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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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hinterließ. Kaum war ich im Haus, schob ich die Tür hinter mir zu und blieb an Ort und Stelle stehen.
    Trotz des Dämmerlichts sah ich den Flur deutlich vor mir. Ich warf meine Handtasche in Richtung Kommode, verfehlte sie jedoch. Die Tasche landete scheppernd auf dem Boden und ihr Inhalt ergoss sich über den Teppich, so wie sich Popcorns Blut über die Veranda …
    Ich stand wie angewurzelt da, nicht in der Lage, mich vom Fleck zu rühren. Selbst wenn ich mich hätte bewegen können, ich hätte nicht gewusst, wo ich hin sollte. Duschen und umziehen, wäre sicherlich die vernünftigste Idee gewesen, denn bei jeder Bewegung und jedem Atemzug stieg mir der Geruch des Blutes in die Nase und erinnerte mich an den armen Popcorn. Aber auch wenn ich die Klamottenloswerden und mich waschen wollte, stand ich noch immer so unter Schock, dass mir die Treppe wie ein unüberwindliches Hindernis erschien. Abgesehen davon würde Akashiel womöglich meine Hilfe brauchen. Was, wenn er keinen Karton fand? Aber wollte ich Popcorn wirklich in diesen Klamotten begraben? Natürlich nicht. Ich würde warten, bis Akashiel ihn in eine Kiste gelegt hatte, mich dann duschen, umziehen und in den Garten gehen, um ihn zu beerdigen.
    Ich verharrte an Ort und Stelle und wartete darauf, dass Akashiels Stimme erklang. Mehr als einmal war ich versucht, mich umzudrehen und durch eines der Fenster neben der Tür hinauszuspähen. Könnte ich Akashiel dann sehen oder war er für meine Augen unsichtbar? Der Gedanke, womöglich einen Blick auf meinen Schutzengel zu erhaschen, war durchaus reizvoll. Ich wollte die Person sehen, der diese dunkle Stimme gehörte, deren Wärme mir regelmäßig einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Aber ich hatte ihm mein Wort gegeben, mich von den Fenstern fernzuhalten, und so groß meine Neugierde auch sein mochte, so wenig mochte ich sein Vertrauen in mich enttäuschen. Am Ende handelte er sich noch Ärger ein, wenn ich ihn zu Gesicht bekam – selbst wenn es gegen seinen Willen geschah.
    Da stand ich nun, mit dem Rücken zur Tür, zitterte am ganzen Leib und wartete darauf, Akashiels Stimme zu hören, als plötzlich ein strahlendes Licht durch die Fenster hereinfiel, die Schatten verdrängte und den Flur bis in den hintersten Winkel erleuchtete. Ich fuhr herum und starrte auf eines der beiden Fenster neben der Tür. Dahinter war nichts anderes zu sehen als goldenes Licht, so wunderschön und voll Wärme, dass mir der bloße Anblick erneut die Tränen in die Augen trieb. All meine Sorgen und meine Trauer gerieten in Vergessenheit, weggespült von diesem unglaublichen Strahlen, das mich vollkommen ausfüllte und allesandere unwichtig erscheinen ließ. Niemals zuvor hatte ich etwas Derartiges empfunden. Nichts war mehr von Bedeutung, nicht der Unfall, nicht mein Vater und auch nicht meine Trauer. Im Schein dieses Lichts gab es nichts, was mich länger belasten konnte. Ich existierte einfach, erfüllt von Glück und Zufriedenheit und dem Wunsch, dass es niemals enden möge.
    Ein erschrockenes Fauchen erklang, gefolgt von Akashiels Lachen.
    Dann versiegte das Licht.
    Es tat beinahe körperlich weh, diesen wundervollen Anblick zu verlieren. Ich sehnte mich danach zurück, wollte die Wärme und das Glück wieder spüren, das ich einige Herzschläge lang empfunden hatte. Mir war kalt. Ein Gefühl, wie man es hat, wenn man länger vor einem Heizkörper oder einem Kaminfeuer stand und dann zurücktrat.
    »Akashiel?«
    »Es geht ihm gut«, hörte ich den Engel sagen. »Ich muss weg, ein dringender Auftrag.«
    »Was …?«
    Ich bekam keine Antwort. Akashiel war fort, das spürte ich, ebenso wie ich den Verlust der Wärme und des Glücks gespürt hatte, als das Licht erloschen war.
    Es geht ihm gut.
    Was zum Teufel sollte das heißen?
    Ich hatte ein Fauchen gehört und für einen Moment geglaubt, es wäre Popcorn, aber das konnte unmöglich … Ich riss die Tür auf und stürzte nach draußen. Die Veranda lag verlassen in der Dunkelheit. Lediglich die dunklen Flecken, die sein Blut auf dem Holzboden hinterlassen hatten, erinnerten daran, was geschehen war.
    Popcorn war nicht da. Er saß nicht auf dem Geländer und blickte mir verschlafen entgegen, wie er es so oft getan hatte.
    Natürlich nicht.
    Er war tot.
    Akashiel hatte ihn in eine Kiste gepackt und hinters Haus gebracht, damit ich ihn begraben konnte. Aber das Licht. Was hatte es mit dem Licht auf sich gehabt? Musste das nicht etwas bedeuten?
    Vielleicht war es

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