Rebellion Der Engel
mich zu zeigen.«
»In meinem Garten hattest du damit kein Problem, Harvey .«
»Das weiße Kaninchen?«
»Du kennst …«
»… den Film«, vollendete er meinen Satz. »Toll gemacht, und auch wenn ich kein Kaninchen bin, entspringe ich trotzdem nicht deiner Einbildung. Ich bin so real wie du, Rachel.«
»Du bist unsichtbar! «
»Das stimmt so nicht«, widersprach er mir. »Ich darf mich dir lediglich nicht zeigen.«
Auch noch ein Wortklauber. Große Klasse!
»In deinem Garten zu erscheinen, war schon gegen die Regeln«, fuhr er fort, als ich nichts sagte. »Wenn ich das noch mal mache, bekomme ich großen Ärger. Aber solltestdu in Not sein, brauchst du nur nach mir zu rufen und ich werde dir auf meine Weise helfen.«
»Dazu müsstest du mir erst mal deinen Namen verraten. Oder darfst du das auch nicht?«
Wieder strich sein Lachen über mich hinweg. »Mein Name ist Akashiel.«
»Akashiel also.« Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich jetzt tun oder wie ich reagieren sollte. Ein Teil von mir wünschte sich, dass dieser Kerl tatsächlich mein Schutzengel war, jemand, der nur für mich da war und auf mich achtgab – etwas, was ich zurzeit durchaus nötig zu haben schien –, während ein anderer Teil skeptisch blieb und eher an eine Nachwirkung der Kopfverletzung oder einen dummen Streich glaubte. Auch wenn ich auf den ersten Blick keine Tricks entdeckt hatte, mit deren Hilfe die Stimme in meinem Büro zu hören war, bedeutete das noch lange nicht, dass es sie nicht gab. Womöglich war es eine raffinierte technische Spielerei, deren Quelle in einem der Schränke oder einer Schublade zu finden war. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, wer mir einen derart fiesen Streich spielen sollte.
»Wenn du dich schon nicht zeigen darfst, könntest du mir zumindest etwas über dich erzählen.« Etwas, was mir beweist, dass du tatsächlich ein Engel bist.
Ich bekam keine Antwort.
»Kannst du mich hören?«
Nichts.
Akashiel war fort, das wurde mir in dem Moment bewusst, in dem ich nach ihm rief. Die Wärme, die mich erfüllt hatte, war nicht nur von seinem Lachen gekommen, sie war ein Teil seiner Präsenz gewesen.
12
I ch verließ das Büro ein paar Stunden vor Ladenschluss, um eine Idee zu verfolgen, die mir im Laufe des Nachmittags gekommen war. Letzte Nacht hatte Akashiel gesagt, wenn mir Mrs Kellermans Wissen nicht mehr weiterhalf, solle ich mich an eine andere Instanz wenden.
Anfangs hatte ich gedacht, er wäre diese Instanz. Ich hatte nach ihm gerufen. Mehrfach. Es sah ganz danach aus, als hätte er gewusst, dass ich mich nicht in Not befand und lediglich vorhatte, ihn mit Fragen zu löchern, weshalb er es vorzog, verschwunden zu bleiben.
Die nächste Instanz, die mir in den Sinn kam, war Kyle O’Neil. Er war ein Mann der Kirche. Wenn er nichts über Engel und andere Absonderlichkeiten wusste, wer dann? Da es mir ohnehin davor graute, das Internet nach Engeln abzusuchen und mich durch unzählige esoterische Websites zu klicken, beschloss ich, mein Glück zuerst bei ihm zu versuchen. Wenn das nichts half, konnte ich die Nacht immer noch im Netz verbringen.
Mit dem Buch über Engel und meiner Pistole in der Handtasche machte ich mich auf den Weg zur Kirche. Obwohl es helllichter Tag war und jede Menge Menschen auf der Straße unterwegs waren, fühlte ich mit jedem Schritt, den ich der Kirche und dem Friedhof näher kam, die Angst in mir aufsteigen. Dieselbe Angst, die ich auch in jener Nacht verspürt hatte, als die Maskierten hinter mir her gewesen waren.
Während mein Blick wachsam die Umgebung scannte, wanderten meine Gedanken zu dem Gespräch von vorhin, sofern man die Unterhaltung mit einem Unsichtbaren überhaupt so nennen konnte. Je länger ich darüber nachdachte, desto deutlicher wurde mir bewusst, dass ich die Stimmeschon einmal gehört hatte. Ich zerbrach mir schon eine ganze Weile den Kopf darüber, doch erst, als das schmiedeeiserne Tor zum Ruby Falls Park vor mir auftauchte, wurde mir klar, woher ich die Stimme kannte.
An dem Abend, als die Maskierten hinter mir her gewesen waren, hatte mir jemand zugerufen, ich solle laufen. Jemand, den ich nirgendwo hatte sehen können. Und war es nicht dieselbe Stimme gewesen, die mich vor dem kippenden Regal gewarnt hatte? Ich hatte angenommen, es sei Pat gewesen, doch plötzlich war ich mir da nicht mehr sicher. Konnte es sein, dass ich tatsächlich einen Schutzengel an meiner Seite hatte, der über mich wachte?
Da mir beim bloßen
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