der Unfallstelle war ihr Lebensfaden gerissen. Akashiel hatte gesehen, wie der silberne Strang durchtrennt worden war, der ihre Seele mit dem Körper verband. Sie war umhergeirrt und er hätte ihr auf die andere Seite helfen sollen. Dann jedoch hatte er Kyriel und diese andere Präsenz entdeckt und war für einen Moment abgelenkt gewesen. Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf Rachel gerichtet hatte, war ihre Seele zusammen mit dem Leben in ihren Körper zurückgekehrt. Er musste sich geirrt haben, der Faden war noch da gewesen, zu dünn, um ihn aus der Ferne zu erkennen, aber stark genug, dass die Ärzte sie reanimieren und ins Leben zurückholen konnten. Trotzdem war er sicher gewesen, dass er die Verbindung zwischen Körper und Seele nicht länger gespürt hatte.
    Das alles hätte nicht mehr als ein Job sein sollen, wie er sie seit Jahrtausenden unzählige Male erledigt hatte. Doch dieses Mal war es anders. Im Gegensatz zu sonst, wo er seine Arbeit zu machen pflegte und wieder verschwand, um sich dem nächsten Auftrag zuzuwenden, genügte ihm das dieses Mal nicht. Er wollte an Rachels Seite sein, mit ihr reden und lachen, sie in den Arm nehmen und trösten, ihr zeigen, dass sie nicht allein war. Diese Gefühle irritierten ihn, waren sie ihm doch bisher fremd gewesen. Niemals zuvor hatte er sich zu einer Menschenfrau hingezogen gefühlt – nicht so, wie er sich zu Rachel Underwood hingezogen fühlte. Aber selbst wenn sie ihn nicht gefürchtet und verabscheut hätte, was sie eindeutig tat, wäre es ihm nicht gestattet gewesen, sich ihr auf diese Weise zu nähern. Eine Liaison mit einem Menschen würde ihn nicht nur seinen Job kosten. Sie würden ihm das nehmen, was ihn ausmachte,und ihn verstoßen. Er war bereit, ihr zu helfen und auf sie achtzugeben, aber er würde nicht ihretwegen zum Gefallenen werden.
    Es war merkwürdig, denn er hatte im Laufe seiner Arbeit unzählige Schicksale erlebt, die weit schlimmer waren als das ihrige, und doch hatte ihn keines jemals so berührt. Was war so Besonderes an dieser Frau, dass er an nichts anderes mehr denken konnte, seit er den Umschlag mit dem Altfall in seiner Eingangspost gefunden hatte?
    Was war so Besonderes an ihr, dass sich Kyriel für sie interessierte?
    Vergangene Nacht, als diese Maskierten hinter ihr her gewesen waren, hatte er ihr eine Warnung zugerufen. Am liebsten hätte er die Kerle zerlegt, aber das durfte er nicht. Es war ihm nicht erlaubt, sich über gewisse Grenzen hinaus in die Angelegenheiten der Menschen einzumischen. Schon seine Warnung hatte sich am Rande dessen bewegt, was gestattet war. Dass er ausgerechnet in dem Moment, als Rachel in den Park gelaufen war, zu einem Notfall abbeordert worden war, hatte ihm gar nicht gepasst. Andererseits hatte er es wohl nur diesem Notfall zu verdanken, dass er sich noch immer innerhalb der Spielregeln bewegte. Wäre er in ihrer Nähe geblieben, hätte er nicht dafür garantieren können, dass es ihm gelungen wäre, sich rauszuhalten. Es war ihm schon schwer genug gefallen, dem Ruf zu folgen und sie sich selbst zu überlassen. Einzig die Jahrtausende währende Gewohnheit, Befehlen aus der Chefetage ohne Widerspruch Folge zu leisten, und das Wissen, alles zu riskieren, wenn er bliebe, hatten ihn dazu veranlasst, seine Arbeit zu tun, wie es von ihm erwartet wurde.
    Allerdings war er nicht sicher, ob er ihr noch einmal den Rücken

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